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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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eskalierte, würde es gar nicht schön werden.
     
    Russell beugte sich über den Tisch, indem er seine großen Hände auf der Tischplatte spreizte. Er lehnte sich so weit vor, dass er sich Donnas Gesicht näherte und dabei Edward und mich ignorierte. Entweder war er dumm, oder er stellte sich vor, dass wir in der Öffentlichkeit nicht als Erste angreifen würden. Was mich betraf, hatte er recht, aber bei Edward war ich mir nicht so sicher.
     
    »Du kommst uns mit deinen Freunden nicht mehr in die Quere, sonst passiert was«, drohte er in glattem, hässlichem Ton. »Eine hübsche Kleine hast du da. Wäre eine Schande, wenn ihr etwas zustieße.«
     
    Donna wurde blass und drückte Becca fester an sich. Ich fragte mich, was Edward zu tun gedacht, denn es war Peter, der reagierte. »Bedrohen Sie meine Schwester nicht«, forderte er mit tiefer, zorniger Stimme, der keine Angst anzumerken war.
     
    Russell drehte ruckartig den Kopf und beugte sich dem jungen entgegen. Peter wich nicht aus, sodass ihre Gesichter nur noch ein paar Fingerbreit auseinander waren, aber sein Blick huschte von einer Seite zur anderen, als wollte er flüchten. Seine Finger umklammerten die Sitzkante, wie um zu verhindern, dass er zurückwich.
     
    »Und was willst du dagegen tun, kleiner Mann?« » Ted ?«, sagte ich in fragendem Ton. Russell warf einen kurzen Blick auf mich, dann weidete er sich wieder an der Angst des Jungen und seiner gespielten Tapferkeit. Es fällt schwer, den harten Muskelprotz zu mimen, wenn man einen Vierzehnjährigen nicht einschüchtern kann. Er gab Peter auf und wandte sich mir zu. Ich glaube, er hielt mich nicht für eine Bedrohung. Sein Fehler.
     
    Hinter Russells Körpermasse war Edward nicht zu sehen, aber ich hörte ihn kalt und tonlos sagen: »Tu es.«
     
    Nein, ich schoss nicht. Das war es nicht, wozu ich die Erlaubnis eingeholt hatte oder wofür Edward die Freigabe erteilt hatte. Woher ich das wusste? Ich wusste es eben. Ich nahm die Waffe in die linke, atmete lange und weich aus, bis meine Schultern locker waren, zentrierte mich, wie ich es beim Judo gelernt hatte und jetzt beim Kenpo tat. Ich stellte mir vor, wie meine Finger in seine Kehle drangen, ins Fleisch. Bei einem echten Kampf stellt man sich nicht vor, wie man jemanden trifft, sondern wie man die Faust in ihn hinein und zur anderen Seite hinaus stößt. Obwohl ich mich ein bisschen zurückhalten würde. Man kann jemandem mit diesem Schlag die Luftröhre quetschen, und ich wollte wegen dieser Sache nicht ins Gefängnis wandern. Ich senkte die rechte Hand bis auf den Sitz, dann stieß ich mit zwei ausgestreckten Fingern zu. Russell sah die Bewegung, reagierte aber nicht rechtzeitig. Ich kam mit dem Stoß vom Sitz hoch und trieb ihm die Finger mit Schwung gegen die Kehle.
     
    Mit beiden Händen am Hals brach er würgend auf dem Tisch zusammen. Ich schlug ihn ein, zwei, drei Mal mit dem Gesicht auf die Tischplatte, bis ihm das Blut aus der Nase quoll. Dann glitt er kraftlos vom Tisch zu Boden, starrte an die Decke und versuchte röchelnd durch die gequetschte Luftröhre und die gebrochene Nase zu atmen. Wenn er besser Luft gekriegt hätte, wäre er ohnmächtig geworden, aber das klappt nicht, solange man würgt. Er schaukelte auf dem Boden hin und her und verdrehte blicklos die Augen.
     
    Ich stand neben der Nische und blickte auf ihn runter, die Pistole noch in der Linken an meiner Seite, wo sie vor meinen schwarzen Jeans kaum auffiel. Die meisten Leute würden sie nicht bemerken, sondern nur das Blut und den Mann am Boden sehen.
     
    Harold und der große Newt standen wie angewurzelt da und starrten Russell an. Harold schüttelte bedauernd den Kopf. »Das hätten Sie nicht tun sollen.«
     
    Edward stand vor seiner Sitzbank und versperrte ihnen den Blick auf Donna und Becca. Er sprach leise, sodass er über unseren Kreis hinaus kaum zu hören war. »Bedrohe nie wieder diese Leute, Harold. Wage dich nicht in ihre Nähe, aus keinem Grund. Sag Riker, sie sind tabu. Oder es bleibt nicht bei einer gebrochenen Nase.«
     
    »Ich sehe die Waffen«, sagte Harold leise. Er ging neben Russell auf ein Knie. Der Dicke hatte noch immer die Augen verdreht, sein blaues T-Shirt war voller Blut. Harold schüttelte den Kopf. Er sah zu mir hoch. »Wer sind Sie denn?«
     
    »Anita Blake«, antwortete ich. Er schüttelte wieder den Kopf. »Kenne ich nicht.« »Ich schätze, mein Ruf ist mir noch nicht vorausgeeilt.« »Das wird er noch«, sagte Harold. »Peter, gib

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