Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
Schmerzen; bei ihm fühlte ich mich gut, besser als bei Jean-Claude, besser als sonst wo.
»Ich hätte Totenbeschwörerin werden können. Ich entschied mich dagegen.« »Nein, Ms Blake, die Toten reagieren auf Sie, alle Töten. Selbst ich fühle den Sog.« »Sie meinen, dass ich auch über Vampire eine gewisse Macht habe?« »Wenn Sie lernten, Ihr Talent nutzbar zu machen, Ms Blake, dann ja. Sie haben Macht über alle Toten in ihren zahlreichen Erscheinungsformen.«
Ich wollte fragen, wie man das machte, bremste mich aber. Ein Meistervampir war sicher nicht geneigt, mir zu Macht über sein Gefolge zu verhelfen. »Sie verspotten mich.«
»Ich versichere Ihnen, Ms Blake, dass ich das sehr ernst meine. Es ist Ihre potenzielle Macht, die den Meister der Stadt zu Ihnen hingezogen hat. Er will Ihre aufkeimende Macht unter seine Kontrolle bringen, aus Angst, dass sie gegen ihn eingesetzt werden könnte.«
»Woher wissen Sie das?« »Ich kann ihn durch die Zeichen spüren, die er Ihnen auferlegt hat.« Ich sah ihn an. Er konnte Jean-Claude spüren. Scheiße. »Was wollen Sie von mir?« »Sehr direkt, das gefällt mir. Das menschliche Leben ist zu kurz, um es an Belanglosigkeiten zu verschwenden.«
War das eine Drohung? In seinem lächelnden Gesicht war nichts zu erkennen. Seine Augen funkelten nach wie vor, und ich fühlte mich behaglich und benommen. Augenkontakt. Das ließ ich besser sein. Ich blickte auf die Schreibtischplatte und fühlte mich schon besser. Oder schlechter. Jetzt konnte man mir Angst machen.
Anger sagte, Sie hätten einen Plan, um den Meister der Stadt zu liquidieren. Wie sieht der aus?« Ich sprach mit der Tischplatte. Mir kribbelte die Haut von dem Wunsch, ihn anzusehen, seinem Blick zu begegnen, mich in die Wärme und Behaglichkeit zu ergeben. Macht alle Entscheidungen so einfach.
Ich schüttelte den Kopf. »Bleiben Sie aus meinem Kopf, oder unser Gespräch ist zu Ende.«
Er lachte wieder, herzlich und ungekünstelt. Es machte mir eine Gänsehaut. »Sie sind wirklich gut. Ich habe seit ahrhunderten keinen Menschen mehr getroffen, der Ihnen gleichkäme. Eine Totenbeschwörerin. Wissen Sie eigentlich, wie kostbar dieses Talent ist?«
Das wusste ich ehrlich nicht, aber ich sagte: »Ja.« »Lügen, Ms Blake, vor mir, bitte bemühen Sie sich nicht.« »Wir sind nicht hier, um über mich zu sprechen. Entweder Sie unterbreiten Ihren Plan oder ich gehe.«
»Ich bin der Plan, Ms Blake. Sie können meine Kräfte spüren, die Ebbe und Flut von mehr Jahrhunderten, als Ihr kleiner Meister sich erträumen kann. Ich bin älter als die Zeit selbst.«
Das glaubte ich nun nicht, aber ich ließ es ihm durchgehen. Er war auch so alt genug. Ich würde mich nicht mit ihm streiten, nicht, wenn es sich vermeiden ließ.
»Nennen Sie mir Ihren Meister, und ich werde Sie von seinen Zeichen befreien.«
Ich schaute auf, dann senkte ich rasch den Blick. Er lächelte mich immer noch an, aber das Lächeln sah nicht mehr echt aus. Es war gespielt, wie alles andere auch. Nur war er darin wirklich gut.
»Wenn Sie meinen Meister durch die Zeichen spüren, können Sie ihn dann nicht selbst finden?«
»Ich kann seine Macht spüren, beurteilen, ob er ein würdiger Feind wäre, nicht aber seinen Namen erkennen oder wo er bei Tage liegt, das bleibt mir verborgen.« Er klang nun sehr ernst, versuchte mich auch nicht mehr zu beeinflussen.
»Was wollen Sie von mir?« »Seinen Namen und den Ruheplatz.« »Ich kenne den Ruheplatz nicht.« Ich war froh, dass dies die Wahrheit war, weil er eine Lüge erkannt hätte. »Dann seinen Namen, nennen Sie ihn.« »Warum sollte ich?« »Weil ich der Meister dieser Stadt zu sein wünsche, Ms Blake.«
»Warum?« »So viele Fragen. Ist es nicht genug, dass ich Sie von seiner Macht befreie?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein.« »Warum kümmert es Sie, was mit anderen Vampiren geschieht?«
»Es kümmert mich nicht, aber ehe ich Ihnen die Möglichkeit verschaffe, jeden Vampir in der näheren Umgebung zu beherrschen, würde ich gern erfahren, was Sie mit all dieser Macht zu tun gedenken.«
Er lachte. Diesmal war es nichts weiter als ein Lachen. Zumindest versuchte er es.
»Sie sind der sturste Mensch, der mir seit langem begegnet ist. Ich mag sture Leute, sie bringen etwas zuwege.« »Beantworten Sie meine Frage.«
»Ich halte es für falsch, Vampire als legale Bürger zu dulden. Ich wünsche, die Dinge
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