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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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vermutlich öfter anwenden sollte.
     
    Ich bog um die Ecke und angelte im Gehen nach den Wagenschlüsseln. Richard folgte mir. Stephen atmete gegen seine Brust und zog im Schlaf die Decke an sich. »Steht Ihr Wagen weit weg?« »Ein paar Blocks, warum?« »Stephen ist nicht warm genug angezogen.«
     
    Ich sah ihn stirnrunzelnd an. »Wie, Sie wollen, dass ich den Wagen hole und Sie auflese?« »Das wäre sehr nett«, antwortete er. Ich öffnete den Mund, um abzulehnen, dann schloss ich ihn wieder. Die dünne Decke würde nicht allzu gut wärmen, und von Stephens Verletzungen hatten mir einige das Leben gerettet. Ich konnte den Wagen holen.
     
    Zum Ausgleich murmelte ich durch die Zähne: »Ich kann's nicht glauben, dass ich den Shuttle-Service für einen Werwolf mache.«
     
    Richard hörte mich entweder nicht oder er zog es vor, nicht zu reagieren. Gescheit, gut aussehend, Lehrer an der Junior High, Abschluss in übernatürlicher Biologie, was konnte ich mir mehr wünschen? Geben Sie mir eine Minute und mir fällt etwas ein.
     
    Der Wagen fuhr in seinem eigenen dunklen Tunnel. Die Scheinwerfer waren ein vor uns herziehender Lichtkreis. Hinter uns schloss sich die Oktobernacht wie eine Tür.
     
    Stephen schlief auf dem Rücksitz meines Nova. Richard auf dem Beifahrersitz saß trotz des Sicherheitsgurts halb zu mir gedreht, um mich ansehen zu können. Es war nur höflich, jemanden anzusehen, mit dem man sprach. Aber ich empfand es als Nachteil für mich, weil ich mich auf die Straße konzentrieren musste. Er hatte nichts weiter zu tun und konnte mich anstarren.
     
    »Was tun Sie in Ihrer freien Zeit?«, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe überhaupt keine freie Zeit.« »Hobbys?« »Die habe ich wohl auch nicht.« »Sie müssen doch etwas tun, außer große Schlangen in den Kopf zu schießen«, beharrte er.
     
    Ich lächelte und sah ihn kurz an. Er saß so weit zu mir gedreht, wie der Gurt es zuließ. Er lächelte mich ebenfalls an, aber in seiner Miene oder in seiner Haltung lag etwas, das besagte, dass ihm ernst zumute war. An irgendetwas interessiert, würde ich sagen.
     
    »Ich bin Animator«, sagte ich. Er legte die Hände ineinander, den linken Ellbogen gegen den Sitz gestützt. »Gut, wenn Sie gerade keine Toten erwecken, was tun Sie dann?« »Dann kläre ich mit der Polizei zusammen übernatürliche Verbrechen auf, meistens Mordfälle.« »Und?«, fragte er.
     
    »Und ich exekutiere bösartige Vampire.« »Und?«
     
    »Und nichts«, antwortete ich. Ich sah wieder zu ihm hin. Im Dunkeln konnte ich seine Augen nicht erkennen, dafür waren sie selbst zu dunkel, aber ich spürte seinen Blick. Wahrscheinlich Einbildung. Ja. Ich trieb mich schon zu lange mit Jean-Claude herum. Der Geruch von Richards Ledermantel war mit einem Hauch Eau de Cologne gemischt. Ein teures und süßes. Es passte sehr hübsch zu dem Ledergeruch.
     
    »Ich arbeite. Ich trainiere. Ich gehe mit Freunden aus.« Ich zuckte die Achseln. »Was tun Sie, wenn Sie nicht unterrichten?«
     
    »Sporttauchen, Höhlenwandern, Vögel beobachten, Gartenarbeit, Astronomie.« Sein Lächeln war ein verschwommenes Weiß in der Dunkelheit. »Sie müssen viel mehr freie Zeit haben als ich.«
     
    »In Wirklichkeit hat der Lehrer mehr Hausaufgaben zu erledigen als die Schüler«, sagte er. »Tut mir Leid, das zu hören.« Er zuckte die Achseln, und das Leder knarrte und glitt über seine Haut. Gutes Leder bewegt sich immer, als wäre es noch lebendig.
     
    »Sehen Sie fern?«, fragte er. »Mein Apparat ist vor zwei Jahren kaputtgegangen, und ich habe ihn nie ersetzt.« »Irgendetwas müssen Sie doch zum Spaß tun.« Ich überlegte. »Ich sammle Stoffpinguine.« Im selben Augenblick wünschte ich, ich hätte es nicht gesagt.
     
    Er grinste mich an. »Da kommen wir der Sache schon näher. Der Scharfrichter sammelt Stofftiere. Das gefällt mir.« »Schön zu hören.« Es klang mürrisch, selbst für meine Ohren.
     
    »Was ist los?«, fragte er. »Beim Smalltalk bin ich nicht so begabt«, antwortete ich. »Sie machen das doch ganz gut.«
     
    Nein, gar nicht, aber ich wusste nicht, wie ich es ihm erklären sollte. Ich rede mit Fremden nicht gern über mich selbst. Besonders nicht mit Fremden, die mit Jean-Claude in Beziehung standen.
     
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte ich. »Ich vertreibe mir nur die Zeit.«
     
    »Nein, das stimmt nicht.« Sein schulterlanges Haar war nach vorn um sein Gesicht gefallen. Er war größer, kräftiger,

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