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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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Bermeer, als dieser aus der Hütte trat. Das krachende Geräusch, das von innen kam, konnten sie nicht richtig einordnen.
    Bermeer ignorierte es und besah sich die Leute. Er hatte durchaus Erfahrung im Umgang mit Menschenmengen, aber eher im Sinne von Ablenkung und Unterhaltung. Oft hatte er miterleben dürfen, wie sein Gefährte und Freund Ankwin Bauernscharen, abgerissene Söldner oder gar Diebespack in kurzer Zeit und nur durch Worte und Ausstrahlung in eine kampfbereite Gemeinschaft verwandelt hatte.
    Er zweifelte, ob es ihm gelänge, die paar frierende Gestalten vor der Hütte zum richtigen Arbeiten bewegen zu können. Dann erspähte Bermeer etwas und seine Hoffnung stieg.
    Ohne eine Miene zu verziehen, schritt Bermeer ernst auf die Arbeiter zu, bis er unter ihnen stand. Alle blickten ihn mit einer Mischung aus Unlust, Angst vor dem Ungewissen und Neugierde an.
    Der alte Todesgaukler hatte wieder einmal Publikum und genoss jetzt die Situation. Ja, er kostete die Aufmerksamkeit voll aus. Er wartete solange, bis er sich sicher sein konnte, dass ihm auf jeden Fall jeder zu hörte. Schließlich sagte er leise:
    »Ich weiß zwar nicht, wie es Euch ergeht,
    doch will ich keine Arbeit, sondern Met.«
    Die Männer kicherten und grinsten.
    »Doch wenn ich’s recht bedenke,
    ist der Met dann leer,
    erweisen wir dem Toten Ehr‘,
    auf dass ihn Hann beschenke,
    mit der Ruh‘ des Totenmeers.«
    Ein paar der Männer pressten die Lippen zusammen, als hätten sie ein schlechtes Gewissen.
    »Lasst uns in die Hände spucken
    und eine Lohe hoch bereiten,
    auf dass die Leute sollen gucken
    und ihm gedenken alle Zeiten.
    Wer große Arbeit will vollbringen,
    der braucht Zuspruch und auch Kraft.
    Will er ein großes Werk erringen,
    braucht's Winters heißen Honigsaft.«
    Mit dem letzen Vers blickte Bermeer übertrieben auf das Metfässchen des einen Bauern. Alle lachten und das Eis war gebrochen. Im Nu hatte man ein Feuer entzündet und den Met in Blechnäpfen erwärmt. Schlürfend begannen die Männer zu schwatzen und trotz ihrer roten, laufenden Nasen machten sie zuversichtliche Gesichter.
    Bermeer riss kleinere Possen oder führte Zauberkunststückchen vor. Innerhalb kurzer Zeit hatte sich ein verfrorenes Häuflein Fronarbeiter in eine frohgemute Gesellschaft von arbeitsfreudigen Männern verwandelt. Bermeer lächelte in sich hinein und sah kurz nach oben. Nun wirst, Ankwin, Du besungen,
    doch wär’s besser dir gelungen?
    ***
    Den ganzen Tag wurden Bäume gefällt und auf den Hügel gezogen. Die Bauern und auch ihre Pferde leisteten gute Arbeit und doch blieben die sie immer wieder staunend stehen, als sie mit ansehen durften, welche Kräfte Hrothekaarr oder Garock entwickelten.
    Hrothekaarr zog mühelose drei Bäume auf einmal den Hang hinauf und Garock lief ihm mit einem großen Stamm auf dem Rücken hinterher.
    Bermeer achtete mehr darauf, was gearbeitet wurde, behielt die Übersicht und teilte ein. Schließlich hatte er die ein oder andere Erfahrung mit der Zimmermannskunst und dem Feuer.
    Lavielle war schließlich auch aus der Hütte gekommen. Sie ging immer wieder zu den Männern, die sofort ihre Mützen abnahmen und sie ehrfurchtsvoll anblickten. Sie sprach ihnen gut zu, fragte in den Pausen nach der Gesundheit der Angehörigen, und ohne dass es die Männer merkten, spendete sie ihnen durch wie zufällig scheinende Berührungen oder ein Schulterklopfen die heilende Kraft des Myriton.
    Einige Arbeiter hatten oben auf dem Hügel bereits angefangen, den Boden zu ebnen und schon nach kurzer Zeit, lagen die ersten Stämme an der Stelle, wo später das große Feuer entzündet werden sollte. Im Laufe des Vormittags waren noch gut fünfzig Bauern hinzugekommen, die von Bermeer ohne langes Federlesen fließend in die Arbeit eingebunden wurden.
    Die Frauen unter ihnen sammelten Reisig in den umliegenden Wäldern und die Kinder banden es zu ordentlichen Bündeln zusammen, die beim Legen der Stämme mit aufgeschichtet wurden.
    Gegen Mittag wurde eine größere Pause eingelegt und man erwärmte Suppe, die einige Bäuerinnen noch in der Nacht vorbereitet hatten. Die wenigen kostbaren Laibe frischen Brotes, die vorhanden waren, hatten sich, nachdem Lavielle sie eingehend begutachtet hatte, auf sonderbare Weise vervielfacht, sodass es für jeden zumindest ein Stückchen gab.
    Plötzlich drehte Hrothekaarr die Ohren und nur einen Moment später bückte sich Bermeer und legte prüfend die Hand auf eine Stelle mit fest getrampeltem Schnee.

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