Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Garock blickte den Hügel entlang nach Westen. Lavielle gesellte sich zu ihren beiden Freunden, als der Assassine sich wieder aufrichtete.
»‘s wird doch nicht das Fürstchen sein,
das uns hier besucht.
Ins Süppchen schneidet Würste fein,
der Besuch ist gut betucht. Hi, hi.«
Wenige Augenblicke später erschienen Reiter im Westen. Einer von ihnen löste sich von dem Tross und nahm Geschwindigkeit auf. Es schien ein Herold zu sein. Die vielen Fähnchen und Wimpel waren alle gelb, also handelte es sich nicht um den Fürsten. Zumindest nicht um den Fürsten dieser Mark.
Schon war der Reiter heran und hielt sein Pferd eindrucksvoll recht kurz vor den Dreien.
»Seid gegrüßt, Heilerin, mein Name ist Simiel und ich bin der Herold von Fürst Faragan, dem Träger der Glutlanze und Herrscher der Mittelwaldmark. Ich melde sein Kommen, auf das ihm der rechte Empfang bereitet wird.«
Garock zeigte keine Regung und Bermeer hatte wie immer sein undurchsichtiges Lächeln auf den Lippen.
Lavielle allerdings presste ihre Kiefer zusammen, sodass die Kaumuskeln deutlich hervortraten. Auf ihrer Stirn entstand eine Falte, die man so auf ihrem Gesicht nicht für möglich gehalten hätte. Wäre dem Boten nicht so kalt gewesen, er wäre unter Lavielles Blick wahrscheinlich sofort in Flammen aufgegangen.
Nach einem vor allem für Simiel unangenehmen Moment begann Lavielle zu sprechen. Ihr Ton war nicht feindselig, entbehrte aber doch jeder Herzlichkeit. »Mein Name ist Lavielle, der Mann zu meiner Linken ist Bermeer und der zu meiner Rechten Garock. Euer Herr darf uns nun seine Aufwartung machen.«
Sie hatte bewusst auf irgendwelche Titel verzichtet. Die Gesichtszüge des Boten entglitten zwar nicht, aber man merkte ihm an, dass die Namen irgendeine Erinnerung bei ihm losrüttelten, auf die er nicht gleich kam. Doch bei dem letzten Satz riss er die Augen auf.
Man konnte ihm ansehen, dass er den Satz nicht genau so weitergeben würde. Er hatte offensichtlich Angst vor seinem Herrn. Als Simiel sich wieder entfernte, schauten sie ihm hinterher und dem Tross abschätzend entgegen.
»Wir werden den guten Brenkus also doch noch einmal besuchen müssen. Was hat dieser Faragan hier zu suchen?« Lavielle schaute düster drein.
»Natürlich Ruhm und Ehr’,
und wenn ich der Brenkus wär’,
wünschte ich mir viele Gäste
auf diesem Totenfeste,
denn außer die reichen Fetten,
müssen für Essen und Betten
zahlen alle Leut,
wie es sich gebeut.«
»Du hast mal wieder Recht, Bermeer. Reich schien mir Brenkus wirklich nicht zu sein. Er erhofft sich sicher viele Steuereinnahmen durch die Pilger, Schausteller und Händler, die durch die große Bestattung angelockt werden. Er hat die Kunde also absichtlich aus der Mark tragen lassen. Das Letzte, was durch Ankwins Tod geschehen soll, ist, dass sich irgend so ein ärmlicher Landadliger daran bereichert. Wir werden zu gegebener Zeit noch auf den glorreichen Fürsten hier zurückkommen.
Doch geschehen ist geschehen. Dann wird die Totenfeier eben größer als erwartet. Bereiten wir diesem Faragan den nötigen Empfang.«
Bermeer spukte abfällig in Richtung des herannahenden Trosses und Garock entfuhr ein tiefes Brummen, das mehr einem Knurren ähnelte.
Je näher der Tross kam, um so mehr sah man von dem Wagen, der in der Mitte der Reiter fuhr. Es war ein sehr stabil aussehender, derber und schmuckloser Holzkasten auf vier Vollholzrädern, der mit viel Eisen beschlagen war. Aus einer kleinen Öffnung am Dach zog weißer Rauch. Er musste von vier Pferden gezogen werden.
Der Wagen hielt schließlich und ein Diener öffnete den Verschlag. Etwas steif trat ein hoch gewachsener Mann mit einem dicken Pelzumhang und einer ebenso dicken Mütze ins Freie. Unter der Mütze waren lange, graue Haare zu sehen und auf ihr prangte eine aufwendig gearbeitete goldene Brosche mit einem roten Edelstein, die einer langen Fasanenfeder Halt gab. Auch der Pelz wurde durch eine der Brosche ähnlichen Spange zusammengehalten. Seine Beine steckten in kniehohen schwarzen Stiefeln.
Als sich Faragan ihnen unter Begleitung einiger Diener und Soldaten näherte, zeigte sein feines fast spitzes Gesicht Anzeichen von Ärger und Verwunderung. Er stellte sich in gebührendem Abstand Lavielle und ihren zwei Gefährten gegenüber auf und sah ihr fest in die Augen. Den Kopf hatte er etwas nach hinten geneigt.
Die Heilerin war zwar nicht schmutzig, da sie mehr unterstützt und Zuspruch geleistet hatte, aber ihre beste
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