Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Stirn.
Sofort, als Bermeer feststellte, dass die Behandlung ihr Ende gefunden hatte, richtete er sich wieder auf und bewegte staunend seinen Arm. »So, dann, lasst uns in den Keller gehen, bei den Spinnen nach dem Rechten sehen.« Alle machten Anstalten sich zu erheben.
»Wenn ich vorher noch einmal zusammenfassen dürfte.« Theodus hatte sich nicht ohne Grund vor die Tür gestellt. Ihm war das alles zu schnell gegangen. »Wir sollen aufgrund einer nicht unterzeichneten Anweisung eins völlig Unbekannten nachts in das Ratshaus eindringen, um den höchsten Richter der Stadt einer Verschwörung zu beschuldigen? Dessen flüchtiger Neffe, ein Auftragsmörder, ein Unfreier, der seinen Namen reinwaschen soll«, dabei sah er Garock an, »dessen frischgebackene Heilermentorin und ich? Könnten wir nicht morgen den offiziellen Weg gehen?«
»Und der wäre?« Ankwin blickte finster drein. »Ohne Beweise können wir in der Öffentlichkeit meinen Onkel weder von dem Verdacht befreien noch ihn überführen. Wir können nicht einfach vor den König hintreten und sagen ‚Hoheit, da stinkt es in Brakenburg, setzt erst einmal Euren höchsten Richter fest und am besten alle Stadtbeamten dazu.’ Außerdem scheint genau heute Nacht diese Verschwörung ihren Höhepunkt zu finden, sonst würde uns dieser Niemand nicht in den Ratshauskeller schicken.«
Theodus sah ein, wie verzwickt die Lage war, doch er wollte es noch nicht recht glauben. Er war doch ein Mann des Wortes und der Bildung, der Magie und nicht des Schwertes.
»Verzeiht, wenn ich hadere, aber wenn denn tatsächlich eine Verschwörung vorliegt, dann sind dort bestimmt auch Bewaffnete und wahrscheinlich auch nicht wenige. Was macht denn uns gerade so einzigartig, hier in die Presche springen zu müssen? Wir bräuchten Verstärkung. Warum geht dieser geheimnisvolle Parfümträger nicht selbst oder schickt die Stadtwache?« Die Stimme des Magiers hatte, noch während er sprach, an Festigkeit verloren.
»Wir Ihr sagtet, Magier. Die Stadtwache ist korrupt und die Garde schützt den König.« Ankwin sah finster entschlossen drein. »Und wir sind einzigartig. Wir wissen von der Verschwörung und den Morden an den Schaustellern. Wir wissen, wo wir hingehen müssen. Wir haben hier einen bewiesenermaßen großen Krieger aus Berishad und einen sehr fähigen Assassinen. Ich kenne mich auch im Waffenhandwerk aus. Und Ihr habt wiederum recht. Nur Herr Garock, der Blutbote und ich sollten gehen.«
»So eine Frechheit!« Lavielle war vor Zorn aufgefahren. »Wenn Ihr, Herr Krieger, glaubt, dass ich so kurz vor dem Ziel hier bleibe, dann habt Ihr Euch geschnitten. Ich weiß mich meiner Haut sehr wohl zu wehren und wo gekämpft wird, braucht es Heiler, die Wunden zu stillen.«
Ausnahmsweise sah man dieses Mal Garock seine Ratlosigkeit an. Sein Körpersprache hatte gezeigt, dass er wohl Ankwins Meinung war, doch schien er der Heilerin wenig entgegensetzen zu können.
Ankwin hingegen begann noch einen weiteren Versuch. »Lavielle, so versteh doch. Du kannst dort zu Schaden kommen oder gar sterben. Ich könnte nicht ...«, er stockte und blickte zur Seite.
Sie suchte seine blick und beinahe zärtlich antwortete sie. »Sei unbesorgt, großer Krieger, dir kann dort dasselbe widerfahren und ich könnte auch nicht ...«
Nach einem Moment des Schweigens sah Ankwin zu Theodus. »Nun, Herr Magier, wie steht es also um Euch?«
»Wenn die Dinge so liegen, dann will ich meine Kraft in die Dienste der Stadt stellen.«
»Hätte mich auch gewundert, wenn Ihr Euch all die Mühe gemacht hättet, um jetzt zu weichen. Dann wäre also alles geklärt. Weiland, passt mir auf, dass der gute Boli heute Nacht hier bleibt.« Dann drehte sich Ankwin zu Bermeer und streckte ihm die Hand entgegen. »Blutbote, wenn Lavielle Euch vertraut, so will ich es auch, aber egal, wie das hier ausgeht, ich rede zuerst mit meinem Onkel, nicht Ihr.«
Kinderreime
(Birgenheim im Winter)
»Beim heiligen Myriton, es ist zu spät.« Hinter Theodus brach das Pferd mit einem letzten undefinierbaren Laut kraftlos zusammen.
Lavielle und Bermeer hasteten sofort auf den alten Magier zu und stützten ihn. Garock war zu dem Pferd gerannt und besah sich wortlos das sterbende Tier. Er strich noch einmal über dessen Stirn. Die Augen des Tieres waren weit über das normale Maß hinaus hervorgetreten und aus dem schaumverschmierten Maul kamen stoßweise die letzten dampfenden Atemzüge, bis es mit einem letzten tiefen Wiehern
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