Anita Blake 06 - Tanz der Toten
Fingern durchs Haar. »Edward meint, dass ich im Grunde weiß, um welche große Sache es geht, und dass ich so viel Geld mit diesem engen Termin nicht wert wäre, wenn ich von der Sache nichts wüsste.«
Er sah auf. »Aber du weißt nicht, was es ist, oder?« »Nicht die leiseste Ahnung.«
Er legte die Hände um meine Taille, zog mich zu sich heran und schlang die Arme um meine Hüften.
Der Anrufbeantworter klickte, und wir fuhren zusammen. Wir lachten nervös, aber nicht nur aus Angst. In Richards Blick lag eine solche Leidenschaft, dass ich nicht wusste, ob ich rot werden oder ihn küssen sollte. Ich hatte mich noch nicht entschieden.
Zwei Anrufer hatten aufgelegt, sein Bruder Daniel bedauerte, dass Richard die Klettertour abgesagt hatte.
Ich beugte mich über Richard. Er hatte die weichsten Lippen, die ich je geküsst hatte. Ihr Geschmack war berauschend. Wie hatte ich nur daran denken können, ihn aufzugeben?
Die letzte Nachricht spulte ab: »Richard, hier ist Stephen. Oh Gott, nimm ab. Bitte, nimm ab. Sei zu Hause.« Wir erstarrten, lauschten.
»Sie wollen mich zwingen, bei einem ihrer Filme mitzumachen. Raina will mich nicht gehen lassen. Richard, wo bist du? Sie kommen. Ich muss gehen. Oh Gott, Richard.« Die Leitung klickte. Eine Automatenstimme sagte: »Ende der Nachrichten.«
Richard stand auf, und ich hielt ihn nicht. »Ich dachte, Raina hätte mit den Pornos aufgehört«, sagte ich.
»Sie hat versprochen, keine Snuff-Filme mehr zu drehen, mehr nicht.« Er spulte das Band zurück. Die Nachricht war von null Uhr drei.
»Das ist noch keine Stunde her«, stellte ich fest. »Ich kann dich heute Nacht nicht allein lassen. Wenn nun ein neuer Killer kommt?« Er lief im Kreis. »Aber ich kann auch Stephen nicht im Stich lassen.«
»Ich komme mit dir«, sagte ich. Er schüttelte den Kopf und war schon auf dem Weg in sein Schlafzimmer. »Ich kann die Spiele des Rudels überleben, Anita. Du bist ein Mensch, sie werden dich zerreißen.«
»Sie werden auch dich zerreißen, Richard.« Er ging einfach weiter. »Ich komme allein zurecht.« »Wirst du wenigstens jemanden anrufen, der auf deiner Seite steht? Dir Verstärkung besorgen?«
Er setzte sich aufs Bett und zog sich Socken an. Er blickte zu mir auf, dann schüttelte er den Kopf. »Wenn ich meine Armee mitbringe, wird ein Krieg daraus. Dabei würden Leute umkommen.« »Aber wenn du allein gehst, bringst du nur dich selbst in Gefahr. Ist das deine Sichtweise?« »Ganz genau.« Er sah mich an.
Ich schüttelte den Kopf. »Und was passiert mit Stephen, wenn du allein gehst und getötet wirst? Wer rettet ihn dann?« Das brachte ihn eine Sekunde lang zum Nachdenken. Er runzelte die Stirn, angelte unter dem Bett nach seinen Schuhen. »Sie werden mich nicht töten.«
»Warum nicht?« »Wenn Marcus mich außerhalb unseres Kampfplatzes tötet, behält er die Führung des Rudels nicht. Das wäre wie ein Betrug. Das Rudel würde sich gegen ihn wenden.«
»Und wenn du nun zufällig bei einer Auseinandersetzung mit jemand anderem stirbst?« Er war plötzlich restlos auf seine Schuhe konzentriert. »Ich komme zurecht.« »Soll heißen, wenn dich jemand bei einem legitimen Kampf tötet, ist Marcus aus dem Schneider, richtig?«
Er stand auf. »Vermutlich.« »Raina ist seine Gefährtin, Richard. Sie hat Angst, dass du ihn töten wirst. Es ist eine Falle.«
Er schüttelte stur den Kopf. »Wenn ich die Wölfe an meine Seite rufe und wir alle zusammen da aufkreuzen, werden sie abgeschlachtet. Wenn ich allein hingehe, kann ich es vielleicht mit Reden beilegen.«
Ich lehnte mich an den Türrahmen und hätte ihn am liebsten angeschrien, schluckte es aber runter. »Ich komme mit, Richard.« »Du hast genug eigene Probleme.« »Stephen hat einmal sein Leben riskiert, um mich zu retten. Wenn du den Politiker spielen willst, gut, aber ich will Stephen in Sicherheit haben.« »Rauszugehen, wo dich der Killer sehen kann, ist keine gute Idee, Anita.«
»Wir gehen seit Monaten miteinander aus, Richard. Wenn ein Profi in die Stadt kommt, wird er nicht lange brauchen, bis er mich hier gefunden hat.« Er biss die Zähne zusammen, dass ich die Kiefermuskeln spielen sah, und blickte mich finster an. »Du wirst jemanden umbringen, wenn ich dich mitnehme.«
»Nur wenn es nötig ist.« Er schüttelte den Kopf. »Nein.« »Nicht einmal, um mein Leben zu retten? Nicht einmal, um Stephen zu retten?« Er
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