Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
sein von diesem... Problem.«
Ich zögerte. Er war älter als Jean-Claude. Viel älter. Er mochte fähig sein, den Meister der Stadt zu vernichten. Natürlich wäre dann er der Meister, der die Stadt beherrscht. Er und seine drei Gehilfen. Vier Vampire, einer weniger als unsere Mördertruppe, aber ich wollte wetten, dass in der Nähe ein fünfter herumstreunte. In einer mittelgroßen Stadt konnten nicht so viele bösartige Meistervampire rumlaufen.
Ein Meister, der Unbeteiligte abschlachtete, wäre für die übrigen Vampire der Gegend eine üble Belastung. Nennen Sie es einfach ein Gefühl.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.« »Sie wollen von ihm befreit sein, nicht wahr?« »Dringend.« »Dann nehmen Sie meine Hilfe an, Ms Blake. Ich will Ihnen helfen.« »So wie dem Mann und der Frau, die Sie ermordet haben?«
»Ich habe sie nicht ermordet«, sagte er. Er hörte sich sehr vernünftig an. Seine Augen waren mächtig genug, dass man darin ertrank, aber seine Stimme war nicht so gut. Sie hatte keinen Zauber. Jean-Claude war besser. Oder Yasmeen, was das betraf. Schön zu wissen, dass nicht jeder mit der Zeit die gleichen Talente entwickelte. Alt sein war nicht alles.
»Sie haben also den Todesstoß nicht ausgeführt. Na und? Ihre Handlanger gehorchen Ihrem Willen, nicht dem eigenen.« »Sie wären überrascht, wie viel freien Willen wir haben.« »Hören Sie auf damit«, sagte ich. »Womit?« »So verflucht vernünftig zu tun.«
»Ihnen wäre lieber, ich würde rasen und toben?« Er klang belustigt.
Ja, tatsächlich, aber ich sagte es nicht laut. »Ich werde Ihnen den Namen nicht verraten. Was nun?«
Ich spürte einen Windstoß im Rücken. Ich versuchte mich umzudrehen, um mich dem Wind zu stellen. Die Frau in Weiß sauste auf mich zu. Mit aufgerissenem Rachen, gekrümmten Fingern und bespritzt mit dem Blut anderer Leute fiel sie über mich her. Wir stürzten in den Graben, sie auf mich drauf. Sie stieß wie eine Schlange nach meinem Hals. Ich schlug ihr mein linkes Handgelenk ins Gesicht. Ein Kreuz streifte ihre Lippen. Ein Lichtblitz, der Gestank von verbrannter Haut, und die Vampirfrau verschwand schreiend in der Dunkelheit. Ich hatte noch keinen Vampir mit solcher Geschwindigkeit gesehen. War das eine Sinnestäuschung? Hatte sie mich trotz des geweihten Kreuzes so manipuliert? Wie viele über fünfhundert Jahre alte Vampire konnte es in ein und demselben Rudel geben? Zwei, hoffte ich. Einer mehr, und sie wären schon in der Überzahl.
Ich richtete mich auf. Der Meistervampir lag auf Händen und Knien neben meinem demolierten Wagen. Larry war nirgends zu sehen. Ich spürte die Klauen der Panik in der Brust, dann merkte ich, dass Larry unter den Wagen gekrochen war, damit der Vampir ihn nicht wieder als Geisel benutzen konnte. Wenn sonst nichts hilft, verstecken. Bei Kaninchen funktioniert das.
Der Vampir beugte seinen angekohlten Rücken in schmerzhaftem Winkel hinab, um Larry hervorzuziehen. »Ich werde Ihnen den Arm ausreißen, wenn Sie nicht hierher kommen!« »Sie klingen, als hätten Sie eine junge Katze unter dem Bett«, neckte ich ihn.
Alejandro fuhr herum. Er zuckte zusammen, als hätte er Schmerzen. Prima.
Hinter mir spürte ich eine Bewegung. Ich überlegte nicht lange. Sagen wir, es waren die Nerven. Ich drehte mich um mit gezückten Kreuzen. Zwei Vampire hinter mir. Eine war die Hellhaarige von vorhin. Ich musste ihr Rückgrat verfehlt haben. Schade. Der andere hätte ihr Zwillingsbruder sein können. Sie kuschten fauchend vor den Kreuzen. Schön zu sehen, dass doch noch jemand zu beeindrucken war.
Der Meister griff von hinten an, aber ich hörte ihn kommen. Entweder machte ihn die Brandwunde unbeholfen, oder die Kreuze halfen mir. Ich stand auf halbem Weg zwischen den drei Vampiren, die Kreuze zeigten in beide Richtungen. Die beiden Blonden spähten über ihre schützenden Arme hinweg, sie hatten wirklich und wahrhaftig Angst. Der Meister zögerte keinen Augenblick. Er kam mit rasender Schnelligkeit. Ich machte ein paar Schritte rückwärts, versuchte die Kreuze zwischen uns zu halten, aber er packte mich am linken Unterarm. Obwohl die Kreuze um Haaresbreite an seiner Haut vorbeibaumelten, hielt er mich fest.
Ich zog, versuchte so viel Abstand wie möglich von ihm zu bekommen, dann schlug ich mit aller Kraft auf den Solarplexus. Ihm entrang sich ein dumpfer Laut, dann zuckte seine Hand über mein Gesicht. Ich prallte zurück
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