Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
Baum liegen blieb.
     
    Die Lamia erschien in der Felsspalte. Ihr machte Sonnenlicht nichts aus. Sie strengte sich an, um hinauszukommen, zerrte an den Felskanten, aber mit ihrer stattlichen Brust würde es nicht gehen. Ihren Schlangenleib mochte sie verschmälern können, aber nicht den menschlichen Oberkörper.
     
    Aber vorsichtshalber richtete ich mich auf und begann, den Abhang hinabzulaufen. Er war so steil, dass ich von Baum zu Baum laufen und sehr aufpassen musste, um nicht zu stürzen. Das Brausen von vorbeifahrenden Autos lag direkt vor mir. Eine Straße, eine verkehrsreiche, dem Lärm nach zu urteilen.
     
    Ich fing an zu rennen, dem Autolärm entgegen, überließ mich dem Abwärtsschwung, der mich schneller und schneller werden ließ. Durch die Bäume konnte ich schon die Straße erkennen.
     
    Ich taumelte an den Straßenrand, glitschig vom Schlamm, nass bis auf die Knochen, vor Kälte zitternd. Es war mir nie besser gegangen. Zwei Wagen brausten vorbei, ignorierten mein heftiges Winken. Vielleicht lag es an der Pistole im Schulterholster.
     
    Ein grüner Mazda zog an den Rand und hielt. Der Fahrer beugte sich herüber und öffnete die Beifahrertür. »Spring rein.«
     
    Es war Edward.
     
    Ich starrte in seine blauen Augen, und sein Gesicht war so unergründlich wie das einer Katze und ebenso selbstzufrieden. Es war mir scheißegal. Ich rutschte auf den Sitz und verriegelte die Tür.
     
    »Wohin?«, fragte er. »Nach Hause.« »Brauchst du keinen Arzt?« Ich schüttelte den Kopf. »Du bist mir wieder gefolgt.« Er lächelte. »Im Wald habe ich dich verloren.«
     
    »Stadtmensch«, sagte ich.
     
    Sein Lächeln wurde breiter. »Lass die Schimpfwörter. Du siehst aus, als wärst du durch die Pfadfinderprüfung gerasselt.«
     
    Ich wollte schon etwas erwidern, doch dann ließ ich es. Er hatte Recht, und ich war einfach zu müde zum Streiten.
     
    41
     
    In ein großes Strandtuch gewickelt saß ich auf dem Rand der Badewanne. Ich hatte geduscht, mir die Haare gewaschen und Schlamm und Blut in den Ausguss gespült. Mit Ausnahme des Blutes, das mir noch immer aus dem tiefen Kratzer am Rücken lief. Edward drückte ein kleineres Handtuch auf die Wunde, um die hartnäckige Blutung zu stillen.
     
    »Wenn es zu bluten aufgehört hat, werde ich dich verbinden«, sagte er. »Danke.« »Scheint, als müsste ich dicj immer wieder zusammenflicken.«
     
    Ich schoss ihm über die Schulter einen Blick zu und zuckte empfindlich zusammen. »Den Gefallen habe ich schon zurückgezahlt.« Er lächelte. »Stimmt.«
     
    Meine Hände waren bereits verbunden. Ich sah aus wie eine angehende Mumie.
     
    Er betastete die Bisswunde an der Wade. »Das macht mir Sorgen.« »Mir auch.« »Es gibt keine Verfärbung.« Er blickte auf. »Keine Schmerzen?«
     
    »Nein. Es war keine richtige Lamia, und vielleicht war sie nicht ganz so giftig. Übrigens, glaubst du, dass in St. Louis irgendwo das Gegengift zu kriegen ist? Sie gelten seit über zweihundert Jahren als ausgerottet.«
     
    Edward betastete die Haut rings um die Wunde. »Ich kann keine Schwellung fühlen.«
     
    »Es ist über eine Stunde her, Edward. Wenn das Gift wirken soll, müsste es jetzt so weit sein.«
     
    »Ja.« Er musterte den Biss. »Behalte das im Auge.« »Ich wusste nicht, dass es dich kümmert«, sagte ich.
     
    Seine Miene war leer, nichts sagend. »Ohne dich wäre die Welt viel uninteressanter.« Sein Tonfall war gleichgültig. Es hörte sich an, als sei er gar nicht anwesend. Doch es war ein Kompliment. Von Edward sogar ein riesiges.
     
    »Oh Mann, Edward, zügle deine Begeisterung.«
     
    Er bedachte mich mit einem kleinen Lächeln, seine Augen blieben fern wie der Winterhimmel. Wir waren gewissermaßen befreundet, gut befreundet, aber ich würde ihn nie wirklich begreifen. An Edward gab es zu viel, an das man nicht herankam und das man nicht einmal zu sehen bekam.
     
    Meistens war ich der Überzeugung, dass er mich töten würde, wenn es darauf ankam, wenn sich die Notwendigkeit ergab. Jetzt war ich da nicht so sicher. Wie konnte man mit jemandem befreundet sein, von dem man annahm, dass er einen eines Tages töten könnte? Noch so ein Rätsel des Lebens.
     
    »Die Blutung hat aufgehört«, stellte er fest. Er schmierte ein Antiseptikum auf die Wunde, dann fing er an, mir Verbände aufzukleben. Es klingelte an der Tür.
     
    »Wie spät ist es?«, fragte ich. »Drei Uhr.« »Scheiße.« »Was ist los?« »Meine Verabredung kommt gerade.« »Du?

Weitere Kostenlose Bücher