Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
aber sie schaute auf die Bühne. Die Jaguarmänner hielten Cesar fest, und man konnte sehen, wie sich ihre Hände fester schlossen, wie sie gleichzeitig Luft holten. Cesar war nichts anzusehen, keine Angst, keine Anspannung, er wartete einfach.
Der Priester stieß ihm unterhalb der Rippen das Messer ins Fleisch. Cesar zuckte zusammen, aber er schrie nicht. Die Klinge drang tiefer ein, vergrößerte den Schnitt. Er zuckte unter jeder Bewegung, ohne einen Laut von sich zu geben. Das Blut strömte über die blasse Haut und sah im Scheinwerferlicht beinahe unecht aus. Der Priester griff fast bis zum Ellbogen in die Wunde, und Cesar schrie.
Ich packte Dallas' Arm. »Er kann ohne Herz nicht überleben, nicht mal ein Gestaltwandler kann das.« »Sie werden ihm das Herz nicht herausreißen, ich schwöre.« Sie streichelte meine Hand wie einen unruhigen Hund.
Ich beugte mich zu ihr und flüsterte: »Wenn sie ihm das Herz rausreißen, während ich es hätte verhindern können, dann spieße ich Ihr Herz auf ein Messer, bevor ich New Mexico verlasse. Sind Sie noch immer bereit zu schwören?«
Sie hatte die Augen aufgerissen. Ich glaube, sie hielt den Atem an, aber sie nickte. »Ich schwöre.«
Seltsam, dass sie die Drohung sofort ernst nahm. Die meisten Leute glauben es nicht, wenn man ihnen sagt, man werde ihnen das Herz rausreißen. Sie glauben es, wenn man droht, sie umzubringen, aber wenn man zu plastisch wird, nehmen sie es als Scherz oder Übertreibung. Professor Dallas glaubte mir sofort. Das sah ich ihr an. Die meisten Collegeprofessoren hätten anders reagiert. Das machte mich nur noch neugieriger auf sie.
Die Stimme des Priesters drang in die völlige Stille des Saales. »Ich halte sein Herz in meiner Hand. Vor längst vergangener Zeit hätten wir es aus seiner Brust gerissen, aber diese Tage sind vorüber«, und man hörte sein Bedauern in Jedem Wort. »Wir huldigen soweit wir können, nicht wie wir wollen.« Langsam zog er die Hand heraus, und ich saß so nah an der Bühne; dass ich das nasse Geräusch hören konnte, als sich seine Hand aus der Wunde löste.
Er reckte die blutige Hand in die Luft, und das Publikum jubelte. Sie jubelten. Sie jubelten tatsächlich.
Die Jaguarmänner hoben Cesar vom Altar und warfen ihn die Treppe hinunter. Er kollerte kraftlos über die Stufen und blieb unten liegen. Da lag er stöhnend auf dem Rücken und rang nach Atem, sodass ich mich fragte, ob der Priester einen Lungenflügel verletzt hatte, als er nach dem Herzen fischte.
Ich saß nur da und starrte ihn an. Das machte er zweimal im Monat. Es gehörte zu seiner Aufgabe. Scheiße. Ich verstand das nicht und wollte es nicht verstehen. Wenn er auf Schmerzen und Sterben stand, wollte ich nichts mehr von ihm wissen. Mir standen die Sadomasospiele meiner Werleoparden zu Hause bis Oberkante Unterlippe. Ich brauchte nicht noch mehr davon.
Der Priester redete, aber ich hörte ihn nicht. Ich hörte nur ein weißes Rauschen in meinen Ohren. Ich sah den Werleoparden zucken und zappeln, sah das Blut über die Rippen laufen, auf den Boden tropfen, aber es floss schon langsamer. Bei dem vielen Blut und der klaffenden Wunde war es schwer zu beurteilen, aber ich wusste, dass sie zuheilte.
Zwei von den Türstehern kamen und hoben ihn auf, einer bei den Füßen, der andere griff ihm unter die Arme. Sie trugen ihn zwischen den Tischen durch an uns vorbei. Ich stand auf, sodass sie stehen blieben. Dallas hatte sich gleichfalls erhoben aus Angst, was ich tun könnte. Ich starrte in Cesars Augen. Er litt echte Schmerzen. Er hatte weder Spaß, noch spielte er es vor. Aber man machte solche Scheiße nicht regelmäßig, wenn man es nicht in gewisser Hinsicht genoss. Seine Hände lagen auf seiner Brust, wie um die Wunde zusammenzuhalten. Ich nahm eine seiner blutigen Hände, legte die Jadeohrringe hinein und schloss seine Finger darum.
Er flüsterte etwas, aber ich beugte mich nicht zu ihm, um es zu verstehen. »Komm nie wieder in meine Nähe.« Ich setzte mich wieder, und sie trugen ihn weg. Ich wollte nach einer Serviette greifen, um mir die Hände abzuwischen, doch Dallas griff meinen Arm. »Sie ist jetzt bereit, mit Ihnen zu sprechen.«
Ich hatte niemanden mit Dallas sprechen sehen, aber ich fragte nicht nach. Wenn sie sagte, es sei so weit, bitte. Wir würden mit dem Meister der Stadt reden und dann von hier verschwinden.
Ich griff erneut nach der Serviette, aber Dallas zog sie mir
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