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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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dich so zurücklassen zu müssen, ma petite.«
     
    »Geh, es ist fast Morgen.«
     
    Er warf mir einen Kuss zu und lehnte die Tür an. Nathaniel saß auf der Ecke des Bettes. Sein Gesicht, sein Blick, selbst seine Körpersprache waren neutral. Er konnte extrem gut unbedrohlich erscheinen.
     
    Ich hatte vier Tage lang ständig geschlafen und war trotzdem müde, wahnsinnig müde. Das konnte keine körperliche Erschöpfung sein. Vielleicht aber seelische. Ich war seelisch ausgelaugt. »Lass uns ein bisschen schlafen.«
     
    Ohne ein Wort zog er sich sein Trägerhemd aus, streifte die Schuhe ab, zog die Socken aus und fing an, seinen Zopf zu lösen. Das würde eine Weile dauern, darum ging ich derweil ins Bad. Es war lange her, seit ich Jean-Claudes schwarze Badewanne gesehen hatte. Sie war groß genug für eine kleine Orgie. Der silberne Schwan, der als Wasserhahn diente, erinnerte mich an Springbrunnen. Heute wollte ich mir kein Wasser einlassen. Ich wollte nur schlafen und vergessen. Alles vergessen.
     
    Natürlich hatte ich keinen Schlafanzug dabei, und das Hemd, das Nathaniel für mich eingepackt hatte, war zwar hübsch und weit, aber nicht lang genug für ein Nachthemd. In Jeans konnte ich nicht schlafen, das war unbequem. Verdammter Mist. Warum waren solche Kleinigkeiten gerade dann wichtig, wenn die großen Dinge den Bach runtergingen?
     
    Es klopfte an der Badezimmertür. »Bin sofort fertig, Nathaniel.«
     
    »Hier ist Jason.«
     
    »Was willst du?«
     
    »Hat Jean-Claude dir nicht gesagt, dass ich heute Nacht hier penne?«
     
    »Er hat es erwähnt.«
     
    »Er hat mir einen Schlafanzug für dich mitgegeben. Er dachte sich, dass du nichts Passendes dabeihast.«
     
    Das trieb mich zur Tür, und ich machte ihm auf. Jason stand da in blauseidenen Boxershorts, die weit genug und als Nachtwäsche akzeptabel waren. Wenigstens im Hinblick darauf, dass er das Bett mit mir teilte. Sonst trug Jason zum Schlafen viel weniger oder gar nichts.
     
    Er hielt mir ein rotes Satinbündel hin. Ich nahm es und ließ es auseinandergleiten. Es war ein Zweiteiler: Spaghettitop und Shorts. Eigentlich Unterwäsche.
     
    »Er meinte, von allem, was zur Verfügung steht, ist das das Züchtigste - Zitat Ende.«
     
    Ich seufzte. »Danke, Jason. Ich bin gleich fertig.« Ich schloss die Tür, ohne ein Wort abzuwarten. Das Oberteil, das auf den ersten Blick recht weit aussah, saß in Wirklichkeit knalleng über den Brüsten. Jeder würde sofort wissen, ob mir kalt war oder nicht. Die Shorts waren seitlich fast bis zum Bund geschlitzt. Es bedeckte alles und überließ doch nichts der Fantasie. Vermutlich der Sinn und Zweck von Reizwäsche.
     
    Ich schloss die Tür auf und drehte das Licht aus. Jason lag bereits auf der rechten Seite des Bettes unter der Decke. Nathaniel saß noch auf der Bettkante. Er stand auf, als ich hereinkam. Seine losen Haare fielen um ihn wie ein Vorhang. »Dann geh ich jetzt mal ins Bad«, sagte er leise.
     
    »Du siehst fantastisch aus«, sagte Jason.
     
    »Keine Komplimente bitte. Ich fühle mich schon unwohl genug in dem Ding.«
     
    »Dann zieh es doch aus.«
     
    Ich schoss ihm einen bösen Blick zu.
     
    Er klopfte neben sich auf die Matratze und grinste. »Komm in die Heia.«
     
    »Mach mich nur ordentlich sauer, dann werfe ich dich doch noch raus.«
     
    »Jean-Claude hat mir befohlen, heute Nacht hierzubleiben.«
     
    »Ich kann darauf bestehen.« Ich hatte meine Pistole zusammen mit den gefalteten Klamotten unter dem Arm klemmen.
     
    »Wenn du mich für ein bisschen Neckerei erschießen würdest, wäre ich längst tot.«
     
    »Bitte, Jason, ich habe wirklich eine schlimme Nacht hinter mir. Bitte benimm dich, nur dieses eine Mal.«
     
    Er hob die Finger zum Schwur. »Ich werde nicht beißen, Ehrenwort.«
     
    Das erinnerte mich an Micah und trieb mir die Röte ins Gesicht, was in dem Augenblick wirklich unpassend kam.
     
    Jason riss die Augen auf. »Das ist die beste Reaktion, die ich je von dir bekommen habe. Den Spruch muss ich mir unbedingt merken.«
     
    »Du hast mich bloß an etwas Peinliches erinnert, mehr nicht.«
     
    Er lächelte bedauernd. »Ich wusste, es war nicht meinetwegen.«
     
    »Ich werde auch nicht dein Ego streicheln, Jason. Du musst schon selber für dich sorgen.«
     
    »Tu ich immer.« Das Lächeln war verschwunden. Mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen wirkte er zwischen dem schwarzseidenen Bettzeug deplatziert. Er hätte einen anderen Farbrahmen gebraucht.

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