Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
der Rückzug nicht abgeschnitten wurde. Wie angenehm, mit Profis zu arbeiten. Olaf hielt ebenfalls die Waffe in der Hand und beobachtete die Vampire mit keineswegs neutralem Ausdruck. Er war feindselig. Ich wusste nicht, warum, aber er war sauer. Sieh mal an.
     
    Zweieinhalb Meter vor uns blieben sie stehen. Zwischen uns lag die Leiche. Sie blutete schon nicht mehr. Wenn man einem Vampir den Kopf abschlägt, fließt genauso viel Blut wie bei einem Menschen. Literweise. Eine furchtbare Schweinerei. Doch dieser Vampir hatte nur eine kleine Pfütze hinterlassen, kaum dreißig Zentimeter im Durchmesser, und eine noch kleinere unter der Brust. Nicht genug für das, was wir ihm angetan hatten.
     
    Das Schweigen war unangenehmer, als es sein sollte, und Olaf brach es. »Sie können ihm den Puls fühlen, wenn Sie möchten. « »Olaf, nicht«, bat Edward. Olaf änderte die Körperhaltung. Entweder war er unangenehm berührt oder er bremste sich, damit er nichts Schlimmeres tat als Stänkern. »Du bist der Boss« , sagte er, aber nicht, als meinte er es so.
     
    »Ich bezweifle, dass er einen Puls hatte«, sagte ich und betrachtete die Leiche. »Ein Vampir braucht Energie, um sein Herz zum Schlagen zu bringen, und der hatte keine.«
     
    »Du hast Mitleid mit ihm«, stellte Itzpapalotl fest. »Ja, ich schätze schon.« »Dein Freund nicht.«
     
    Ich sah Edward von der Seite an. Sein Gesicht verriet nichts. Schön zu wissen, dass es doch noch einen Unterschied zwischen uns gab. Ich empfand Mitleid, er nicht. »Wahrscheinlich.«
     
    »Aber ihr bedauert nichts, fühlt euch nicht schuldig.« »Warum sollten wir? Wir haben ihn nur getötet. Wir haben ihn nicht in ein ausgezehrtes Gerippe verwandelt.«
     
    Trotz ihres alles verhüllenden Umhangs spürte ich, dass sie still wurde, diese schreckliche Starre annahm, die nur die Alten haben. Und ihre Stimme bekam die Heftigkeit aufkeimenden Zorns. »Du maßt dir an, ein Urteil über mich zu fällen.«
     
    »Nein, ich stelle nur Tatsachen fest. Wäre er nicht so ausgehungert gewesen, schlimmer als ein Vampir in einem Sarggefängnis, dann hätte er mich nicht angefallen.« Ich dachte auch, sie hätten sich stärker bemühen können, ihn von mir wegzuziehen, aber das sagte ich nicht laut. Ich wollte sie wirklich nicht sauer machen, wenn oben an die achtzig Vampire auf uns warteten. Von den Werjaguaren ganz zu schweigen.
     
    »Und wenn ich meinen Ausgehungerten befehlen würde, sich an euch zu sättigen, was würden sie dann tun?«, fragte sie.
     
    Der Ausgehungerte an der Leine hob den Kopf. Sein Blick blieb an niemandem hängen, huschte von einem Gesicht zum anderen, aber er hatte es gehört. Mein Magen zog sich zu einem Klumpen zusammen. Ich musste einmal tief durchatmen, damit ich an meinem flatternden Puls vorbeireden konnte. Mindestens zehn oder fünfzehn waren halb verhungert. »Sie würden über uns herfallen«, sagte ich.
     
    »Wie beutegierige Hunde«, schloss sie.
     
    Ich nickte, meine Hand schloss sich fester um den Pistolengriff. »Klar.« Wenn sie den Befehl gab, würde meine erste Kugel zwischen ihre Augen gehen. Wenn ich draufging, wollte ich sie mitnehmen. Rachsüchtig, aber wahr.
     
    »Der Gedanke macht dir Angst«, sagte sie.
     
    Ich versuchte, ihr Gesicht unter der Kapuze zu erkennen, aber nur ihr kleiner, gewölbter Mund war zu sehen. »Wenn Sie all diese Gefühle wahrnehmen, können Sie sicher auch Wahrheit und Lüge spüren.«
     
    Sie hob ruckartig den Kopf, eine trotzige Bewegung. Eine Regung huschte über ihr Gesicht, eine kurze Erschütterung der Ruhe. Sie konnte also nicht Lüge von Wahrheit unterscheiden. Sie spürte nur Bedauern, Mitleid, Angst. Wahrheit und Lüge hätten irgendwo dazugehört.
     
    »Meine Ausgehungerten sind von Zeit zu Zeit nützlich.« »Sie lassen Sie absichtlich hungern.« »Nein«, sagte sie. »Der große Schöpfergott sieht, dass sie schwach sind und versorgt sie nicht wie uns.« »Ich verstehe nicht.« »Sie dürfen sich sättigen wie Götter, nicht wie Tiere.« Ich runzelte die Stirn. »Verzeihung, ich verstehe noch immer nicht.«
     
    »Wir werden dir zeigen, wie sich ein Gott sättigt, Anita.« Sie sprach meinen Namen, wie es sich gehörte, als klangvolles dreisilbiges Wort, sodass er nicht mehr alltäglich, sondern exotisch klang. »Gestaltwandler im Anmarsch«, meldete Bernardo mit schussbereiter Waffe.
     
    »Ich habe einen Priester gerufen, um die Götter zu sättigen.«
     
    »Lass ihn herunterkommen«, sagte ich zu

Weitere Kostenlose Bücher