Anita Blake 02 - Bllutroter Mond
Was ich Dolph über Dominga Salvador gesagt hatte, stimmte. Sie würde nicht mit Polizisten reden, aber das war nicht der Grund gewesen, weshalb ich ihm ihren Namen nicht hatte nennen wollen.
Wenn die Polizei an Domingas Tür klopfte, würde sie wissen wollen, wer sie geschickt hatte. Und sie würde es herausfinden. Die Señora war die mächtigste Voodoopriesterin, die ich kannte. Einen Mörderzombie zu erwecken war nur eines der vielen Dinge, die sie tun konnte, wenn sie wollte.
Offen gestanden, es gab noch Schlimmeres als Zombies, die in dunkler Nacht durchs Fenster gekrochen kamen. Ich wusste so wenig über diese Seite des Voodoo, wie ich mir erlauben konnte. Aber das meiste davon hatte die Señora ersonnen.
Nein, ich wollte nicht, dass Dominga Salvador auf mich böse wurde. Also sah es ganz danach aus, als würde ich mich morgen mit ihr unterhalten. Das war etwa, als hätte man einen Termin beim Paten. Oder in diesem Fall bei der Patin. Das Dumme war nur, diese Patin war unzufrieden mit mir. Dominga hatte mich mehrmals in ihr Haus eingeladen. Zu ihren Zeremonien. Ich hatte höflich abgelehnt. Ich glaube, dass ich eine Christin war, enttäuschte sie. Darum hatte ich ein persönliches Treffen zu vermeiden gewusst - bisher.
Ich würde die mächtigste Voodoopriesterin in den Vereinigten Staaten, vielleicht sogar des nordamerikanischen Kontinents fragen, ob sie zufällig gerade einen Toten erweckt hatte. Und ob dieser Zombie zufällig gerade durch die Gegend lief und Leute umbrachte, auf ihren Befehl. War ich verrückt? Vielleicht. Alles deutete darauf hin, dass auch der nächste Tag sehr ereignisreich werden würde.
4
Der Wecker klingelte. Ich rollte mich herum, schlug auf die Knöpfe der Digitaluhr und hoffte bei Gott, dass ich bald das Weckintervall fand. Schließlich musste ich mich auf einen Ellbogen stemmen und tatsächlich die Augen öffnen. Ich schaltete den Alarm aus und starrte auf die Leuchtziffern. 06:00 Uhr. Scheiße. Ich war erst um drei nach Hause gekommen.
Warum hatte ich den Wecker auf sechs gestellt? Ich konnte mich nicht erinnern. Nach nur drei Stunden Schlaf bin ich nicht gerade in Topform. Ich ließ mich wieder in das warme Lakennest sinken. Die Augen fielen mir gerade wieder zu, als es mir einfiel. Dominga Salvador.
Sie hatte zugestimmt, sich heute Morgen um sieben mit mir zu treffen. Von wegen Frühstücksmeeting. Ich mühte mich aus den Laken heraus und blieb für eine Minute auf der Bettkante sitzen. Es war vollkommen still. Der einzige Laut war das Summen der Klimaanlage. Totenstille.
Dann stand ich auf; in meinem Kopf blitzten blutüberströmte Teddybären.
Fünfzehn Minuten später war ich angezogen. Ich duschte immer nach der Arbeit, egal, wie spät ich nach Hause kam. Der Gedanke, mich mit angetrocknetem Hühnerblut zwischen schöne saubere Laken zu legen, war mir zuwider. Manchmal war es auch Ziegenblut, meistens aber Hühnerblut.
Bei meiner Aufmachung war ich einen Kompromiss ein gegangen, ich wollte meinen Respekt erweisen, ohne in der Hitze zu zerfließen. Das wäre einfach gewesen, wenn ich keine Waffe hätte tragen wollen. Nennen Sie es Paranoia, aber ich verlasse das Haus nicht ohne.
Die gebleichte Jeans, Sportsocken und Turnschuhe waren bequem. Ein Uncle Mike's Innenhosenholster mit einer 9 mm Firestar vervollständigten das Outfit. Die Firestar nahm ich als Ersatz für die Browning Hi-Power. Die Browning war viel zu klobig, um sie in die Hose zu stecken, aber die Firestar passte prima. Jetzt brauchte ich nur noch ein Hemd, das die Waffe bedeckte, dabei aber zugänglich hielt. Das war schwieriger, als es sich anhört. Schließlich entschied ich mich für ein taillenkurzes Oberteil, das knapp über den Hosenbund reichte. Ich drehte mich vor dem Spiegel.
Die Waffe war nicht zu sehen, solange ich daran dachte, die Arme nicht allzu hoch zu heben. Das Oberteil war leider hellrosa. Welcher Teufel hatte mich geritten, dass ich dieses Ding gekauft hatte? Ich konnte mich wirklich nicht erinnern. Vielleicht hatte ich es geschenkt bekommen? Hoffentlich. Der Gedanke, dass ich wirklich Geld für etwas Rosafarbenes ausgegeben hatte, war mehr, als ich ertragen konnte.
Die Vorhänge waren noch zugezogen. Das ganze Apartment lag im Halbdunkel. Sie waren extra schwer, eine Sonderanfertigung. Hier drinnen gab es kaum Tageslicht, und ich vermisste es nicht besonders. Ich knipste die Lampe über dem Aquarium ein. Die Engelsfische
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