Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
menschlicher Diener, er mein Meister und mit mir Teil eines Triumvirats der Macht. Wäre Richard jetzt hier gewesen, wir hätten Belle in die Hölle zurücktreiben können, aus der sie hervorgekrochen war. Ich sandte einen Ruf zu ihm, schrie im Geiste seinen Namen, aber die Antwort bekam ich auf die Haut. Jason sah mich verwirrt an. »Anita ...«, begann er. Ich fühlte Richards Kräfte in Jason, die Verbindung zum Rudel. Die Macht des Triumvirats sprang von Jean-Claudes und meiner Hand auf Jason über. Es würde funktionieren, und das musste es unbedingt, denn Belle Morte erhob sich bereits wieder in mir, und ich war mir nicht sicher, ob ich allein die Kraft haben würde, sie auszutreiben.
Ich beschwor meine Nekromantie wie eine große, schwarze Sturmwolke und füllte das Zimmer mit den spannungsgeladenen Kräften der Magie. Nathaniel wich vor mir zurück und flüsterte: »Nimir-Ra.«
Die Macht zuckte wie ein Blitz in einer Flasche, aber die Flasche war mein Körper, und zur Entladung führte nur eines: Blut. Als wir zuletzt im Beisein anderer die Magie unseres Triumvirats eingesetzt hatten, bat ich die Jungs, mir Blut zu verschaffen, und sah damals zum ersten Mal zu, wie Jean-Claude die Zähne in Richard schlug. Aber heute wollte ich es anders, heute wollte ich das Blut für mich selbst.
Mit der freien Hand zog ich Jasons Kopf zu mir heran, aber nicht um ihn zu küssen. Ich wanderte mit den Lippen an seiner Wange hinab bis zum Hals und flüsterte: »Ich brauche Blut, Jason. Sag ja.«
Er hatte sich abwehrend auf die Arme gestemmt, hauchte aber »ja« und ließ sich auf meine Brust fallen. Seine Hände glitten über meinen Bauch. Ich roch das Blut unter seiner Haut, spürte den Schlag der Halsschlagader wie ein Bonbon auf der Zunge und biss zu. Ich war kein Vampir. Ich konnte seinen Geist nicht umnebeln, um es ihm angenehm zu machen. Keine sexuelle Erregung lenkte ihn davon ab, dass meine Zähne an seinem Fleisch rissen, sein Blut in meinen Mund strömte. In dem Augenblick, wo es auf meine Zunge traf, flammten meine nekromantischen Kräfte auf. Ich stieß sie in Belles honigbraune Umklammerung. Sie lachte mich aus, verhöhnte uns, aber dann stockte sie, denn sie fühlte die Wucht meiner Macht. Ich war ein Totenbeschwörer und sie nichts weiter als ein Vampir. Meine Magie unterschied nicht zwischen ihr und einer Leiche. Ich trieb sie aus, schleuderte sie von mir, schloss sie aus unserer Gemeinschaft aus. Ich hatte mich im Laufe des Jahres in Hexerei geübt, und damit hielt ich Belle von uns fern, sodass sie uns nichts mehr tun, nicht einmal zu uns Kontakt aufnehmen konnte. Mein letzter Gedanke für sie war: Wenn du wissen willst, was hier läuft, schwing dich gefälligst ans Telefon. Dann war sie fort.
19
Ich war wieder nackt. Schien heute Nacht das Motto zu sein. Zu fünft lagen wir keuchend übereinander, mit jenem Kribbeln im Leib, das die Magie manchmal hinterlässt - wo man zugleich müde und beschwingt ist, ungefähr wie nach dem Sex. Asher und Nathaniel lagen auf dem Bett, wo meine Hand gerade nicht mehr hinreichte. Mein Mund, Kinn und Hals waren mit Jasons Blut bedeckt. Er lag mit dem Kopf auf meiner Brust. Ich konnte seine Halswunde sehen. Ich hatte schon Nathaniel und Micah mit meinen Zähnen gezeichnet, aber aus Jasons Hals fehlte ein Stück. Kein großes, aber es fehlte.
Ich schluckte schwer und bemühte mich, gleichmäßig und tief zu atmen. Auf keinen Fall würde ich mich übergeben. Ich stieß alle beiseite, sprang aus dem Bett und rannte ins Bad. Ich übergab mich, und das Stück Fleisch kam wieder hoch, im Ganzen. Es war nicht groß, hätte auf ein Fünfzig-Cent-Stück gepasst. Als ich es so sah, bestätigten sich meine schlimmsten Befürchtungen und lösten eine Woge der Übelkeit aus. Ich kotzte, bis ich glaubte, der Kopf müsste mir platzen.
Es klopfte an der Tür. »Ma petite, darf ich reinkommen?« Er fragte nicht, wie es mir ging. Kluger Vampir. Ich gab keine Antwort, sondern kniete mit dem Kopf an den kühlen Wannenrand gelehnt und fragte mich, ob ich gleich wieder würgen musste oder ob mir vorher der Kopf abfallen würde. Die Kopfschmerzen waren schlimmer als das Brennen im Magen.
Ich hörte die Tür aufgehen. »Ma petite?«
»Ich bin hier«, sagte ich mit belegter Stimme. Es hörte sich an, als hätte ich geheult. Ich blickte nicht auf. Ich wollte ihn nicht sehen. Wollte überhaupt keinen sehen.
Ich sah den Saum des schwarzen
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