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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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golden, die schweren Pranken breiter als meine gespreizten Hände. Er war hin und her geschlichen, bis er einen Pfad in den Boden getreten hatte. Irgendein genialer Mensch hatte eine Gitterwand so dicht an den Zaun gesetzt, dass ich mühelos hätte hindurchgreifen und den Tiger berühren können. Ich hatte mich anstrengen müssen, um die Hände in die Taschen zu schieben und nicht durch das Gitter zu fassen und den Tiger zu streicheln. Er war so nah, so schön, so wild, so ... verführerisch.
     
    Ich zog die Beine an die Brust, umschlang sie mit beiden Armen. Der Tiger hätte mir die Hände abgerissen, und dennoch bedauerte ich ein kleines bisschen, nicht durchs Gitter gegriffen zu haben. Ich sah Jean-Claude an und spürte, wie mir sein Lachen samtweich über den Rücken lief. Würde ich mich irgendwann fragen, wie es gewesen wäre, zu ihm Ja zu sagen? Vermutlich. Aber damit konnte ich leben.
     
    Er musterte mich, das Lachen erstarb in seinen Augen, wie das letzte Tageslicht am Himmel erlischt. »Woran denken Sie, ma petite?« »Können Sie meine Gedanken nicht lesen?«, fragte ich. »Sie wissen, dass ich das nicht kann.«
     
    »Ich weiß überhaupt nichts über Sie, Jean-Claude, nicht das Geringste.« »Sie wissen mehr über mich als sonst jemand in der Stadt.« »Einschließlich Yasmeen?«
     
    Er senkte den Blick, fast wirkte er verlegen. »Wir sind sehr alte Freunde.« »Wie alt?«
     
    Er sah mir in die Augen, aber sein Gesicht war blank gewischt. »Alt genug.« »Das ist keine Antwort«, beharrte ich. »Ja«, sagte er, »ich weiche Ihnen aus.«
     
    Er würde meine Frage also nicht beantworten; was gab es sonst noch Neues? »Sind noch andere Meistervampire in der Stadt außer Ihnen, Malcolm und Yasmeen?«
     
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.« Ich runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?« »Genau das, was ich sage.« »Sie sind der Meister der Stadt. Sollten Sie da nicht Bescheid wissen?«
     
    »Die Dinge sind ein bisschen unbestimmt, ma petite.« »Erklären Sie mir das.« Er zuckte die Achseln, und selbst in dem blutbesudelten Hemd sah es elegant aus. »Normalerweise brauchen alle unter mir stehenden Meistervampire meine Erlaubnis, um sich in der Stadt aufzuhalten, aber«, er zuckte noch einmal die Achseln, »manche glauben, ich sei nicht stark genug, um die Stadt zu halten.«
     
    »Sie wurden herausgefordert?« »Sagen wir, ich rechne damit.« »Warum?«, fragte ich. »Nikolaos wurde gefürchtet.« »Aber Sie werden nicht gefürchtet.« Es war eine Feststellung. »Leider nicht.« »Warum nicht?«
     
    »Die anderen Meister sind nicht so leicht zu beeindrucken wie Sie, ma petite.«
     
    Ich wollte schon sagen, ich sei nicht beeindruckt, aber das stimmte nicht. Jean-Claude konnte es riechen, wenn ich log, also wozu?
     
    »Daher könnte also ohne Ihr Wissen ein neuer Meistervampir in der Stadt sein.« »Ja.« »Würden Sie einander nicht irgendwie spüren?« »Vielleicht, vielleicht auch nicht.« »Danke, dass Sie mich aufklären.«
     
    Er rieb sich mit den Fingerspitzen die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen. Konnten Vampire Kopfschmerzen haben? »Ich kann Ihnen nicht sagen, was ich nicht weiß.«
     
    »Würden die ...« Ich suchte nach einem passenden Ausdruck und fand keinen. »Würden die eher pragmatisch veranlagten Vampire sich herausnehmen, jemanden ohne Ihre Erlaubnis zu töten?«
     
    »Pragmatisch?« »Beantworten Sie doch bitte einfach meine Frage.« »Ja, das würden sie.« »Würden auch fünf Vampire im Rudel jagen, ohne einem Meistervampir davon zu berichten?«
     
    Er nickte. »Sehr nette Wortwahl, ma petite, und die Antwort ist Nein. Wir sind einsame Jäger, wenn wir die Wahl haben.«
     
    Ich nickte. »Also steckt entweder Malcolm oder Yasmeen oder ein geheimnisvoller Fremder dahinter.« »Nicht Yasmeen. Sie ist nicht stark genug.« »Gut, dann also Sie, Malcolm oder ein geheimnisvoller Fremder.«
     
    »Glauben Sie wirklich, ich bin bösartig geworden?« Er lächelte mich an, aber sein Blick war etwas ernster. Spielte es für ihn eine Rolle, was ich über ihn dachte? Hoffentlich nicht.
     
    »Ich weiß es nicht.« »Sie würden es mir auf den Kopf zu sagen, wenn Sie dächten, ich könnte wahnsinnig sein? Wie taktlos von Ihnen.«
     
    »Wenn Ihnen die Antwort nicht gefällt, sollten Sie die Frage nicht stellen«, entgegnete ich. »Wie wahr.«
     
    Der Officer öffnete die Tür. Dolph kam heraus, das Notizbuch in der Hand. »Sie können nach Hause gehen, Anita.

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