Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
gut?« Sein neunjähriger Sohn stand eigentlich nur mit Lumpen bekleidet vor der Schmiede und sah seinen Vater fragend an.
Schnell wischte sich der vor seiner Zeit gealterte Mann die Tränen aus dem Gesicht und streckte die Arme aus.
»Komm her, mein Sohn.« Freudig sprang der Junge seinem Vater entgegen. Der Schmied hielt die Münze in seiner Hand in die Höhe.
»Weißt du, was das ist?«
»Nein, Babba. Ist das gefrorener Sonnenschein?«
Hanger lachte leise. »Du hast es beinahe getroffen. Es ist Gold. Ab jetzt haben wir genug zu essen für das ganze Jahr. Lauf und sag’s auch deiner Mutter. Es gibt einiges an Arbeit zutun und ich muss gleich damit anfangen.«
Einer raus, einer rein
(Brakenburg, 11. Tag)
Übernächtigt und trotzdem voller Energie war Ankwin am frühen Morgen die Mauer wieder hinuntergeklettert und aus dem Garten geschlichen. Lavielle hatte noch geschlafen.
Er strahlte. Nicht nur, dass er gut gelaunt war, nein, er musste ständig lächeln und fühlte sich herrlich. Die ersten Sonnenstrahlen begrüßten ihn freundlich, die Vögel hatten ihr Tagewerk begonnen und sogar die engen mit Unrat bedeckten Gassen störten ihn an diesem Morgen nicht. Ankwin war verliebt.
Überglücklich und ausgelassen schlenderte der Bärenfelsener nach Hause, als sich ihm am Ende der Gasse plötzlich drei Soldaten in den Weg stellten.
Ankwin war sofort hellwach. Instinktiv wanderte seine Hand zu seinem Schwert, doch das hatte er in der Stadt zuletzt getragen, als er von dem Benkrietschen Landsitz wiedergekehrt war. Sein Kiefer malte und die Kaumuskeln traten hervor. Was war hier los?
Ein kurzer Moment der Besinnung und ein Blick in die Gesichter der Soldaten verrieten ihm, dass sich hinter ihm bereits weiter befanden, mindestens drei. Ankwins Blick wanderte suchend umher und erhaschte dabei die Reste eines zerbrochenen Fasses und einige Klettermöglichkeiten sowie eine sehr schmale Seitengasse, die nur durch ein klappriges Holzgatter versperrt war. Angriff oder Flucht.
Doch Ankwin konnte beide Impulse unterdrücken und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
Dass sie ihn festnehmen wollten, war klar, aber aus welchem Grund? Er hatte sich nichts zuschulden kommen lassen und er war schließlich der Neffe des hohen Richters. Richter! Onkel Bungad!
Natürlich! Onkel Bungad hatte ihm mehr als deutlich gesagt, er würde großen Ärger bekommen, wenn er sich in den Prozess einmischen würde. Es bestünde die Gefahr, dass Onkel Bungad sein Amt unehrenhaft niederlegen müsste. Die Wachen kamen langsam auf ihn zu und blieben dann wenige Schritte vor ihm stehen.
»Seid Ihr Ankwin vom Bärenfelsen?«
Ankwin schloss für einen Moment die Augen und atmete. Sofort kam ihm Lavielle in den Sinn und er musste lächeln. Ihr Geruch hing noch an seinen Kleidern. Dann öffnete er die Augen wieder, richtete sich auf und sagte fest. »Ja, der bin ich. Was ist Euer Begehr?«
***
Langsam drehte sie sich um und bemerkte dabei, wie kalt ihre Schulter war. Sie hatte sich wohl im Schlaf aufgedeckt. Dann bemerkte Lavielle, wie kalt ihre Nasenspitze war. Es war eiskalt im Zimmer? Die Vögel waren sehr laut? Das Fenster – Ankwin!
Ankwin. Sie war erst hoch geschreckt und bei dem Gedanken an ihn wieder in ihr Bett zurück gesunken. Was für eine Nacht, was für ein Mann.
Glücklich lächelnd drehte sich Lavielle mit geschlossenen Augen auf den Rücken und seufzte genüsslich. Als sie blinzelte, bemerkte sie eine sonderbare Helligkeit im Zimmer, die Sonne schien beinahe schon herein.
Ach, du Schreck! Lavielle sprang aus dem Bett und stürmte ans Fenster. Unter leichten Kopfschmerzen sah sie im Garten schon einige Schwestern und Brüder. Das gemeinsame Frühstück war schon vorbei. Bei Mawana!
In rasendem Tempo machte sie sich fertig. Den allmorgendlichen Gebetstanz durfte sie nicht verpassen. Sie hatte so schon genug Ärger am Hals. Ihr Schädel pochte jetzt stärker und ihr Mund war trocken. Wohl doch ein paar Schlucke Bier zuviel.
Während sie sich hektisch wusch, schossen ihr weitere Bilder der vergangenen Nacht durch den Kopf. Sie kicherte wie ein kleines Mädchen und schimpfte gleichzeitig über die Kopfschmerzen und die Verspätung.
***
Nach dem Gebetstanz und einem äußerst unangenehmen Besuch bei Oberschwester Biree hatte Lavielle den Vormittag damit zugebracht, den Heilern zu helfen, die täglichen Kranken zu versorgen – ohne Frühstück.
Trotz ihres Einwandes, dass sie noch Vorbereitungen für den heutigen
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