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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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Robe hatte sich nicht an und sie trug auch keinen Haarschmuck. Auch sie sah Faragan fest in die Augen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
    So verging eine ganze Weile und die Bauern rings um, die sowieso aus Ehrerbietung aufgestanden waren und die Mützen abgenommen hatten, schauten jetzt umso neugieriger.
    Simiel versuchte, die Situation zu retten. »Werter Lavielle a Shan savé, das ist Fürst Faragan, der Träger der Glutlanze und Herrscher der Mittelwaldmark ...«
    Lavielle stellte zufrieden fest, dass zumindest der Herold wusste, wer sie waren. Sie schwieg, ohne den Blick von dem Fürsten zu wenden, und wieder verstrich einige Zeit. Die fahle Gesichtsfarbe des Mittelwaldfürsten wich mehr und mehr einer gesundroten Färbung. Der Zorn, der ihm im Gesicht stand, schien aber weniger gesund.
    »Wollt Ihr Euch nicht vorstellen, wie es sich geziemt, Heilerin?« Sein Tonfall triefte vor Überheblichkeit und Zorn.
    Lavielle schwieg weiter und Bermeers Grinsen wurde breiter, was dem Zorn des Fürsten sehr zuträglich war. Der Herold wollte erneut eingreifen, doch der Fürst hieß ihn mit einer Handbewegung schweigen.
    »Ich bin der Fürst der Mittelwaldmark! Stellt Euch gefälligst vor!« Faragan zuckte mit den Armen vor Zorn und es hätte nur gefehlt, dass er mit dem Fuß stampfte, um den Eindruck eines zornigen Kindes zu vollenden.
    Irritiert von den vielen herumstehenden Bauer, die ihn in seinem Zorn angafften, sprach er weiter. »Und was soll dieses gaffende Volk? Ich gedachte, hier eine Baustelle für eine große Grabstätte vorzufinden und kein Volksfest, auf dem sich das einfache Volk den Wanst vollschlägt! Warum wird hier nicht gearbeitet?« Viele der Bauern machten Anstalten, ihre Pause zu beenden.
    Lavielle hatte ihn jetzt genau da, wo sie ihn haben wollte. Von ihrer Wut war nichts mehr zu spüren und völlig ruhig sagte: »Mein Name ist Lavielle a Shan Savé. Ich bin Heilerin vom Orden der Schkuhum und ich habe viele Schwestern.« Dieses Mal klangen die beiden letzten Worte wie eine Drohung. »Das Volk hat hart gearbeitet in der Kälte des Morgens während Ihr die große fürstliche Bürde einer Fahrt in einem geheizten Wagen trugt ...«, dann warf Lavielle Blicke zu beiden Seiten und ließ ihre Stimme anschwellen. »... und jeder hier wird seine Pause vollenden, auf dass er mit neuen Kräften sein Tagewerk vollbringen kann.«
    Nach einem kurzen Moment, in dem sich auch einige mutige Bauern unter den überraschten Blicken des Fürsten wieder hinsetzten, begann sie erneut. »Seid auch gegrüßt, werter Faragan, Markfürst und Lanzenhalter.«
    Als ‚Markfürst‘ wurden die Fürsten nur von Adligen bezeichnet, die über ihnen standen. Zuerst wirkte der bepelzte Adlige beinahe hilflos, wie er so unter seinen Dienern stand, doch dann schoss ihm wieder deutlich der Zorn in die Augen. Es hatte für einen Moment den Anschein, als hole er Luft für einen Befehl, dessen Auswirkungen unzweifelhaft das Fließen von Blut zur Folge gehabt hätten.
    Bermeers Grinsen wurde zu Eis. Auch er sah den Fürsten unentwegt an. Garock atmete ein, was seinen Brustkorb deutlich vergrößerte, und ließ einem wütenden Bullen gleich, einige Muskeln hervortreten.
    Wutentbrannt drehte sich Faragan, Träger der Lanze und Herrscher der Mittelwaldmark, um und stapfte auf seinen Wagen zu. Nur kurze Zeit später waren von dem Tross nur noch die Spuren übrig.
    Am Nachmittag gelang es der Sonne sogar, ein Loch in die tief hängenden Wolken zu reißen und sich selbst einen Einblick in den Fortgang der Arbeiten zu verschaffen. Sie schien zufrieden, denn sie blieb bis sie, wie alles andere, untergehen musste.

Der Zimmermann
    (Brakenburg, 11. Tag)
    Bermeer ließ sich mit der Menge durch die Gassen Brakenburgs treiben. Diesmal war er wieder in der Kleidung eines durchschnittlichen Tagelöhners unterwegs und hatte sein Gesicht mit einem falschen Bart verziert. Trotz der frühen Tageszeit und der drückenden Schwüle, die den Sommer ankündigte, schien ganz Brakenburg auf den Beinen zu sein.
    Jeder Zweite, den er sah, hatte vermutlich irgendetwas mit den Bestattungsfeierlichkeiten des ehrenwerten Kostan zu tun. Die Straßen von dessen Haus bis zum großen Platz wurden unter der Aufsicht einzelner Soldaten von unzähligen Tagelöhnern gekehrt und stetig waren Wagen mit großen Fässern unterwegs. Mit dem Wasser aus diesen Fässern wurden die Straßen gespült. Überall drangen Rufe aus den Läden und den Wirts- und Gasthäusern. Die Wirte und

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