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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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wüsste sie nicht so recht, ob sie sie haben wollte. Vielleicht hatte sie nach der vorigen Nummer Angst, sie anzunehmen. Da konnte ich ihr keinen Vorwurf machen.
     
    Einen Tisch weiter blieb Cesar stehen und sprach leise mit einer Frau. Sie stand auf und zog ihm einen der Ohrringe aus. Dann ging er von Tisch zu Tisch, um sich, manchmal von Männern, meistens von Frauen, die letzten Schmuckstücke abnehmen zu lassen. Was wahrscheinlich erklärte, warum die Ohrringe so billig und unecht aussahen. Mit Ausnahme des letzten. In beiden Ohrläppchen steckten mittelgroße Jadekugeln, aber was sie zu etwas Besonderem machte, war die Figurine, die darunter baumelte und bei jeder Kopfbewegung und beim Gehen hin und her schwang. Sie war zehn Zentimeter lang und streifte seine Schultern anstelle der Haare, die er nicht hatte. Allmählich sah ich, dass es eine dieser klobigen Götterfiguren war, die die Azteken so liebten.
     
    Er blieb an unserem Tisch stehen, und ich war überrascht, denn die anderen »Bräute« hatte er sorgfältig ignoriert. Er legte die Hand in meine und zog mich hoch, neigte mir den Kopf zu, damit ich an das Ohr herankam. Ich wollte die Shownummer nicht stören, aber die Ohrringe waren zu kostbar, um sie als Geschenk anzunehmen, es sei denn sie waren unecht. Sowie ich den kühlen Stein berührte, wusste ich, dass es echte Jade war.
     
    Ich trage keine Ohrringe und habe noch nie Löcher gehabt, darum tastete ich im Dunkeln hinter seinen Ohren, um herauszufinden, wie sich der Verschluss öffnen ließ. Schließlich tat er selbst mit einem flinken, eleganten Handgriff, wo ich ungeschickt herumgefummelt hatte. Dabei sah ich die Schraubbewegung, und als er den Kopf drehte, war ich imstande, ihm
     
    den zweiten Ohrring abzunehmen. Soweit kannte ich mich mit Schmuck aus, um zu wissen, dass die Verschlüsse modern waren. Jade und Gold waren echt, aber nicht antik, oder zumindest nicht die Verschlüsse.
     
    Die Ohrringe lagen schwer in meinen Händen. Cesar beugte sich herab und hauchte mir seinen warmen Atem über die Wange. »Ich werde sie mir nach der Vorstellung wiederholen. Misch dich nicht ein.« Er gab mir einen sachten Kuss auf die Wange und ging zur Treppe. Dort nahm er seine Flöte, brach eines der Rohre ab und ließ es auf die unterste Stufe fallen.
     
    Ich setzte mich wieder. Die Ohrringe behielt ich in der Hand. Ich beugte mich zu Edward. »Was kommt jetzt?« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe die Nummer auch noch nicht gesehen.«
     
    Ich sah zu Dallas hinüber. Ich wollte sie fragen, aber sie schaute schon gespannt auf die Bühne. Cesar brach auf jeder Treppenstufe ein Flötenrohr ab. Oben warteten vier Jaguarmänner um einen kleinen, rundlichen Stein. Der Priester war auch dort, ohne seinen Federumhang. Er war noch breiter in den Schultern, als es zuerst den Anschein hatte, und obwohl er nicht groß war, bekam man den Eindruck von schierer Kraft, schierer Körperlichkeit. Er schien mehr Krieger als Priester zu sein.
     
    Cesar war oben beim Tempel angekommen. Die vier Jaguarmänner fassten ihn an Hand- und Fußgelenken, hoben ihn über die Köpfe und stützten seinen Körper mit den Händen. So liefen sie über die Bühne und schritten alle Ecken mit ihm ab, auch die dem Publikum abgewandte. Dann brachten sie ihn zu dem runden Stein und legten ihn so darauf, dass Kopf und Schultern herunterhingen und die Brust- und Bauchpartie sich über den Stein wölbte.
     
    Ich war schon aufgesprungen, bevor ich die Obsidianklinge in der Hand des Priesters sah. Edward hielt mich am Arm fest. »Sieh nach links«, sagte er.
     
    Ich drehte den Kopf und sah zwei Jaguarmänner da stehen. Wenn ich zur Bühne rannte, würden sie mich zurückhalten. Cesar hatte gesagt, er werde sich die Ohrringe nach der Vorstellung wiederholen. Was bedeutete, dass er dann noch am Leben sein würde. Er hatte mich gewarnt, nicht einzuschreiten. Aber verdammt noch mal, sie würden ihn aufschlitzen. Das wusste ich. Ich wusste nur nicht, wie übel es werden würde.
     
    Dallas war an meine andere Seite gekommen und flüsterte: »Das gehört zur Show. Cesar spielt zweimal im Monat das Opfer. Nicht immer gleich, aber das gehört zu seiner Aufgabe.« Sie redete beruhigend auf mich ein wie auf einen Verrückten an der Dachkante. Ich ließ mich von ihr und Edward in meinen Sitz drücken. Ich schloss die Fäuste so fest um die Ohrringe, dass sich mir die Jadekanten ins Fleisch gruben.
     
    Dallas kniete sich neben mich und hielt meinen Arm,

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