Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
bewegen. »Wir können aufbrechen«, sagte Ida schwach. »Es geht mir schon viel besser.«

    Draußen im Hof erwartete uns die Khanÿ. Sie sah Ida besorgt an und nahm sie bei den Schultern, um sie beiseite zu führen. Ich konnte beobachten, wie sie auf Ida einredete. Meine Schwester kniff hartnäckig die Lippen zusammen, und die Khanÿ schüttelte sie ein wenig. Ida lachte unwillig auf und senkte dann zustimmend den Kopf. Dorkas lächelte, was ihr herbes Gesicht ungewöhnlich weich erscheinen ließ, und nahm Ida herzlich in den Arm. Dann ließ sie sie los und kam mit energischen Schritten zu uns.
    »Kommt gut nach Hause«, sagte sie und sah Ylenia mit einer Frage in den Augen an. Die Weiße Hexe zögerte einige Sekunden und reichte Dorkas schließlich mit einem halben Lächeln die Hand. Die Khanÿ drückte sie schmunzelnd. Dann wandte sie sich mir zu und musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. »Wir sehen uns bestimmt wieder«, sagte sie. Es klang fast wie eine Drohung. Sie wollte noch etwas hinzufügen, da trat Tallis aus dem Haus. Ihr dunkles Gesicht war besorgt und ein wenig unglücklich. Dix folgte ihr auf dem Fuß, und auch seine Miene wirkte verbissen.
    »Sie bleibt?«, fragte Ylenia.
    Tallis nickte stumm und ging zu unserem Packpferd. Sie begann, das wenige Gepäck abzuladen, das ihrer Tochter gehörte, und Dix nahm es schweigend in Empfang. Dann zögerte sie und sah den kleinen Mann fragend an. »Du bist im Großen Nest willkommen«, sagte sie leise.
    Dix nickte und sah Dorkas an. Die Khanÿ hob mit spöttisch funkelnden Augen die Brauen. »Ich bleibe auch hier«, sagte Dix abrupt.
    Dorkas verbarg ein Schmunzeln und wandte sich ab. »Gute Reise«, wünschte sie uns und verschwand im Haus.

    Ihr Wunsch begleitete uns zuverlässig. In der Nähe der Grenze wurden wir von einer Patrouille aufgehalten, die uns jedoch ungehindert Weiterreisen ließ, als ihr Kommandant erkannte, dass er das Oberhaupt des Weißen Ordens vor sich hatte. Ylenia erkundigte sich bei ihm nach der Lage im Hort. Er sah sie etwas verwundert an – immerhin kamen wir offensichtlich gerade von dort – und berichtete zuvorkommend alles, was er wusste. Der neue Padischah, jüngster Sohn des alten Herrschers, hatte mit der Hierarchie Frieden geschlossen. Die Grenzen waren ab jetzt nach beiden Seiten offen, wurden aber weiterhin unter Beobachtung gehalten, und außerdem waren noch Truppen der Hierarchie im Hort stationiert. Der Hierarch wollte sichergehen, dass ein Angriff wie die vorhergegangene Ausbreitung der Nebelgrenze nicht wieder vorkam.
    Ylenia hörte sich dies alles schweigend an. Sie dankte dem Soldaten freundlich und hieß uns weiterreiten. Wir gelangten ohne Zwischenfälle über das Gebirge, wobei auch das Wetter uns freundlich gesonnen blieb, obwohl der Winter vor der Tür stand.

    Tallis blieb ebenfalls noch einige Tage im Ordenshaus, um sich von der Reise zu erholen, und brach dann zum Großen Nest auf. Der erste Schnee war schon gefallen, und sie hatte Sorge, wenn sie noch länger bliebe, hier überwintern zu müssen. Der Abschied von ihr fiel mir schwer. Dix und sie waren meine ältesten Freunde auf dieser Welt. Außerdem nahm sie Ida mit, um sie von der besten Seherin der Grennach ausbilden zu lassen. Ich hätte mich von allen verlassen gefühlt, wäre da nicht Ylenia gewesen, die neben mir stand und ihre Hand auf meiner Schulter ruhen ließ. Tallis umarmte mich und versicherte mir, schon im Frühjahr würden wir uns wieder sehen. Dann traten sie und Ylenia einige Schritte beiseite und ließen Ida und mich taktvoll alleine.
    Wir standen fast ein wenig verlegen voreinander und suchten nach Worten. Dann lachte Ida auf und legte ihre Arme um mich. »Wir sehen uns bald wieder«, flüsterte sie in mein Ohr. »Und vergiß nicht: Wir sind niemals ohne einander. Ich kann dich immer noch spüren, Eddy.«
    Ich nickte und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. »Kannst du dich so weit von Ter'terkrin trennen?«, brachte ich heraus.
    Ida blinzelte mich aufmunternd an. »Solange sie bei dir ist, ist sie auch bei mir. Leb wohl bis zum Frühjahr, meine Schwester. Wenn wir uns wieder sehen, bist du eine Weiße Hexe.«
    »Und du eine Seherin.« Ich drückte sie noch einmal fest. »Grüß das Große Nest von mir.«
    Ylenia und ich standen noch lange vor der Tür des Hauses und sahen den beiden Reisenden nach. Schließlich zog meine Tante fröstelnd ihr Schultertuch enger um den Leib und schlug vor, hineinzugehen. Wir wandten uns mit

Weitere Kostenlose Bücher