Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
Schule abzuholen. Ich fahre sie einmal pro Woche zum Tanzunterricht, damit Donna den Laden nicht früher schließen muss.« Sein Tonfall und sein Gesicht wirkten völlig unbewegt, als ginge es um nüchterne Tatsachen, die ihn nicht berührten.
Meine Empörung versteifte mir die Schultern und zog bis in die Arme. Ich ballte die Fäuste, um sie beschäftigt zu halten. »Du Mistkerl.«
»Vielleicht«, meinte er. »Aber überleg dir gut, worum du mich bittest, Anita. Einfach wegzugehen kann mehr Schaden anrichten, als die Wahrheit zu sagen.«
Ich starrte ihn an und versuchte, hinter dieses unbewegte Gesicht zu blicken. »Hast du mal überlegt, Donna die Wahrheit zu sagen?« »Nein.« »Zum Teufel mit dir.« »Glaubst du wirklich, sie könnte die Wahrheit, die ganze Wahrheit über mich verkraften?«, fragte er.
Ich dachte eine volle Minute darüber nach, während wir auf dem hitzebrütenden Parkplatz standen. »Nein«, antwortete ich schließlich. Ich sagte es nicht gern, aber es war meine ehrliche Meinung.
»Bist du sicher, sie könnte nicht die Ehefrau eines Auftragsmörders spielen? Ich meine, du kennst sie erst seit einer halben Stunde. Wie kannst du dir so sicher sein?«
»Du ziehst mich auf«, sagte ich. Seine Lippen zuckten. »Ich glaube, dass du recht hast. Donna könnte die Wahrheit nicht verkraften.«
Ich schüttelte so heftig den Kopf, dass mir die Haare ins Gesicht flogen, und warf buchstäblich die Hände über den Kopf. »Jetzt mal Schluss damit. Ich bin nicht in fliegender Hast in ein Flugzeug gestiegen, um hier in der Hitze zu stehen und dein Liebesleben zu erörtern. Haben wir nicht ein Verbrechen aufzuklären oder so?«
»Wir könnten ja auch mal dein Liebesleben erörtern«, schlug er vor. »Werwolf oder Vampir, welchen vögelst du zurzeit?« Es war ein Anflug von Bitterkeit in seinem Ton. Das war keine Eifersucht, sondern totale Ablehnung. Man brachte die Monster um, man ging nicht mit ihnen aus. Das war einer von Edwards Grundsätzen und früher auch mal meiner gewesen. Noch so ein Beispiel für meinen moralischen Verfall.
»Keinen von beiden, und mehr sage ich zu dem Thema nicht.«
Er senkte die Sonnenbrille so weit, dass ich seine hellblauen Augen sehen konnte. »Du hast mit beiden Schluss gemacht?« Er klang interessiert.
Ich schüttelte den Kopf. »Wenn mir danach ist, es zu erzählen, sage ich dir Bescheid. Und jetzt verrate mir endlich mal, wo du mich hier abgesehen von deinem elenden Liebesleben reinziehen willst. Erzähl mir von den Mordfällen, Edward. Sag mir, warum ich wirklich hier bin.«
Er schob die Sonnenbrille wieder vor die Augen und nickte knapp. »Okay.« Dann öffnete er die Fahrertür und ließ mich auf der Beifahrerseite einsteigen. Donna hatte er die Tür aufgehalten, aber Edward und ich hatten nicht diese Art Beziehung. Falls wir aufeinander würden schießen müssen, hielt ich mir lieber selbst die Tür auf.
4
D er Wagen gehörte Ted, aber Edward fuhr. Es war ein eckiges, großes Ding zwischen einem Jeep und einem Lkw. Eine hässliche Karre. Sie war über und über mit rotem Lehmschlamm bespritzt, als wäre er damit durch Gräben gefahren. Die Windschutzscheibe lag unter einem rotbraunen Schmutzfilm. Nur wo die Scheibenwischer den Schlamm weggeschoben hatten, konnte man durchsehen.
»Mensch, Edward«, sagte ich, als er die Heckklappe aufschloss. »Was hast du damit gemacht? Ein so dreckiges Auto habe ich noch nie gesehen.«
»Das ist ein Hummer, und er kostet mehr als manches Haus.« Er hob die Heckklappe und fing an, mein Gepäck einzuladen. Ich hielt ihm meine Reisetasche hin, und dabei kam mir dieser Neuwagengeruch in die Nase, was erklärte, wieso die Teppichverkleidung noch makellos war.
»Wenn er so teuer ist, warum bekommt er dann keine bessere Pflege ?«, fragte ich.
Er nahm die Tasche und stellte sie auf den neuen Teppich. »Ich habe ihn gekauft, weil er auf jedem Terrain bei fast jedem Wetter fährt. Wenn er nicht schmutzig werden dürfte, hätte ich mir etwas anderes gekauft.« Er knallte die Heckklappe zu.
»Wie kann Ted sich so etwas leisten?« »Ted verdient viel Geld mit der Schädlingsjagd.« »So viel bestimmt nicht«, sagte ich, »nicht bei diesen Jagdprämien.«
»Woher willst du wissen, wie hoch die sind?«, fragte er und schaute um den schmutzigen Wagen herum zu mir. Da hatte er recht. »Ich weiß es eigentlich gar nicht.«
»Die wenigsten Leute
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