Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
Gewichte, um ein gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen, sondern um wie ein harter Kerl auszusehen, der im Zweifelsfall mit allem zuschlagen kann, was er hat. Ich suchte nach dem nächsten Anzeichen und entdeckte die Tattoos: Stacheldraht an den Oberarmen knapp unterhalb des Ärmelrands.
Er hatte zwei andere Männer bei sich, einen größeren und einen kleineren. Der größere war in besserer Form, aber der kleinere hatte eine böse Narbe quer durchs Gesicht, die ihm ein teuflisches Aussehen gab. Den dreien fehlte nur noch ein blinkender Schriftzug über den Köpfen: Böse Jungs. Wieso war ich nicht überrascht, dass sie in unsere Richtung kamen? Ich sah Edward an und fragte mit stummen Lippenbewegungen: »Was ist hier los?«
Das Seltsamste war, dass Donna sie kannte. Das war ihr anzusehen, und auch dass sie Angst hatte. Konnte dieser Tag noch sonderbarer werden?
13
Peter seufzte ein leises »Oh mein Gott«. Kurz sah ich seine Angst, dann setzte er seine mürrische Miene auf wie eine Maske, aber seine Augen waren schreckgeweitet, und sein Atem hatte sich beschleunigt.
Becca drückte sich zwischen Edward und Donna in die Polsterbank und spähte ängstlich an seinem Arm vorbei. Alle wussten Bescheid, außer mir.
Aber ich brauchte nicht lange zu warten. Das bedrohliche Trio kam direkt auf unsere Nische zu. Ich spannte mich an, bereit, aufzustehen, wenn Edward es tat, doch er blieb sitzen. Seine Hände allerdings waren unter dem Tisch. Wahrscheinlich hatte er eine Waffe in der Hand. Ich ließ meine Serviette fallen, und als ich damit unter dem Tisch hervorkam, hielt ich sie in der einen, die Browning HI-Power in der anderen Hand. Ich ließ sie unter dem Tisch und zielte auf die bösen Burschen. Ein Schuss würde keinen umbringen, aber ein großes Loch ins Bein machen, oder in die Weichteile, je nachdem wie groß derjenige war, der zufällig im falschen Moment am falschen Platz stand.
»Harold«, sagte Edward, »du hast Verstärkung mitgebracht.« Er redete noch wie Ted, aber lebhafter als sonst und gar nicht freundlich. Ich hätte nicht beschreiben können, was sich an seiner Stimme geändert hatte, aber sie schraubte die Spannung hoch. Becca drückte sich tiefer in den Sitz und barg das Gesicht hinter Edwards Ärmel, sodass sie die Männer nicht sah. Donna griff nach ihr und zog sie von Edward weg in ihre Arme. Sie war unverhohlen ängstlich, genau wie ihre Tochter. Edwards Gesicht wirkte aufgeschlossen, er lächelte leicht, aber seine Augen waren leer geworden. Seine wahren Augen schauten hervor. Unter diesem Blick hatte ich schon wahre Ungeheuer erblassen sehen.
Der kleine mit der Narbe trat von einem Bein aufs andere. »Ja, das ist Russell«, sagte er auf den Indianer deutend, »und das ist Newt.« Fast hätte ich den Namen laut wiederholt, dachte mir aber, dass wir schon genug Probleme hatten, ohne dass ich vorlaut wurde. Und mir wird immer vorgehalten, dass ich nie weiß, wann ich den Mund halten sollte.
»Tom und Benny noch im Krankenhaus?«, fragte Edward weiter im Plauderton. Noch zogen wir nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf uns, nur einige Blicke, mehr nicht. »Wir sind nicht Tom und Benny «, erwiderte Russell. Sein Ton passte zu seinem Lächeln und erinnerte mich daran, dass Lächeln auch eine Art des Zähnefletschens sein kann. »Schön für Sie«, sagte ich.
Sein Blick schwenkte zu mir. Seine Augen waren so schwarz, dass Iris und Pupillen zu einem dunklen Loch verschmolzen. »Sind Sie auch so eine mitfühlende Seele, die das Indianerland für uns arme Wilde bewahren will?«
Ich schüttelte den Kopf. »Mir wurde schon vieles vorgeworfen, aber noch nie, dass ich eine mitfühlende Seele bin.« Ich lächelte ihn an und dachte, dass es ihn den Oberschenkel kosten und vielleicht für immer verkrüppeln würde, wenn ich abdrückte. Er stand sehr nah am Tisch, gefährlich nah, aber ich wartete auf Edward, und dem schien es nichts auszumachen, dass die drei drohend über uns aufragten.
»Ihr solltet jetzt gehen«, sagte Edward und klang allmählich
wie er selbst. Ted verschwand und ließ eine ausdruckslose, kalte Maske zurück, mit Augen so leer wie der Winterhimmel. Seine Stimme war tonlos, als würde er etwas ganz anderes sagen. Edward drang aus der Tedlarve hervor wie ein Schmetterling aus der Puppe, aber der Vergleich war viel zu schön, zu harmlos für ihn, denn was da ans Licht kam, war überhaupt nicht harmlos, und wenn die Situation
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