Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis
Doktor. Es ist die Erosion meiner Grundsätze, die mir zu schaffen macht.«
Er zupfte an seinem Stethoskop. »Soll das heißen, wenn ich meine, dass Sie schlimm aussehen, dann soll ich mir mal den anderen ansehen ?«
»Ich exekutiere Leute, Dr. Cunningham. Da bleibt keiner übrig, den Sie sich noch ansehen könnten.«
»Meinten Sie nicht, Sie exekutieren Vampire?« »Früher meinte ich das mal.«
Wieder wechselten wir einen langen Blick, dann sagte er: »Soll das heißen, Sie töten Menschen?«
»Nein, das heißt, es gibt zwischen Vampiren und Menschen keinen so großen Unterschied, wie ich früher immer geglaubt habe.« »Ein moralisches Dilemma«, sagte er. »Ja«
»Ich beneide Sie nicht um Ihr Problem, Ms Blake, aber bleiben Sie aus der Schusslinie, bis Sie es gelöst haben« »Das versuche ich ständig, Doktor.« »Dann müssen Sie sich noch mehr Mühe geben«, schloss er und ging hinaus.
Die Tür war noch nicht wieder ins Schloss geschwenkt, als Edward hereinkam. Er trug eins dieser kurzärmligen Hemden mit Brusttaschen. Wäre es hellbraun gewesen, hätte ich gesagt, er wollte zu einer Safari aufbrechen, aber es war schwarz. Desgleichen seine frisch gebügelten Jeans, der Gürtel um seine schmale Taille bis hin zur Schnalle, damit sie ihn im Dunkeln nicht durch Lichtreflexe verriet. Schwarz waren auch das Schulterholster und die Waffe. Am Halsausschnitt des Hemdes sah man den Rand des weißen Unterhemds, ansonsten war an ihm alles schwarz. Dadurch sahen seine Haare und Augen noch heller aus. Es war das erste Mal, dass ich ihn hier ohne den Cowboyhut sah.
»Wenn du dich schon zu meiner Beerdigung umgezogen hast, dann bist du zu zwanglos gekleidet. Wenn das deine Straßenklamotten sind, hast du bestimmt die Touristen erschreckt.« »Du bist am Leben. Gut«, sagte er. Ich schoss ihm einen Blick zu. »Sehr witzig.«
»Es war nicht witzig gemeint.« Wir sahen uns an. »Warum so ernst, Edward? Ich habe den Arzt gefragt, er hat gesagt, es gab keine weiteren Morde.«
Er schüttelte den Kopf und nahm am Fußende des Bettes neben Mrs Evans' Utensilien Aufstellung, sodass ich ihn über die Länge des Bettes hinweg ansehen musste. Das war mir unangenehm. Ich fand die Steuerknöpfe und ließ das Kopfende langsam hochfahren. Ich hatte oft genug in einem Krankenhausbett gelegen, um zu wissen, wo alles war.
»Ja, das stimmt.« sagte er. »Warum dann das lange Gesicht?.« sagte er. Ich achtete auf meinen Körper, während das Bett hochfuhr, und wartete auf Schmerzen denn mir tat alles weh. Man neigt dazu, nachdem man n Wände geschleudert wurde. Meine Brust brannte – und nur von den Verbrennungen. Ich stoppte, als ich aufrecht und ihn ansehen konnte, ohne den Kopf zu verdrehen.
Er ließ ein sehr kleines Lächeln sehen. »Du wärst beinahe umgekommen und fragst, was los ist?« Ich zog die Brauen hoch. »Ich wusste nicht, dass es dir was ausmachen würde.« Viel als es sollte.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, versuchte es aber. Heißt das, du tötest mich nicht mehr nur zum Spaß?« Er blinzelte, und die Gefühlsregung war weg. Edward stand da sah mich an mit seiner üblichen leicht belustigten Leere im Gesicht. »Du weißt, ich töte nur für Geld.« Quatsch. Ich habe dich schon Leute töten sehen, wo kein Scheck winkte.«
»Nur wenn ich mit dir zusammen bin.«
ich hatte versucht, das Thema auf die männliche Art abzuhandeln. Erfolglos. Als Nächstes versuchte ich es mit Ehrlichkeit. »Du siehst müde aus, Edward.« Er nickte. »Das bin ich auch.«»Wenn doch nichts weiter passiert ist, warum bist du niedergeschlagen? «
»Bernardo ist erst gestern aus der Klinik entlassen worden.«
Ich zog die Brauen hoch. »Was für Verletzungen hatte er? « »Einen gebrochenen Arm, Gehirnerschütterung. Er wird wieder gesund. «
»Gut«, sagte ich.
Er blieb seltsam und das war mehr als die übliche Edward´sche Seltsamkeit, so als gäbe es noch mehr zu sagen und er wollte nicht mit der Sprache herausrücken. »Raus damit, Edward.«
Er machte die Augen schmal. »Was meinst du?« »Sag mir, was dich so sehr beschäftigt.«
»Ich wollte ohne dich und Bernardo mit Baco sprechen.« »Bernardo hat dir von der Begegnung erzählt?« »Nein, dein Freund Ramirez.«
Das überraschte mich. »Als ich zuletzt mit ihm gesprochen habe, hat er darauf bestanden, beim nächsten Treffen mit Baco mitzukommen.« »Das wollte er immer noch, aber
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