Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
Morgenmantels, dann mehr schwarzen Stoff, als er sich vor mich kniete. »Kann ich dir etwas bringen?«
Ein Dutzend Antworten schossen mir durch den Kopf, die meisten waren sarkastisch. Ich begnügte mich mit: »Ein paar Aspirin und eine Zahnbürste.«
»Du könntest mich jetzt bitten, mir das Herz rauszureißen, und ich würde es tun. Stattdessen bittest du mich um Aspirin und eine Zahnbürste.« Er beugte sich vor und hauchte mir einen Kuss auf den Scheitel. »Ich werde es holen.« Er stand auf, und ich hörte eine Schublade.
Er bewegte sich zielstrebig durchs Bad, brachte eine Flasche Aspirin, eine Zahnbürste und mehrere Zahnpasten zum Vorschein. Er wirkte lächerlich häuslich, und der pelzverbrämte Morgenmantel passte nicht dazu. Jean-Claude sah wie jemand aus, der eine Dienerschar beschäftigte, und das tat er auch. Aber wenn ich da war, tat er das meiste selbst, besonders wenn es um mich ging. Wenn ich nicht da war, bedienten ihn wahrscheinlich fünfzig Tanzmädchen von vorn bis hinten. Aber die bekam ich natürlich nicht zu Gesicht.
Er gab mir ein paar Aspirin und ein Glas Wasser. Ich schluckte die Pillen, und es folgte ein Moment, in dem ich zweifelte, ob sie drin bleiben würden, aber er ging vorüber. Jean-Claude half mir auf die Beine, und ich ließ es geschehen. Ich hatte nicht nur weiche Knie, sondern war am ganzen Körper kraftlos.
Ich fing an zu zittern und hörte nicht mehr auf. Jean-Claude hielt mich im Arm. Meine Brust brannte, wo der Stoff die Haut berührte. Ich sah an mir hinunter. Da war ein Abdruck von Nathaniels Zähnen um den Warzenvorhof. Er hatte nur an ein paar Stellen geritzt, aber insgesamt einen dunklen Bluterguss hinterlassen. Das würde noch höllisch wehtun in den nächsten Tagen, wenn sich die Heilung nicht als Erstes auf diese Stelle konzentrierte.
Jean-Claude fuhr mit dem Finger am oberen Abdruck entlang, und ich zuckte zusammen. »Wie kommt es, dass so was immer erst hinterher wehtut?«
»Die Frage ist gleich der Antwort, ma petite.«
Seltsamerweise verstand ich, was er meinte. »Das entspricht fast exakt dem, was ich bei ihm gemacht habe.«
»Nathaniel ist offenbar vorsichtig.«
»Was meinst du damit?«
»Er hat sich genau nach dem gerichtet, was du vorher mit ihm getan hast.«
»Ich dachte, sie wären der Ardeur und Belle Morte hilflos ausgeliefert gewesen.«
»Wenn man den Sog ihrer Macht zum ersten Mal zu spüren bekommt, wird man ungestüm. Dass Jason etwas tat, von dem er wusste, dass du es nicht erlauben würdest, und Nathaniel so etwas nicht tat, deutet darauf hin, dass Nathaniel mehr Selbstbeherrschung besitzt als Jason.«
»Ich hätte es genau andersherum vermutet.«
»Ich weiß«, sagte er, und sein Ton ließ mich aufhorchen.
»Was willst du damit sagen?«
»Dass du ihn eigentlich gar nicht kennst, allenfalls seine Sehnsüchte, ma petite.«
»Er kennt sich ja selbst nicht mal«, erwiderte ich.
»Das mag zum Teil stimmen, aber ich denke, er wird dich noch überraschen.«
»Verheimlichst du mir etwas?«
»Über Nathaniel, nein.«
Ich seufzte. »Weißt du, an jedem anderen Tag würde ich dich zwingen, es auszuspucken, aber nicht heute. Ich brauche jetzt wirklich ein bisschen Trost, und ich schätze, du musst dafür herhalten.«
Er zog die Brauen hoch. »Wenn du mich so schmeichelhaft bittest, wie könnte ich da nein sagen?«
»Lass die Witze, Jean-Claude, bitte. Halt mich einfach fest.«
Er zog mich wieder in die Arme, und ich bewegte mich so, dass der Biss nicht wehtat oder zumindest nicht mehr als sonst. Ich fühlte mich wie eine klaffende Wunde, sobald mich etwas berührte. Ich hatte Schmerzen, fand das aber teilweise befriedigend. Sie bestätigten mir, was ich getan hatte, waren ein schmerzhaftes Souvenir an ein umwerfendes Erlebnis. Hätte ich nicht dauernd moralische Bedenken, hätte ich die Sache ganz fantastisch gefunden.
»Wieso gefällt es mir, dass Nathaniel seinen Abdruck auf mir hinterlassen hat?«, fragte ich mit kleinlauter Stimme, denn ich war mir nicht hundertprozentig sicher, ob Jean-Claude vielleicht eifersüchtig war.
Er strich mir übers Haar. »Da fallen mir viele Gründe ein.« Da ich mit dem Ohr an seiner Brust lag, hörte ich seine Stimme darin hallen, zusammen mit seinem Herzschlag.
»Einer, den ich verstehe, würde mir schon genügen«, sagte ich.
»Ah, einer, den du verstehst - das ist freilich etwas
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