Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
Gesichtsausdruck trieb mir die Hitze ins Gesicht. Ich schüttelte den Kopf.
»Geschlechtsverkehr ist dazu nicht nötig, wie du ja schon entdeckt hast.«
»Oooh«, machte Jason bedauernd, aber sein Blick passte nicht zu dem neckenden Ton. Er reagierte auf meinen Hunger, wie mich Jean-Claudes Hunger immer unweigerlich angezogen hatte.
Asher stand auf. »Ich werde euch allein lassen. Aber wenn es gestattet ist, werde ich Nathaniel heute als Pomme de sang nehmen.«
»Nein«, sagte ich.
Seine Augen weiteten sich ein wenig, sein Gesicht wurde ausdruckslos, sein Blick leer und kalt. Ich spürte, wie er sich mir verschloss. »Wie du willst.« Er wandte sich zur Tür.
Ich griff nach seiner Hand, verschränkte meine Finger mit seinen. »Komm mit aufs Bett, Asher.«
»Was soll das?«, fragte er so neutral wie möglich.
»Ich kann dir nicht wiedergeben, was du einmal hattest. Ich kann nicht einmal ...« Ich stockte und setzte neu an. »Aber ihr könnt euch gemeinsam sättigen.«
»Wie?«
»Wenn Nathaniel einverstanden ist, darfst du von seinem Blut trinken und Jean-Claude von Jasons.«
»Das ist eine sehr intime Sache; ist dir das klar? Das tut man nur mit seinen engsten Vertrauten.«
Ich ließ seine Hand los. »Ja, ich weiß.« Ich machte einen Schritt auf das Bett zu und zog ihn mit. »Lass uns an deiner Lust teilhaben, Asher, wie in alten Zeiten.«
Asher sah Jean-Claude an. »Das habe ich zuletzt Belle und dir gestattet.«
»Ich erinnere mich«, sagte Jean-Claude leise und streckte ihm die Hand entgegen. Vor meinem inneren Auge sah ich, wie er das vor Jahrhunderten getan hatte. »Lass es wieder sein wie früher, und diesmal besser. Anita liebt dich, wie du nun weißt, und nicht als ideelles Wesen, nicht wie einen aufgespießten Schmetterling, den man wegwirft, wenn sich ein Flügel gelöst hat. Komm zu uns, Asher, komm zu uns beiden.«
Asher lächelte und trat neben mich. Er bot mir in altmodischer Geste seinen Arm. Ich wollte mich unterhaken, allein um einen Vorwand zur Berührung zu haben, um mich beim Gehen an ihm reiben zu können, und darum fragte ich: »Wie wär's, wenn du mir nicht nur deine Hand, sondern auch deinen Morgenmantel anbieten würdest?«
Er machte eine elegante Verbeugung, so tief, dass seine Haare beinahe den Boden streiften. »Dass du mich erst darum bitten musst, zeigt, dass ich kein Gentleman bin.« Er zog den Morgenmantel aus und hielt ihn mir auf, sodass ich in die Ärmel fahren konnte. Sie hingen mir über die Fingerspitzen und der Saum bauschte sich rings um meine Füße am Boden. Ich schob die Ärmel hoch und band die Schärpe zu, dann raffte ich die Schleppe zusammen und hielt sie mit einer Hand fest wie bei einem Ballkleid. Nun war ich vollständig bedeckt und fühlte mich erleichtert. In dem Stoff hing der süße Duft von Ashers Rasierwasser und sein maskuliner Körpergeruch, und unwillkürlich drehte ich mich nach ihm um. Als ich Asher mit nacktem Oberkörper sah, war es mit meiner Erleichterung vorbei. Ich verspürte den Drang, ihn zu streicheln, über seine Narben zu lecken. Ich konnte mich nicht erinnern, schon einmal so oral fixiert gewesen zu sein, und fragte mich, ob da das Tier oder der Vampir in mir wirkte. Mit der Frage würde ich allerdings meine Begierde offenbaren, und so dringend wollte ich es auch wieder nicht wissen.
Ich legte meine Hand in Ashers, teils aus Höflichkeit, teils weil schon diese kleine Berührung befriedigend war. Ich wollte ihn anfassen, mich um ihn wickeln und die Antwort auf die Frage finden, die Jean-Claude so dringend wissen wollte: War seine Männlichkeit vernichtet worden? Ich schloss die Augen und ließ mich von ihm führen, weil mir plastische Bilder durch den Kopf schossen. Durch Jean-Claude wusste ich genau, wie Asher nackt ausgesehen hatte, bevor er entstellt worden war. Ich besaß Erinnerungen an ihn, wie er bei Feuerschein ausgestreckt auf einem Teppich lag, in einem Land, in dem ich noch nie gewesen war. Ich sah vor mir, wie das Mondlicht auf seinem nackten Rücken spielte.
Ich trat mir auf den Saum, und er musste mich auffangen. Plötzlich war ich an seine Brust gedrückt und hatte seinen starken Arm im Rücken. Unwillkürlich hatte ich den Kopf in den Nacken gelegt, als erwartete ich einen Kuss. Das war so ein Moment, wo jeder sich des anderen bewusst wird und die Möglichkeiten der nächsten Augenblicke vor sich sieht. Er hob mich in die Arme und trug mich
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