Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
lass ihn nicht neben mir sterben.
38
Larry setzte mich um fünf nach neun vor meinem Haus ab. Meine Schlafenszeit war längst vorbei. Ich nahm die Sporttasche vom Rücksitz. Wollte meine Animatorausrüstung nicht zurücklassen. Ich verriegelte und schloss die Tür, dann beugte ich mich noch einmal in die Beifahrertür. »Wir treffen uns heute Nachmittag um fünf wieder hier, Larry. Sie sind vorläufig der Fahrer, bis ich ein neues Auto habe.«
Er nickte. »Falls ich zu spät nach Hause komme, lassen Sie sich von Bert nicht allein rausschicken, in Ordnung?« Daraufhin sah er mich an. Sein Gesicht drückte einen Gedanken aus, den ich nicht lesen konnte. »Sie denken, ich kann es nicht allein?«
Ich wusste, dass er es allein nicht konnte, aber das sagte ich nicht laut. »Das ist erst Ihr zweiter Arbeitstag. Gönnen Sie sich selbst und mir eine Pause. Ich werde Ihnen beibringen, wie man Vampire jagt, aber unsere Hauptarbeit sind Totenerweckungen. Versuchen Sie, daran zu denken.«
Er nickte.
»Larry, wenn Sie schlecht träumen, machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe das auch von Zeit zu Zeit.« »Sicher«, sagte er. Er ließ den Motor an, und ich musste die Tür zuwerfen. Schätze, er wollte nicht weiterreden. Nichts, was wir bisher erlebt hatten, würde mir Albträume bereiten, aber ich wollte, dass er darauf vorbereitet war. Sofern bloße Worte einen überhaupt darauf vorbereiten konnten, womit wir es zu tun hatten.
Eine Familie lud Kühltaschen und einen Picknickkorb in einen grauen Van. Der Mann sah gut gelaunt aus. »Ich glaube nicht, dass wir noch viele so schöne Tage bekommen werden.«
»Da werden Sie wohl Recht haben.« Es war das freundliche Geplauder mit Leuten, deren Namen man nicht kennt, deren Gesichter man aber immer wieder sieht. Wir waren Nachbarn, darum grüßten wir uns, mehr aber nicht. So gefiel es mir. Wenn ich nach Hause kam, wollte ich nicht, dass emand herüberkam und sich eine Tasse Zucker auslieh.
Die einzige Ausnahme machte ich für Mrs Pringle, und die verstand mein Bedürfnis nach Abgeschiedenheit.
In der Wohnung war es warm und still. Ich verschloss die Tür und lehnte mich dagegen. Zu Hause, wunderbar. Ich warf die Lederjacke auf die Couchlehne und roch Parfüm. Es war blumig und fein und hatte eine pudrige Note, wie sie nur die teuren haben. Es war nicht meine Marke.
Ich zog die Browning und drehte den Rücken zur Tür. Ein Mann kam um die Ecke aus dem Wohnzimmer. Er war groß, dünn, hatte schwarzes Haar, das vorne kurz geschnitten und hinten lang war. Der letzte Schrei. Er stand einfach da, an die Wand gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, und lächelte mich an.
Ein zweiter kam hinter der Couch hervor. Er war kleiner, muskulöser, blond und lächelte ebenfalls. Er setzte sich auf die Couch, hielt die Hände, wo ich sie sehen konnte. Keiner hatte eine Waffe, oder keine, die zu sehen war.
»Wer zum Teufel sind Sie?«
Ein großer Schwarzer kam aus dem Schlafzimmer. Er trug einen ordentlichen Schnurrbart, die Augen waren hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt.
Neben ihm kam die Lamia zum Vorschein. Sie war in Menschengestalt und demselben roten Kleid, das sie gestern getragen hatte. Aber heute trug sie scharlachrote Schuhe mit hohen Absätzen. Sonst hatte sich nichts verändert. »Wir haben auf Sie gewartet, Ms Blake.« »Wer sind die Männer?«
»Mein Harem.« »Ich verstehe nicht.« »Sie gehören zu mir.« Sie zog dem schwarzen Mann die rot lackierten Nägel über die Hand, sodass eine feine blutige Linie entstand. Er lächelte nur.
»Was wollen Sie?« »Mr Oliver will Sie sprechen. Er schickt uns, um Sie zu holen.« »Ich weiß, wo er wohnt. Ich kann selbst hinfahren.« »Oh, nein, wir mussten uns beeilen«, sagte sie und schaukelte sich durch das Zimmer. »Ein garstiger Kopfgeldjäger hat gestern versucht, Oliver zu töten.«
»Was für ein Kopfgeldjäger?« War das Edward gewesen? Sie wedelte mit der Hand. »Wir wurden einander nicht vorgestellt. Oliver wollte nicht, dass ich ihn töte, darum ist er entkommen, und wir mussten uns beeilen.«
Das klang vernünftig, aber ... »Wo ist er jetzt?« »Wir bringen Sie zu ihm. Unser Wagen steht draußen.« »Warum holt Inger mich denn nicht ab?« Sie zuckte die Achseln. »Oliver gibt die Befehle, und ich befolge sie.« Über ihr Gesicht huschte ein Ausdruck - Hass. »Wie lange ist er schon Ihr Meister?« »Zu lange«, antwortete sie.
Ich
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