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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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verließen einfach das Haus zur gleichen Zeit aus unterschiedlichen Gründen.«
     
    Er betrachtete mich mit festem Blick, eindringlich und gleichzeitig neutral. Ihm war nicht anzusehen, ob er das schon ein Dutzend Mal gehört hatte oder ob es brandneu war. Detective Sergeant Dolph Storr bleibt gern neutral, um seine Leute nicht zu beeinflussen, darum war ich daran gewöhnt, aber im Vergleich zu Edward war er geradezu manipulativ.
     
    Ich machte weiter, aber sehr schleppend und ohne jedes Feedback. »Der Polizist, der in dem zweiten Fall ermittelte, hat das auch bemerkt. Er hat sich die Mühe gemacht, alle zu fragen, warum sie aus dem Haus gegangen sind. Die Antworten sind nahezu identisch.«
     
    »Weiter«, bat Edward mit ausdruckslosem Gesicht. »Verdammt, Edward. Du hast die Akten alle gelesen. Ich wiederhole nur, was du schon weißt.« »Aber vielleicht kommst du damit ganz woanders an«, sagte er. »Bitte, Anita, führe den Gedanken fort.«
     
    »Sie alle wurden unruhig. Ein spontanes Eisessen mit den Kindern. Eine Frau beschloss, um elf Uhr abends einkaufen zu gehen. Einige stiegen ins Auto und machten eine Fahrt ins Blaue. Sie mussten einfach mal raus. Ein Mann nannte es einen Lagerkoller. Eine Frau, Mrs Emma ... Mist, ich habe zu viele Namen in zu kurzer Zeit gelesen.«
     
    »War es ein ungewöhnlicher Name?«, fragte Edward völlig tonlos.
     
    Ich sah ihn stirnrunzelnd an und beugte mich weit über den Tisch, um an die Berichte zu kommen. Ich blätterte, bis ich den richtigen gefunden hatte. »Mrs Emma Taylor sagt: >Der Abend war schrecklich. Ich konnte es drinnen nicht aushalten.< Und weiter: >Draußen war es drückend, man konnte kaum atmen.«<
     
    »Und?«, fragte er. »Ich möchte mit ihr sprechen.« » Warum?« »Ich vermute, sie ist empfänglich, wenn nicht sogar ein Medium.« »Davon steht nichts im Polizeibericht.«
     
    »Wenn man die Gabe hat und sie ignoriert oder als Einbildung abtut, verliert man sie deshalb nicht. Die Kräfte wollen raus, Edward. Wenn sie stark empfänglich ist oder eine Hellseherin, die ihre Kräfte jahrelang vernachlässigt hat, dann ist sie entweder depressiv oder manisch. Sie würde allerhand psychische Behandlungen hinter sich haben. Wie ernst es ist, hängt davon ab, wie stark ihre Gabe ist.«
     
    Endlich wirkte er interessiert. »Du meinst, hellseherische Fähigkeiten können psychisch krank machen?«
     
    »Ich will sagen, dass sie sich als geistige Erkrankung ausgeben können. Ich kenne Geisterjäger, die die Stimmen der Toten als Geflüster hören, ein klassisches Symptom der Psychophernie. Empathen, Leute, die Eindrücke von anderen auffangen, können depressiv werden, weil sie von bedrückten Menschen umgeben sind und nicht wissen, wie sie sich dagegen abschirmen können. Stark begabte Hellseher bekommen mitunter ihr Leben lang bei allem, was sie anfassen, Visionen, die sie nicht abwehren können. Psychophrenie. Dämonische Besessenheit kann sich hinter den Symptomen einer multiplen Persönlichkeit verbergen. Ich könnte dir eine Stunde lang Beispiele nennen, wo sich Symptome von Geisteskrankheiten mit verschiedenen Kräften decken.«
     
    »Das ist so weit klar«, sagte Edward. Er setzte sich auf und schien überhaupt nicht steif zu sein. Vielleicht tat der Boden seinem Rücken gut. »Ich verstehe aber noch immer nicht, warum du mit dieser Frau reden willst. Die Aussage wurde von Detective Loggia aufgenommen. Er war sehr gründlich. Er hat gute Fragen gestellt.«
     
    »Dir ist aufgefallen, dass er sich mehr als die übrigen Ermittler damit befasst hat, warum die Leute ihr Haus verlassen haben.« Edward zuckte die Achseln. »Loggia hat das misstrauisch gemacht. Es war ein zu deutlicher Zufall, aber er fand nichts, das auf eine Verschwörung hindeutete.«
     
    »Eine Verschwörung?« Beinahe hätte ich gelacht, bei seinem ernsten Gesicht riss ich mich zusammen. »Hat tatsächlich jemand geglaubt, ein ganzer Straßenzug der oberen Mittelklasse könnte sich verschworen haben, ihre Nachbarn umzubringen ?«
     
    »Es war die einzig logische Erklärung, wieso sie in der Mordnacht alle innerhalb einer halben Stunde das Haus verlassen haben.« »Also wurde gegen diese Leute ermittelt?«, fragte ich. »Daher die vielen Akten.« »Und?« »Nichts«, sagte Edward. »Gar nichts ?«
     
    »Ein bisschen Tratsch über Kinder, die Blumenbeete vernichtet haben, eine Affäre, wo der Ehemann, der tot aufgefunden wurde, die Frau des Nachbarn bumste.« Edward grinste. »Der

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