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Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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landete hart im Sitzen.
     
    »Anita, alles in Ordnung?«, schrie Dolph.
     
    Ich blickte über die Schulter und sah, dass ich vor dem Blick der anderen verborgen war. »Es geht mir gut«, rief ich. Ich stand auf, vorsichtig darauf bedacht, nicht auf das alte Grab zu treten. Wer immer hier unter der Erde lag, war kein fröhlicher Sportsfreund. Das war eine unheilvolle Stelle. Kein Geist, kein Spuk, sondern etwas anderes befand sich hier. Wahrscheinlich hatte es hier einen ausgewachsenen Geist gegeben, aber die Zeit hatte ihn zerschlissen. Geister zerschleißen wie alte Kleider und wandern dahin, wo immer alte Geister hinwandern.
     
    Das eingesunkene Grab würde verschwinden, vermutlich noch zu meinen Lebzeiten. Sofern ich Killerzombies für ein paar Jahre meiden könnte. Und Pistolen tragende Menschen. Oh Mann, genauso gut könnte der unheilvolle Fleck mich überdauern.
     
    Ich schaute zurück und sah Dolph und die Kammerjäger etwa zwanzig Meter hinter mir. Zwanzig Meter, war das nicht schrecklich weit? Ich hatte sie gebeten zurückzubleiben, aber ich hatte nicht gemeint, sie sollten mich hängen lassen. Ich war einfach nie zufrieden.
     
    Wenn ich ihnen jetzt zuriefe, dichter aufzuschließen, würden sie dann nicht ärgerlich werden? Wahrscheinlich. Ich ging weiter und bemühte mich, auf kein Grab mehr zu treten. Aber das war schwierig, da die meisten Steine im hohen Gras verborgen standen. So viele unbezeichnete Gräber, so viel Verwahrlosung.
    Ich könnte die ganze Nacht lang ziellos umherwandern. Hatte ich wirklich geglaubt, ich könnte zufällig über das richtige Grab laufen? Ja. Hoffnung keimt ewig, besonders wenn die Alternative unmenschlich ist.
     
    Vampire waren einmal gewöhnliche Menschen, Zombies auch. Die meisten Lykanthropen fangen als Menschen an, aber es gibt auch einige Fälle eines vererbten Fluches. Alle Monster sind einmal normal gewesen, außer mir. Ich habe mir diesen Beruf nicht ausgesucht. Ich habe nicht eines Tages beim Berufsberater gesessen und gesagt: »Ich würde meinen Lebensunterhalt gern mit Totenerweckungen verdienen.« Nein, so nett oder anständig ist es nicht abgelaufen.
     
    Ich habe immer eine Affinität zu den Toten gehabt. Immer schon. Nicht für frisch Verstorbene. Nein, ich mache mich nicht an Seelen zu schaffen, aber wenn die Seele fort ist, weiß ich es. Ich kann es fühlen. Lachen Sie nur. Es ist die Wahrheit.
     
    Als ich klein war, hatte ich einen Hund. Wie die meisten Kinder. Es war eine Hündin, und wie es die meisten Kinder erleben, starb sie irgendwann. Ich war dreizehn. Wir begruben Jenny im Garten. Eine Woche nach ihrem Tod wachte ich nachts auf und fand sie zusammengerollt neben mir liegen. Das dichte schwarze Fell war voller Erde. Die toten braunen Augen folgten jeder meiner Bewegungen, ganz so, als wäre sie noch lebendig.
     
    Einen heftigen Moment lang glaubte ich, sie wäre noch am Leben, ihr Tod ein Irrtum. Aber ich erkenne es, wenn einer tot ist. Fühle es. Rufe ihn aus dem Grab. Ich frage mich, was Dominga Salvador über die Geschichte denken würde. Ein Tier aus dem Grab zu rufen. Wie schockierend. Einen Toten zufällig zu erwecken. Wie beängstigend. Wie anormal.
     
    Meine Stiefmutter Judith hat sich niemals von dem Schock erholt. Sie erzählt kaum jemandem, womit ich mein Geld verdiene. Und Vater? Nun, Vater ignoriert es ebenfalls. Ich habe versucht, es zu ignorieren, konnte es aber nicht. Ich will nicht ins Detail gehen, aber verbinden Sie etwas mit den toten Tieren am Straßenrand? Judith hat Erfahrung damit. Für sie war ich so was wie die Albtraumversion des Rattenfängers von Hameln.
     
    Mein Vater brachte mich schließlich zu meiner Großmutter mütterlicherseits. Sie war nicht so beängstigend wie Dominga Salvador, aber sie war ... interessant. Oma Flores stimmte mit Vater überein. Ich sollte nicht in der Kunst des Voodoo geschult werden, nur so viel, dass ich meine, äh, Probleme in den Griff bekäme. »Lehre sie nur, es zu kontrollieren«, bat Vater.
     
    Sie tat es. Ich tat es. Vater nahm mich wieder mit nach Hause. Es wurde nie wieder erwähnt. Zumindest nicht in meiner Gegenwart. Ich habe mich immer gefragt, was meine liebe Stiefmutter hinter verschlossenen Türen redete. Darüber jedenfalls war Vater auch nicht erfreut. Zum Teufel, ich auch nicht.
     
    Bert hat mich gleich vom College weg angeworben. Ich habe nie erfahren, woher er über mich Bescheid wusste. Ich habe ihn zuerst zurückgewiesen, aber dann wedelte er mit Geld.

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