Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
umzubringen, falls du das meinst.«
»Ich kann nicht behaupten, dass ich nicht enttäuscht bin«, sagte er. »Ich finde, du hättest Jean-Claude töten sollen, bevor alles so schwierig wurde.« »Du redest davon, jemanden zu töten, der über ein Jahr lang mein Liebhaber gewesen ist, Edward. Vielleicht könntest du Donna im Bett strangulieren, aber ich hätte wegen so etwas schlaflose Nächte.« »Liebst du ihn?«
Das verblüffte mich, aber nicht was er wissen wollte, sondern wer es wissen wollte. Für Edward war das eine sehr seltsame Frage. »Ja, ich glaube schon.« »Und liebst du Richard?«
Es kam mir komisch vor, ausgerechnet mit Edward mein Gefühlsleben zu diskutieren. Ich habe einige männliche Freunde, aber die würden lieber zu einer Wurzelbehandlung gehen, als über »Gefühle« zureden. Von all diesen Freunden redete ich gerade mit dem, bei dem ich dieses Thema am wenigsten erwartet hätte. Offenbar war ich weit davon entfernt, die Männer zu begreifen.
»Ja, ich liebe Richard.«
»Du sagst, du glaubst, dass du den Vampir liebst, aber bei Richard antwortest du einfach ja. Töte den Vampir, Anita. Ich werde dir dabei helfen.«
»Um es ganz klar zu sagen, Edward, ich bin Jean-Claudes menschlicher Diener. Richard muss seinem Ruf folgen. Wir drei sind durch Vampirzeichen zu einer hübschen kleinen Menage ä trois verbunden. Wenn einer von uns stirbt, sterben wir vielleicht alle.«
»Vielleicht, oder der Vampir hat dir das eingeredet. Es wäre nicht das erste Mal, dass er dich belogen hat.«
Dagegen konnte ich nichts sagen, ohne wie ein Idiot dazustehen, also versuchte ich es gar nicht erst. »Wenn ich von dir einen Rat für mein Privatleben brauche, sag ich dir Bescheid. Bis die Leute in der Hölle Schlittschuh laufen, spar dir den Atem. Und jetzt erzähl mir von dem Fall«
»Du willst mir vorschreiben, mit wem ich zusammensein darf, und dann soll ich den Gefallen nicht erwidern?« Ich sah ihn an. »Bist du wütend auf mich wegen meiner Haltung zu Donna?« »Nicht unbedingt, aber wenn du mir zu meiner Beziehung Ratschläge gibst, warum darf ich es bei deiner nicht?«
»Das ist nicht dasselbe, Edward. Richard hat keine Kinder.« »Kinder sind für dich so entscheidend?« Ich nickte. »Ja, das sind sie.« »Ich habe dich nie für den mütterlichen Typ gehalten.«
»Bin ich auch nicht, aber Kinder sind Menschen, Edward, kleine Menschen, die von den Entscheidungen der Erwachsenen abhängig sind. Donna ist alt genug, um ihre eigenen Fehler zu machen, aber wenn du sie hintergehst, hintergehst du auch ihre Kinder. Ich weiß, dich stört das nicht, aber mir macht es schon etwas aus.«
»Ich wusste es vorher. Ich habe geahnt, wie du reagieren würdest, ich verstehe nur nicht, warum.«
»Na, da hast du mir was voraus. Ich hätte nie gedacht, dass du mal New-Age-Witwen mit Zwergen vernaschst. Ich dachte, du gehörst mehr zur zahlenden Kundschaft.« »Ted bezahlt nicht dafür«, sagte er. »Und Edward ?« Er zuckte die Achseln. »Es ist ein Bedürfnis genau wie essen und trinken.«
Die kalte Unverblümtheit beruhigte mich wieder. »Siehst du, das ist der Edward, den ich kenne und fürchte.« »Du fürchtest mich, gehst mich aber wegen einer Frau an, die du eben erst kennengelernt hast, und wegen zweier Kinder, die du noch gar nicht gesehen hast. Ich habe nicht einmal vor, sie zu töten, und doch wirfst du die entscheidende Frage zwischen uns auf.« Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht.«
»Das brauchst du auch nicht, Edward. Halte dich nur an den Waffenstillstand.« »Ich glaube dir, Anita. Du bist der Einzige, den ich kenne, außer mir, der niemals blufft.« »Bernardo und Olaf bluffen?« Er schüttelte lachend den Kopf. Das löste die angestaute Spannung. »Nein, ich werde dir nichts über sie verraten.« »Warum?«, fragte ich.
»Darum«, sagte er und lächelte beinahe. Ich betrachtete seine sorgfältig gehütete Miene. »Du freust dich. Du bist gespannt auf unsere Begegnung.« »Genau wie auf deine Begegnung mit Donna.« »Obwohl dir klar war, dass ich sauer sein würde.« Er nickte. »Dein Gesicht war schon fast die Todesdrohung wert. «
Ich schüttelte den Kopf. »Du fängst an, mich zu beunruhigen, Edward.« »Ich fange erst an? Ich muss meine Ausstrahlung verloren haben.« »Na schön, erzähl mir nichts von ihnen. Erzähl mir von dem Fall.«
Er bog in einen Parkplatz ein und stellte den Motor ab. »Was ist los,
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