Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
meistens liest man eine Akte ganz oder fast ganz, dann wendet man sich der nächsten zu, doch bei einem Serientäter sucht man nach einem Tatmuster. Bei Serienmorden hatte ich gelernt die Akten zu unterteilen: alle Zeugenaussagen, dann die gerichtsmedizinischen Gutachten, dann die Bilder vom Tatort usw. Manchmal nahm ich mir die Bilder zuerst vor, aber das schob ich diesmal auf. Ich hatte im Krankenhaus genug gesehen, das mich zimperlich machte. Die Fotos konnten also warten, und ich konnte trotzdem einwandfreie Arbeit zu dem Fall leisten, ohne mir diesen Schrecken antun zu müssen. Zweckhafte Verschleppung, was konnte besser sein?
     
    Bernardo kochte uns immer wieder Kaffee und spielte den Gastgeber, bot uns Essen an, obwohl wir beide ablehnten. Als er mir meine zigste Tasse Kaffee brachte, fragte ich schließlich: »Nicht, dass ich nicht dankbar wäre, aber du kommst mir nicht wie der häusliche Typ vor, Bernardo. Warum spielst du den perfekten Gastgeber? Es nicht einmal dein Haus.«
     
    Er nahm die Frage als Einladung, näher an meinen Stuhl zu rücken, bis er mit dem Oberschenkel an meine Armlehne stieß. Immerhin nicht an mich, darum ließ ich es durchgehen. »Willst du vielleicht Edward bitten, Kaffee zu holen?«
     
    Ich blickte über den Tisch zu Edward. Er machte sich nicht die Mühe, von seiner Akte aufzusehen. Ich grinste. »Nein, ich dachte eher daran, mir meinen Kaffee selbst zu holen.«
     
    Bernardo drehte sich um, lehnte sich mit dem Hintern gegen die Tischkante und verschränkte die Arme. Sein Bizeps schwoll an, als beugte er ihn nur zu meinem Vergnügen. Ich glaube nicht, dass es ihm bewusst war, es schien mehr eine Angewohnheit zu sein.
     
    »Ehrlich?«, fragte er. Ich sah zu ihm auf und nippte an meinem Kaffee. »Das wäre zumindest nett.«
     
    »Ich habe die Berichte mehr als einmal gelesen und will es nicht noch mal tun. Ich bin es leid, den Ermittler zu spielen. Ich wünschte, wir könnten losgehen und etwas töten oder wenigstens bekämpfen.«
     
    »Ich auch«, sagte Edward. Er sah uns aus kalten blauen Augen an. »Aber wir müssen wissen, was für einen Gegner wir haben, und die Antwort steht irgendwo hier drin.« Er zeigte auf die Haufen von Unterlagen.
     
    Bernardo schüttelte den Kopf. »Warum haben wir oder die Polizei dann noch nichts darin gefunden?« Er fuhr mit dem Finger an einem Stapel entlang. »Ich glaube nicht, dass man den Bastard durch Aktenarbeit schnappen kann.« »Dir ist bloß langweilig«, meinte ich lächelnd.
     
    Er sah auf mich runter, zuerst ein bisschen erschrocken, dann lachte er und warf den Kopf in den Nacken, als wollte er den Mond anheulen. »Du kennst mich noch nicht lange genug, um mich zu durchschauen.« Das Lachen funkelte noch in seinen braunen Augen, und ich wünschte, es wäre ein anderes Augenpaar. Mir war plötzlich eng in der Brust, so sehr vermisste ich Richard. Ich blickte auf das Blatt auf meinem Schoß, nur falls mir etwas anzusehen war. Ich wollte Bernardo keinen kummervollen Blick zeigen. Und einen sehnsuchtsvollen erst recht nicht, er würde ihn falsch verstehen.
     
    »Ist dir langweilig, Bernardo ?«, fragte Edward.
     
    Bernardo drehte sich mit dem Oberkörper herum, sodass er ihn mit einem Minimum an Bewegung ansehen konnte. Das brachte seine nackte Brust vor mein Gesicht. »Keine Frauen, kein Fernsehen, nichts zu töten, es ist todlangweilig.«
     
    Ich ertappte mich, wie ich auf seine Brust starrte. Ich hatte den Drang, mich aus dem Stuhl aufzurichten, die Blätter auf den Boden gleiten zu lassen und ihm über die Brust zu lecken. Die Vorstellung war so stark, dass ich die Augen zumachen musste. Solche Gefühle hatte ich sonst nur bei Richard oder Jean-Claude, aber nicht bei Fremden. Wieso hatte Bernardo solch eine Wirkung auf mich?
     
    »Geht es dir nicht gut?« Er beugte sich über mich, sein Gesicht war so nahe, dass es mein Blickfeld ausfüllte. Ich fuhr zurück, stieß den Stuhl weg und stand auf. Der Stuhl kippte um, nach allen Seiten rutschten Papiere weg. »Mist«, sagte ich heftig. Ich hob den Stuhl auf.
     
    Bernardo bückte sich, um die Blätter aufzusammeln. Sein nackter Rücken bildete einen festen Bogen, während er das Papier stapelte. Ich sah gebannt zu, wie die Muskeln über dem Hosenbund arbeiteten.
     
    Ich rückte von ihm weg. Edward hatte mich beobachtet. Sein Blick war schwer, als wüsste er, was ich dachte und fühlte. Ich wusste, es war nicht wahr, aber er kannte mich besser als die meisten. Ich wollte nicht,

Weitere Kostenlose Bücher