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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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den Gästezimmern, da ist – war Amos' Zimmer ...«, sie stockte und sah sich erschreckt um. »Wir sind nicht allein«, stieß sie hervor. »Dort ...«
    Eine Tür öffnete sich, und Lampenlicht blendete uns. Ylenia hob die Hände für einen Bann, aber Ida hieß sie mit einer Geste innehalten.
    »Willkommen in Iskerias«, sagte eine Frauenstimme. Eine stämmige Silhouette zeichnete sich im Türrahmen ab. »Ylenia, meine Liebe. Ich freue mich. Und Mellis, alte Freundin, wir haben uns lange nicht gesehen. Kommt herein, bitte.«
    Die Frau trat zurück und ließ uns passieren. Wir betraten das hell erleuchtete Zimmer, in dem uns einige finster dreinschauende Männer erwarteten. Die Khanÿ war mitten im Raum stehen geblieben, die Hände in die Seiten gestemmt, und musterte uns gründlich. Sie blickte Ida an und dann mich, und ihre Augen weiteten sich erstaunt. Ich erwiderte den Blick, und meine Wahrnehmung verdoppelte sich seltsam: Einerseits hatte ich diese grauhaarige, kräftige Frau noch nie in meinem Leben zu Gesicht bekommen, andererseits waren mir ihre herben Züge nur zu vertraut.
    »Setzt euch«, sagte die Khanÿ und scheuchte mit einem herrischen Blick ihre Männer von den Stühlen hoch. Eine knappe Kopfbewegung schickte alle von ihnen bis auf einen freundlich aussehenden jungen Mann aus dem Raum.
    »Dorkas«, setzte Mellis an, die bis dahin erschüttert geschwiegen hatte. Die Khanÿ schüttelte den Kopf und wies erneut auf die leer gewordenen Sitzgelegenheiten.
    »Bitte, nehmt Platz«, wiederholte sie. »Ich habe euch erwartet. Meine Leute hatten mir gemeldet, dass eine Reisegruppe sich auf Schleichwegen durch Iskerias bewegt, und aus ihren Beschreibungen konnte ich mir recht gut ein Bild machen. Was kann ich für euch tun?« Ihr gelassener Blick ruhte für einen Moment auf Ida und wanderte dann weiter zu Mellis und Ylenia.
    »Wir sind auf der Durchreise«, antwortete Ylenia knapp. »Wir hatten die Hoffnung, hier übernachten zu können. Würde es dir etwas ausmachen, uns für eine Nacht zu beherbergen?« Sie warf einen mahnenden Blick auf Mellis, die mit verbissener Miene auf der Stuhlkante hockte, als wolle sie jeden Moment aufspringen.
    Dorkas zog eine Augenbraue hoch. Ein spöttisches Lächeln kräuselte ihre Mundwinkel. »Selbstverständlich, meine Liebe«, erwiderte sie deutlich belustigt, aber überaus höflich. »Ihr seid mir willkommen.«
    »Du wirst dich gewundert haben, mich und meine Leute hier anzutreffen«, wandte sie sich unverblümt an Ida. »Die Lage hat sich seit dem Einmarsch eurer Truppen zugespitzt, und mein altes Quartier war nicht mehr sicher. Ich habe einen Teil meiner Organisation aufgelöst und bin dabei, sie neu zu strukturieren. Man muss sich den Gegebenheiten anpassen, wenn man geschäftsfähig bleiben will.«
    Die bittere Ironie in ihren Worten war scharf wie Kresse und deutlich zu schmecken. Ida hob das Kinn und lächelte ihre alte Freundin an. Mellis rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum und räusperte sich gereizt. »Dorkas, wenn ich einen Moment allein mit dir sprechen dürfte ...«, begann sie. Aber Ida unterbrach sie zu aller Erstaunen.
    »Devvy, dein Bruder ist tot«, sagte sie zu dem jungen Mann, der still und unauffällig in der Ecke gesessen hatte. »Er hat gestern versucht, aus dem Palast zu fliehen und wurde von einer der Wachen getötet. Es war ein dummer Unfall, Devvy. Die Soldaten hatten den strikten Befehl, ihm kein Haar zu krümmen. Der Hierarch sucht jetzt nach dir, um sich bei dir zu entschuldigen und einen Friedensvertrag mit dir auszuhandeln.«
    Alle starrten Ida sprachlos an. Der junge Mann war blass geworden und warf einen Hilfe suchenden Blick auf die Khanÿ, die ebenso verdutzt dreinsah wie wir anderen. »Wenn das stimmt ...«, sagte der junge Mann, den Ida Devvy genannt hatte, heiser. »Dorkas, wenn das stimmt!«
    Die Khanÿ ging wortlos zur Tür und öffnete sie. Sie bellte einen Namen und gab dem heraneilenden Mann einige leise Befehle. Der nickte gehorsam und verließ den Raum. »Also«, sagte Dorkas gefährlich leise. »Woher hast du diese Information, Ida? Los, rück raus damit, ich muss es wissen!«
    Ida öffnete verwirrt die Augen. Ihr hilfloser, blinder Blick wanderte durch das Zimmer. »Ich weiß es«, sagte sie kläglich. »Devvy ist der jüngste Sohn des alten Padischah und sein einziger überlebender männlicher Nachkomme. Das ist doch deutlich zu sehen!« Ihre Stimme begann, schrill zu klingen. Ich griff nach ihrer Hand und drückte sie

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