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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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er es abgeleckt, so wie Rafael. Er wischte sich die Hand am Mantel ab, aber ich hatte sein Zögern gesehen. Er wusste, dass ich es gesehen hatte.
    »Anita ...« Die hintere Tür ging auf, und ich wirbelte herum, griff dabei nach dem letzten Messer, das ich noch hatte. Die Welt ging in wogender Schwärze und Übelkeit unter. Ich hatte mich zu schnell bewegt. Stephen der Werwolf stand in der halb offenen Tür und starrte mich an. Wie versteinert, die blauen Augen weit aufgerissen. Er starrte auf das silberne Messer in meiner Hand. Der Umstand, dass ich nichts gesehen hatte und mir schlecht geworden war, schien ihn rettet zu haben. Vielleicht aber auch, dass ich dabei kniete. Ich war bereit gewesen, blind zuzuschlagen, ohne zu überlegen, ob derjenige vielleicht zu Recht hier war.
    »Du hast mir nicht gesagt, dass du jemanden mitbringst«, sagte ich. »Ich hätte das wirklich erwähnen sollen«, stimmte Richard zu. Ich beruhigte mich, kniete mich wieder hin. »Ja, das hättest du tun sollen.« Die Klinge glänzte. Sie sah rasiermesserscharf und gut gepflegt aus. Und das war sie.
    »Ich wollte nur nach Louie sehen«, sagte Stephen. Er klang ein wenig zittrig. Er trug eine schwarze Lederjacke mit silbernen Beschlägen rings um den Hals. Seine blonden Locken fielen nach vorn über die Jacke. Er sah aus wie ein androgyner Motorradfahrer. »Schön«, sagte ich.
    Stephen sah an mir vorbei zu Richard. Ich spürte mehr als dass ich sah, wie er nickte. »Ist gut, Stephen.« Er hörte sich seltsam an, weshalb ich mich langsam zu ihm umdrehte. Er hatte einen eigenartigen Gesichtsausdruck. »Vielleicht bist du doch so gefährlich, wie du immer tust.« »Ich tue nicht so, Richard.« Er nickte. »Ja, vielleicht.« »Ist das ein Problem?«
    »Solange du mich nicht erschießt, oder jemanden aus meinem Rudel, vermutlich nicht.« »Was das Rudel angeht, kann ich nichts versprechen. » «Ich muss sie beschützen«, sagte er. »Dann sorge dafür, dass sie mich gefälligst in Ruhe lassen. » »Würdest du mich deswegen angreifen?«, fragte er. »Und du mich?«
    Er lächelte, aber nicht glücklich. »Ich könnte nicht mit kämpfen, Anita. Ich könnte dir niemals wehtun.« »Darin unterscheiden wir uns, Richard.« Er beugte sich zu mir, wie um mich zu küssen. Etwas in einem Gesicht brachte ihn davon ab. »Das glaube ich Dir. » »Gut« sagte ich. Ich schob das Messer zurück in die Scheide. Dabei sah ich ihn aufmerksam an. Ich brauchte nicht hinzusehen, wenn ich das Messer wegsteckte. »Du solltest mich nie unterschätzen, Richard, und auch nicht, was ich zu tun bereit bin, um am Leben zu bleiben. Oder um anderen das Leben zu retten. Ich will auch nicht, dass wir je gegeneinander kämpfen, bestimmt nicht, aber wenn du dein Rudel nicht unter Kontrolle hast, kommt es dazu.«
    Er rückte von mir ab. Er sah beinahe zornig aus. »Ist das eine Drohung?« »Sie sind außer Kontrolle, und das weißt du. Ich kann nicht versprechen, keinem von ihnen was zu tun, es sei denn, du garantierst, dass sie sich benehmen, und das kannst du nicht.«
    »Nein, das kann ich nicht.« Es gefiel ihm nicht, das zuzugeben. »Dann bitte mich nicht, es zu versprechen.« »Kannst du wenigstens versuchen, niemanden zu töten, als eine vorläufige Absicht?« Ich dachte darüber nach. »Ich weiß nicht. Vielleicht.« »Du kannst nicht einfach sagen: >Ja Richard, ich werde deine Freunde nicht töten    Er nickte. »Ja, wahrscheinlich.«
    Ich hörte Stephens Lederjacke auf dem Rücksitz knarren. »Louie ist nicht bei sich, aber es wird ihm bald der gut gehen.« »Wie hast du ihn in den Jeep gekriegt?«, fragte Richard.
    Ich blickte ihn schweigend an.
    Er besaß so viel Takt, verlegen zu werden. »Du hast ihn getragen. Ich wusste es.« Er berührte sacht den Schnitt auf meiner Stirn. Es tat noch immer weh. »Selbst damit hast du ihn getragen.«
    »Mir blieb nichts anderes übrig, sonst hätte ihn die Streife geschnappt. Was wäre passiert, wenn sie ihn in einen Krankenwagen geschoben und gesehen hätten, wie schnell seine Wunden heilen?«
    »Sie hätten gewusst, was er ist«, antwortete Richard.
    Stephen beugte sich vor auf die Sitzlehne und legte das Kinn auf die Unterarme. Er schien vergessen zu haben, dass ich ihn fast erstochen hätte. Oder er war es gewöhnt, bedroht zu werden. Möglich. Aus der Nähe waren seine Augen verblüffend kornblumenblau. Mit den blonden Locken rings ums Gesicht sah er aus wie diese Porzellanpuppen, die man in exklusiven

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