Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Ein sonderbares Grüppchen – die Heilerin war wunderschön, musste aber mindestens vierzig wenn nicht sogar fünfzig Winter zählen. Er kannte keine Frau über dreißig, die nicht wirklich alt aussah. Die Heilerin war äußerst bemerkenswert.
Der kleine Gaukler hingegen hatte die Fünfzig wohl schon weit überschritten, schien aber beweglicher und trainierte als seine besten Männer und hatte immer diese sonderbaren Reime auf den Lippen. Er wusch sich in einer Ecke des Hofes an einem Eimer mit dampfendem Wasser. Sein Oberkörper war übersät mit Narben, außerdem war er drahtig und mager an der Grenze zur Dürrheit. Trotz der kleinen Albernheiten, mit denen der kleine Mann immer wieder versuchte, den Hünen aus der Reserve zu locken, wusste der junge Aufseher instinktiv, dass dieser Mann sehr gefährlich war.
Der Dritte im Bunde war der Riese, dessen Alter gar nicht zu schätzen war. Er stand neben dem Gaukler und wusch sich mit kaltem Wasser. Nur für den ersten Waschgang mit der Seife hatte er etwas warmes Wasser benutzt. Der Hüne hatte lediglich ein paar graue Strähnen in den kurzen starken Borsten seines Kopfes. Sein Gesicht war so kantig und hölzern, dass es unmöglich war, eine Regung auszumachen.
Sein Körper war ebenfalls mit Narben gespickt und er hatte Bemalungen, die Farig so noch nie gesehen hatte. Er schien vor Kraft nicht zu wissen, wo er sie noch unterbringen sollte. Der Große war alles andere als fett. Seine Muskeln zeichneten sich unter der Haut ab, wie bei einem sehr starken Pferd. Auch bei ihm war Farig klar, dass eine Auseinandersetzung für den oder auch die Angreifer in jedem Fall sehr schmerzhaft sein würde.
Er war auch der Erste, der seine Körperwäsche abschloss. Garock hatte bis auf einen großen Mantel weder viel aus- noch anzuziehen und hielt sich nicht mit Schelmereien auf wie sein Nachbar.
Der hatte gerade die Arme in sein Hemd gesteckt und versuchte nun, es sich über den Kopf zu ziehen, was durch die noch etwas feucht Haut schwieriger schien, als erwartet. Bermeer brachte gerade den Kopf bis zu den Augen aus dem Hemd, als Garock ihm dann doch plötzlich mit der Linken Wasser aus dem Zuber entgegen spritzte.
Trotz seiner Behinderung wich der alte Gaukler gekonnt aus und blieb völlig im Gleichgewicht, hatte aber Garocks Rechte übersehen, die ihn nun am Arm fest hielt. Farig war gespannt, wie sich die Situation weiter entwickeln würde.
Bermeer realisierte sofort seine Lage, schoss mit dem Kopf aus dem Hemd und hatte sich im Nu befreit. In Garocks Rechter hing das Hemd, in seiner linken jedoch hielt er die Stiefel des Alten. Farig war sich nicht sicher, aber glaubte, dass der Riese lächelte. Bermeer schaute sich blitzschnell um. Der Boden war überall matschig, außer das strohbedeckte Fleckchen, auf dem er stand. Über ihm war ein Haken in der Wand eingelassen.
Er spannte schon seine Sprungmuskulatur, als der Riesen ihm die Stiefel hinhob. Der Alte nahm die Stiefel vorsichtig und war, nach dem er sie geschnappt hatte, innerhalb weniger Augenblicke auf dem Vordach eines Schuppens. Hier zog er die Stiefel mit einem hämischen Grinsen an und glaubte sich anscheinend in Sicherheit.
Garock drehte sich um packte seine Sachen zusammen. Das Grinsen des Gauklers wich bei dem zweiten Stiefel dem Ausdruck der Ernüchterung. Er zog den Stiefel wieder aus und schüttelte Schnee daraus hervor. Der Riese zeigte keine Rührung.
Farig schmunzelte über das Schauspiel, bis ihm klar wurde, wie schnell das alles abgelaufen war, wie hoch der Alte saß und er nicht wusste, wie Garock den Schnee in die Stiefel gebracht hatte. Er hatte die beiden die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen.
Nach einer kurzen Weile hatten sie alles zusammengepackt und Garock übergab den ausgeleerten Zuber, in dem sich die beiden Eimer und die anderen Utensilien befanden, vorsichtig an Kadell, der den Zuber augenblicklich des Gewichtes wegen absetzen musste. Garock half ihm schließlich beim Tragen.
Die Tür des Badehauses öffnete sich und zwei verschwitzte Mägde hasteten mit großen Stoffbündeln unter den Armen in die Küche. Wenige Momente später erschien Lavielle in der Tür. Sie blieb an der Schwelle stehen, als ob sie prüfen wollte, ob sie warm genug angezogen wäre für den Winter. Farig sah sie völlig verzaubert an.
»Dieser Sommernachmittag, mein Freund,
übertrifft die meisten Frühlingsmorgen,
hütet Eure Augen fein, ...
sonst muss ich Euch die meinen borgen.«, gefolgt wurde dieser
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