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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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dieses Schuppens vielleicht zur Lösung der Mordfälle beitragen konnte. Wenn die Mordserie dadurch gestoppt würde, konnte man über ein paar geistige Übergriffe hinwegsehen. Früher hätte ich das nicht toleriert, aus keinem Grund. Es heißt, jeder hat seinen Preis. Früher glaubte ich, ich sei die Ausnahme dieser Regel, aber wenn ich vor die Wahl gestellt war, diese nette Frau ein paar Dinge tun zu lassen, die sie nicht wollte, oder einen neuen Mordschauplatz und neue Verstümmelte sehen zu müssen, dann konnten sie die Frau haben. Natürlich nicht im üblichen Sinne, denn meines Wissens war die geistige Kontrolle durch einen menschlichen Diener nicht dauerhaft. Allerdings hatte ich bisher auch nicht gewusst, dass ein menschlicher Diener überhaupt den Willen manipulieren kann. Eigentlich wusste ich nicht, wie sehr diese Frau in Gefahr war, und trotzdem ... trotzdem wollte ich das Risiko eingehen, solange nichts Schlimmeres stattfand. Wenn sie ihr befahlen, sich auszuziehen, sah die Sache anders aus. Ich hatte meine Grundsätze und Grenzen. Es waren nicht mehr dieselben wie vor vier Jahren oder vor zwei Jahren oder einem Jahr. Dass ich sie diesen Übergriffen überließ, ohne mich zu beschweren, machte mir etwas aus, aber nicht genug.
     
    Die blonde Frau bückte sich und biss dem Mann in den Hintern, nicht fest, aber so, dass er erschrak. Er hatte dem Publikum den Rücken zugekehrt, sodass ich wahrscheinlich die Einzige war, die einen Moment lang seinen Ärger zu sehen bekam.
     
    Der Priester blieb am Bühnenrand, als wollte er nicht von der Show ablenken, aber ich wusste, er hatte seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Am ganzen Körper spürte ich die Kraft seines Willens wie einen Druck.
     
    Dann hörte ich ihn: »Eine äußerst widerspenstige Braut, die ihn in der Stunde der Not im Stich lässt.« Ich fühlte, wie er Macht in seine Worte legte. Als er Not sagte, empfand ich Not. Mein Körper verspannte sich, aber ich konnte das ignorieren. Ich wusste, ich konnte hier ungerührt stehen, ihn das Schlimmste tun und an mir abperlen lassen. Aber das konnte kein normaler Mensch. Vampirhenker Anita Blake konnte das, aber der Clubgast Anita Lee, tja ... Dadurch würde zumindest klar, dass ich keine gewöhnliche Touristin war. Wenn ich nichts tat, wäre die Katze aus dem Sack. Das sind die Momente, derentwegen ich Undercoverarbeit nicht leiden kann.
     
    Ich ignorierte die Stimme des Priesters und ging zu dem nackten Mann. Der hatte Mühe, die Hände der Blonden von seinem Stringtanga fernzuhalten. Die große Dunkelhaarige klebte an seinem Bein und spielte mit der Schnur. Nur Ramona stand untätig da und wartete auf Anweisungen. Doch der Priester konzentrierte seine Kraft auf mich. Solange er sich mit mir befasste, war sie sicher.
     
    Die Brünette rollte die Schnur über den Hüftknochen, und die Blonde nutzte die Gelegenheit und schob die Hand unter den Stoff. Der Mann schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, als sein Körper unwillkürlich reagierte, obwohl er ihre Hand festhielt und wegzuziehen versuchte. Doch offenbar gab sie nicht auf, sie ließ einfach nicht los.
     
    Ich bezweifelte, dass der Club diesen Übergriff toleriert hätte, wenn der Darsteller eine Frau und der Zuschauer ein Mann gewesen wäre. Einige Formen sexistischer Doppelmoral funktionieren nicht zugunsten des Mannes. Bei einer Frau wären sie auf die Bühne gestürmt und hätten sie gerettet, aber er war ein Mann und auf sich allein gestellt.
     
    Ich fasste Ramona an der Schulter und schob sie zur Seite wie ein Möbelstück. Sie blieb willenlos mit geschlossenen Augen, wo ich sie hinstellte. Dass sie so nachgiebig war, machte mir ein schlechtes Gewissen. Aber ein Problem nach dem andern. Ich fasste sein Handgelenk, um ihn von der Hand der Blonden zu lösen. Zuerst ließ er sich nicht bewegen, doch dann sah er mich an, sah mich wirklich an. Seine Augen waren geweitet, ein weiches, reines Grau mit einem schwarzen Rand an der Iris, als wäre derselbe Kajalstift, der seine Lider und Brauen nachgezeichnet hatte, auch dort benutzt worden. Seltsame Augen. Doch was immer er in meinen Augen sah, es beruhigte ihn, denn er ließ die Hand der Blonden los. Es gibt einen Nerv im Arm, etwa drei Fingerbreit unterhalb der Ellenbeuge. Wenn man den richtig trifft, ist das ziemlich schmerzhaft. Ich grub meine Finger in ihre Haut, als wollte ich den Nerv ziehen. Ich war sauer und wollte ihr wehtun. Ich hatte Erfolg.
     
    Sie stieß einen kleinen

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