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Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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wurde aufgeschlossen, dann geöffnet. Von Evans war nichts zu sehen, aber die Tür stand offen. Ich ging hinein. Evans stand hinter der Tür, er versteckte sich.
     
    Er schloss die Tür, indem er sich mit dem Rücken dagegen lehnte. Sein Atem ging flach und schnell, als wäre er gerannt. Sein gelbes Haar hing strähnig über den Kragen des dunkelblauen Bademantels. Das Gesicht verbarg er zur Hälfte hinter einem stacheligen roten Bart.
     
    »Wie geht es Ihnen, Evans?« Er blieb an die Tür gelehnt, die Augen weit aufgerissen. Er atmete noch immer zu schnell. Hatte er irgendein Zeug genommen? »Evans, alles in Ordnung?« Im Zweifelsfall die Frage leicht abändern. Er nickte. »Was wollen Sie?«, fragte er atemlos.
     
    Ich ahnte, dass er mir nicht glauben würde, ich sei zufällig vorbeigekommen. Nennen Sie es Instinkt. »Ich brauche Ihre Hilfe.« Er schüttelte den Kopf. »Nein.« »Sie wissen nicht einmal, was ich will.« Er schüttelte den Kopf. »Spielt keine Rolle.« »Darf ich mich setzen?«, fragte ich. Wenn Offenheit nicht wirkte, dann vielleicht Höflichkeit. Er nickte. »Sicher.«
     
    Ich schaute mich in dem kleinen Wohnbereich um. Ich nahm fest an, dass es unter den Zeitungen, den Papptellern, halb vollen Tassen und alten Klamotten eine Couch gab. Auf dem Tisch lag eine Schachtel mit versteinerter Pizza. Die Luft roch verbraucht. Würde er ausflippen, wenn ich etwas zur Seite rückte? Konnte ich mich auf den Haufen setzen, den ich für die Couch hielt, ohne dass etwas einstürzte? Ich entschied mich für einen Versuch. Ich würde mich auch in diese bescheuerte Pizzaschachtel setzen, wenn Evans zur Hilfe bereit wäre. Ich hockte mich auf einen Stapel Zeitungen. Darunter befand sich eindeutig etwas Großes, Stabiles. Möglicherweise eine Couch. »Kann ich eine Tasse Kaffee kriegen?«
     
    Er schüttelte den Kopf. »Keine saubere Tasse da.« Das leuchtete mir ein. Er drückte sich noch immer gegen die Tür, als hätte er Angst, näher zu kommen. Die Hände hatte er in den Taschen seines Bademantels vergraben. »Können wir einfach reden?«, fragte ich. Er schüttelte den Kopf. Ich ebenfalls. Darauf runzelte er die Stirn. Vielleicht war doch jemand zu Hause.
     
    »Was wollen Sie?«, fragte er. »Was ich gesagt habe, Ihre Hilfe.« »Ich mache das nicht mehr.« »Was?«, fragte ich. »Das wissen Sie«, sagte er. »Nein, Evans, weiß ich nicht. Sagen Sie es mir.« »Ich fasse nichts mehr an.« Ich sah ihn erstaunt an. Das war eine seltsame Ausdrucksweise. Ich blickte über das schmutzige Geschirr, die Kleidungsstücke. Es sah so aus, als fasste er überhaupt gar nichts mehr an. »Evans, zeigen Sie mir Ihre Hände.« »Nein«, kam es laut und klar.
     
    Ich stand auf und ging auf ihn zu. Es dauerte nicht lange. Er wich in die Ecke zwischen Tür und Durchgang zum Schlafbereich zurück. »Zeigen Sie mir Ihre Hände.« Tränen quollen ihm aus den Augen. Er blinzelte, und sie rollten ihm über die Wangen. »Lassen Sie mich in Ruhe«, sagte er.
     
    Mir wurde es eng in der Brust. Was hatte er getan? Gott, was hatte er getan? »Evans, entweder Sie zeigen mir Ihre Hände freiwillig, oder ich zwinge Sie dazu.« Ich widerstand dem Drang, ihn am Ärmel zu fassen, das war nicht ratsam.
     
    Er weinte jetzt heftiger, mit kleinen Schluchzern. Er zog die linke Hand hervor. Sie war blass, knochig, unversehrt. Ich seufzte auf. Danke, lieber Gott. »Was dachten Sie, was ich getan hätte?«, fragte er.I
    ch schüttelte den Kopf. »Fragen Sie nicht.« Er sah mich an, sah mich wirklich an. Ich hatte seine Aufmerksamkeit. »So verrückt bin ich nicht«, sagte er.
     
    Ich wollte schon sagen, »ich habe Sie nie für verrückt gehalten«, aber offensichtlich stimmte das nicht. Ich hatte geglaubt, er habe sich die Hände abgehackt, damit er nichts mehr anzufassen brauchte. Gott, das war verrückt. Ernsthaft verrückt. Und ich war hier, um ihn zu bitten, mir in einem Mordfall zu helfen. Wer von uns war verrückter? Ersparen Sie mir die Antwort.
     
    Er schüttelte den Kopf. »Was tun Sie hier, Anita?« Die Tränen waren noch nicht getrocknet, aber seine Stimme klang wieder ruhig und normal. »Ich brauche Ihre Hilfe in einem Mordfall.« »Ich mache so etwas nicht mehr. Das habe ich Ihnen schon gesagt.« »Sie haben mir einmal gesagt, dass Sie niemals ohne Visionen sind. Dass Sie das Hellsehen nicht einfach abschalten können.«
     
    »Aus diesem Grund bleibe ich hier drinnen. Wenn ich nicht ausgehe, sehe ich niemanden. Ich habe keine

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