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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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musste der Nächste vor ihm sein.
    Mühelos bog er sich so nach oben, dass sich sein Oberkörper vom Kamin weg bewegte. Er stieß sanft an den erwarteten Balken und hielt ihn über Kopf fest.
    Nun löste er die Kaminumklammerung und zog seine Beine schlangengleich durch die Öffnung, ohne deren Ränder zu berühren. Dann zog er die Knie ans Gesicht, um nicht versehentlich etwas umzustoßen.
    Wenn er das Gebäude von außen richtig eingeschätzt hatte, befand er sich in einem kleinen Dachboden, der so stickig war, dass hier mit Sicherheit niemand schlief. Außerdem konnte er nicht besonders hoch sein. Behutsam und langsam ließ er die Beine ab und nach wenigen Augenblicken spürte er unter dem rechten Fuß ein Holzbrett und unter dem linken etwas aus Stoff. Nach und nach belastete er den Boden mit seinem vollen Körpergewicht und stand schließlich stark gebückt unterm Dach des Hauses.
    Jetzt wurde er doch noch eines weiteren Geräusches gewahr, einem gleichmäßigen Sägen oder Knurren. Der Hausherr schlief also eindeutig, allerdings einen Stock tiefer.
    So blieb der nächtliche Gast wieder eine ganze Zeit völlig reglos stehen, bis sich seine Augen an das spärlich einfallende Licht der Öffnung über ihm gewöhnt hatten. Hier standen ein paar Kisten, die mit irgendwelchen Dingen angefüllt waren. Auch Säcke konnte Bermeer erkennen. Sie schienen achtlos in die Ecke geworfen worden zu sein.
    Dann spürte er ein Krabbeln unter seinem linken Ohr. Aus den Augenwinkeln bemerkte er einen etwas helleren Fleck neben sich. Behutsam und sanft fasste er sich ans Ohr und griff zu. Seinen Fang hob er gegen die Öffnung, um die Umrisse erkennen zu können.
    Der helle Fleck neben ihm stellte sich als Spinnwebe heraus und das Objekt in seiner Hand als die dazugehörige Weberin. Er musste ihr Netz beim Ablassen der Beine zerrissen haben. Bermeer lächelte und entließ die Spinne vorsichtig in die Dunkelheit.
    Er begann nun, den Dachboden abzusuchen, mit so bedachten Tritten, als bewege er sich in einem unbekannten Moor. Jeder Schritt konnte ihn verraten.
    Endlich fand er, was er suchte und wäre beinahe darauf getreten. Trotz der Dunkelheit schloss er die Augen und ging in die Hocke, dann betastete er die ganze Falltür. So, wie sie sich anfühlte, war sie über und über mit Spinnweben und Rattendreck bedeckt und die Scharniere waren rau und mit etwas Sandigem bedeckt, Rost. Wenn er diese Tür öffnen wollte, so wäre das ohne Geräusche nicht zu machen.
    Der Blutbote hockte in der beinahe vollkommenen Schwärze und starrte ins Leere, dabei lag seine Linke lässig auf dem Schenkel und die Rechte hielt er nachdenklich ans Kinn. Ihm fiel nur ein Weg ein und bei dem kam es allerdings auf Schnelligkeit an. Nun gut, er war nicht zum Vergnügen hier.
    Wenige Momente später spürte er wieder die jetzt fast kühl wirkende Nachtluft, die ihn wohlwollend umschloss. Ohne balancieren zu müssen, ging Bermeer aufrecht und gelassen auf dem Dachfirst entlang bis zu dem der Straße zugewandten Ende. Abschätzend sah er hinab.
    Die Gasse lag im Schatten der Häuser und wirkte wie ein weit aufgerissenes Maul. Langsam beugte sich Bermeer zur Seite und ließ sich ein Stück ab. Als er erst einmal an der Hauswand hing, war der Abstieg nicht mehr all zu schwer. Schnell und zielsicher ertasteten seine Finger und Zehen die kleinsten Ritzen und Vorsprünge. Konzentriert und zügig arbeitete er sich nach unten, immer mindestens drei Gliedmaßen an der Wand.
    Schon nach Kurzem stand er unten. Auf der Gasse regte sich nichts. Einmal mehr dankte er dem Schuster, der ihm diese Stiefel angefertigt hatte. Sie waren mehr eine zweite Haut als nur ein Kleidungsstück und hatten mehr gekostet, als manch einer in einem Jahr verdiente.
    Noch einmal schaute er nach oben und prüfte die Fassade. Der Aufstieg würde zügiger von statten gehen.
    Nach einer kurzen Verschnaufpause kletterte Bermeer erneut ein Stück nach oben, machte aber oberhalb des ersten Fensters halt.
    Er hob sich so, dass er eine Hand freihatte, und hielt diese neben den Mund: »Feuer, Feuer. Raus ihr Leute!«, Bermeer, der macht heut fette Beute.
    »Schnell, ihr Leut' es brennt, es brennt!«, kommt schnelle aus dem Haus gerennt.
    Er wartete, bis die ersten Lampen entzündet und die ersten Fensterläden aufgeschwungen wurden, dann setzte er seinen Aufstieg fort. Als der Gaukler auf dem Dach angelangt war und vorsichtig nach unten spähte, standen schon einige Leute mit Eimern auf der Straße,

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