Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Spruch von einem krächzenden Gekicher, dass Farig endgültig aus den Träumen riss.
Verlegen griff er nach einem Stecken und stocherte damit etwas unbeholfen in der Glut des Wachfeuers. Das Lächeln Lavielles nahm er nicht mehr war.
Sie schritt aus dem Türrahmen und sagte halblaut, »‘Herbstabend‘ hätte wohl besser gepasst als ‚Sommernachtmittag‘, aber trotzdem Danke.«
Bermeer sprang hinter ihr elegant vom Dach und grinste breit. Lavielle ging auf Farig zu und die anderen beiden schlossen sich ihr wieder an.
»Werter Farig, wir hätten da einige Dinge, die wir für die Bestattung benötigten und auch einige ...«, sie machte eine kurze Pause, »Regularien, die wir für die Durchführung der Bestattung für nötig erachten. Euer Herr meinte, wir sollten uns an Euch wenden. Ich halte es für das Beste, wenn Ihr uns etwas Papier, eine Feder und Tinte bringen lasst.«
Farig wirkte immer noch etwas planlos und um die Fassung nicht ganz zu verlieren, verbeugte er sich und verschwand.
Das Eichhörnchen
(Nahe Brakenburg, 1. Tag)
Warm blies ihm der Wind ins Gesicht. Blätter und kleine Äste wurden herumgewirbelt. Er konnte den Frühling riechen. Das heraufziehende Unwetter würde nur eine der letzten Zuckungen des vergangenen Winters werden. Überall konnte man das neue Jahr sehen. Die Bäume hatten dicke Knospen und der braune Waldboden war überzogen mit einem schimmernden Grün, das jeden Moment in Tausende verschiedenfarbige Blumen zu zerplatzen drohte. Ein Specht hämmerte irgendwo, die Vögel zwitscherten und sogar ein Kuckuck war zuhören.
Ausgelassen hatte Garock seine mächtige Axt, an der ein kleines Bündel hing über die Schulter gelegt. Wäre er ein normaler Mensch gewesen, hätte er wahrscheinlich sogar gepfiffen. Der letzte Winter war lang und hart gewesen und seinen Unterhalt konnte er sich in letzter Zeit nur durch Tagelöhnerei verdienen, was weit unter seinem Niveau und seinen Fähigkeiten war. Im letzten Jahr hatte er die meiste Zeit als Holzfäller und Zimmermann arbeiten müssen. Einmal war er für die Jagd auf eine Bande von Wegelagerern angeworben worden.
Als er vor fünf Jahren in dieses Land kam, war es ihm noch vergönnt gewesen, als Karawanenwächter arbeiten zu können. Inzwischen gab es kaum noch Räuberbanden und ein Krieger wie er fand nur selten eine angemessene Beschäftigung. Wieder rätselte er über das Lied des Schamanen, der ihn damals bei seiner Mannwerdung als einzigen der neuen Krieger fortgeschickt hatte.
Deine Aufgabe liegt nicht hier. Ziehe aus und töte die vierbeinige Schlange. Lass dich tragen von deinen Füßen und leiten vom großen Geist Hankuma. Du hörst ihn durch dein Herz. Schau nicht zurück. Kehre wieder, wenn die Schlange endgültig tot ist.
Seit er sein Dorf verlassen hatte, waren ihm fast jeden Tag diese Worte durch den Kopf gegangen. Ohne Pferd war er gegangen, er, Garock. Sein Name bedeutete Pferdeherz, doch er hatte sich an die Anweisungen des Schamanen gehalten.
Die Schlange hatte er noch nicht gefunden, aber jedes Mal, wenn er nicht auf sein Herz hörte oder haderte, traten Ereignisse ein, die ihn irgendwie zurückwarfen. Anders hätte er es nicht beschreiben können. Also vertraute er einen weiteren Tag auf die Worte des alten Medizinmannes. Der Wind wurde stärker und die Sonne war nun komplett hinter den Wolken verschwunden.
Als er um eine mächtige Buche bog, saß ein schwarzes Eichhörnchen direkt vor ihm auf dem moosigen Waldboden. Das war ein Omen. Garock erstarrte in der Bewegung. Seine Handknöchel an der Axt traten hervor. ‚ Höre durch dein Herz. ’
Seine Nasenflügel weiteten sich, als er die Gerüche der Umgebung aufnahm. Unverwandt starrte ihn das Einhörnchen an. Er erwiderte dessen Blick und kniff sein linkes Auge etwas zusammen. Seine Nackenhaare stellten sich und seine Ohrmuscheln gingen beinahe wie bei einem Raubtier etwas nach hinten. Tief sog er die würzige Waldluft in seine mächtigen Lungenflügel.
Rauch! Jemand machte ein Feuer. Obwohl es um die Mittagszeit war, roch er noch kein Essen. Mehrere Pferde, ein Esel, Hunde - keine Wegelagerer. Die hatten keine Esel oder Hunde, da sie solche Tiere meist gleich aufaßen. Jemand spielte eine Flöte – zu gut für einen Laien. Gaukler, Schausteller, Shervendi – wahrscheinlich eine größere Familie.
Die verließen im Frühjahr ihrer Winterlager und begannen, die Siedlungen abzuklappern. Eigentlich mochte er die Menschen des fahrenden Volkes nicht. Sie redeten
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