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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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meine Frage. Kommst du da mit klar, dass mein Fachwissen bei der Lösung des Falles hilft? Kannst du meine Hilfe annehmen, wenn sie für die Aufgabe das Beste ist?«
     
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. Wenigstens war er ehrlich, so gar vernünftig. Immerhin ein Anfang. »Die Frage ist, was du mehr liebst: das Töten oder deinen Hass auf Frauen.«
     
    Ich merkte, wie Edward und Bernardo starr wurden. Der ganze Raum hielt den Atem an. »Ich würde lieber töten als alles andere«, sagte Olaf. Ich nickte. »Prima, danke.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich deine Hilfe annehme, heißt das nicht, dass ich dich als ebenbürtig ansehe.«
     
    »Das heißt es bei mir auch nicht.« Ich bekam einen Tritt unter dem Tisch. Ich glaube, er kam von Edward. Aber Olaf und ich nickten uns zu, nicht dass wir lächelten, aber es war ein Waffenstillstand. Wenn Olaf seinen Hass beherrschen konnte und ich meine klugscheißerische Zunge, würde der Waffenstillstand sogar halten, bis wir den Fall gelöst hatten. Ich schaffte es, die Firestar wegzustecken, ohne dass er es merkte, was meinen Respekt vor ihm verringerte. Was war Olafs Spezialität? Wozu war er gut, wenn er nicht wusste, wo die Waffen waren?
     
     
     

29
     
    Nach dem Frühstück gingen wir ins Esszimmer. Bernardo hatte sich freiwillig zum Abwaschen gemeldet. Wahrscheinlich wollte er dem Papierkram entkommen. Obwohl ich mich allmählich fragte, ob ihm wegen der Verstümmelungen graute, so wie Edward. Selbst die Monster fürchteten sich.
     
    Gestern Abend war ich bereit gewesen, mir als Nächstes die gerichtsmedizinischen Gutachten anzusehen, doch im Hellen besehen konnte ich zugeben, dass das Feigheit war. Darüber zu lesen war nicht so schlimm wie der unmittelbare Anblick. Ich sträubte mich genauso gegen die Fotos. Ich fürchtete mich davor, und sowie ich mir das eingestand, setzte ich sie ganz oben auf die Liste.
     
    Edward schlug vor, sie alle an die Wand zu heften. »Und Löcher in deine schönen, sauberen Wände zu machen ?«, fragte ich.
     
    »Keine bleibenden Schäden«, sagte Edward. »Wir nehmen Klebeknete.« Er hielt ein Päckchen mit geschmeidigen, gelben Rechtecken hoch, schälte ein paar ab und gab sie Olaf und mir.
     
    Ich knetete sie zwischen den Fingern und drehte sie zu Kugeln. Ich musste lächeln. »Das Zeug habe ich seit der ersten Klasse nicht mehr gesehen.«
     
    Eine Stunde lang klebten wir die Fotos an die Wand. Die ganze Zeit musste ich daran denken, wie ich damals mit Miss Cooper die Weihnachtsdekoration an die Wände heftete: fröhliche Weihnachtsmänner, dicke Zuckerstangen und leuchtende Kugeln. Jetzt waren es aufgeschnittene Leichen, Porträts von gehäuteten Gesichtern, Aufnahmen von Zimmern voller Leichenteile. Bis wir eine Wand vollgeklebt hatten, war ich gelinde gesagt deprimiert. Am Ende nahmen die Fotos jedes freie Stück Wand ein.
     
    Ich stellte mich in die Mitte des Zimmers und sah mich um. »Gütiger Himmel.« »Zu hart für dich?«, fragte Olaf. »Halte dich zurück.«
     
    Er wollte etwas erwidern, doch Edward sagte: »Olaf.« Es war verblüffend, wie viel Drohung er in ein alltägliches Wort legen konnte.
     
    Olaf überlegte ein, zwei Sekunden, dann beließ er es dabei. Entweder wurde er schlauer oder er hatte Angst vor Edward. Raten Sie mal, worauf ich tippte. Wir hatten die Fotos nach Tatorten gruppiert. Das war mein erster Blick auf die zerstückelten Leichen.
     
    Nach Dr. Evans waren sie mit einer Klinge unbekannter Art an den Gelenken aufgeschnitten und dann auseinandergerissen worden. Doch das war eine sehr saubere Beschreibung dessen, was tatsächlich getan worden war.
     
    Als Erstes sah ich nur Blut und Fleischstücke. Obwohl ich wusste, was ich vor mir hatte, weigerte sich mein Verstand, es zu erkennen. Es war wie bei einem dieser 3D-Bilder, die zuerst nur aus Farbflecken bestehen, bis man die Sache plötzlich erkennt. Wenn man es einmal erkannt hat, kann man es nicht mehr ungesehen machen. Mein Verstand versuchte mich vor dem Anblick zu beschützen, und das tat er nur, wenn es wirklich richtig schlimm war.
     
    Wenn ich in dem Moment gegangen wäre, hätte ich dem vollen Schrecken vielleicht entgehen können. Ich konnte mich auf dem Absatz umdrehen und rausgehen. Ich konnte mich einfach weigern, noch eine Entsetzlichkeit an mich heranzulassen. Hinsichtlich meiner geistigen Gesundheit vielleicht keine schlechte Idee, doch das würde der Familie nicht helfen, die sich das Ungeheuer als nächstes Opfer aussuchte.

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