Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
offensichtlich große Angst.
»Komm nur herein, Boli. Es ist alles in Ordnung. Nur herein.« Weiland winkte ihn mit vertraulichem Ton näher und Theodus schloss die Türe gleich wieder.
»Boli, warum bist du so spät noch auf?«
»Mahnnn hat mich gewwecktt ... hat mich gewweckktt.« Der junge Mann drehte den Kopf verkrampft zur Seite und schaute die Anwesenden mit einer Mischung aus Angst und Unsicherheit an. Seine Mundpartie war ebenfalls völlig verkrampft. Er drehte etwas nervös in seinen Händen und blickte schließlich darauf.
Lavielle sprach in beruhigendem Ton zu ihm, wie zu einem kleinen Kind. »Was wollte der Mann?«
Bolis Augen wanderten zwischen Lavielle und dem Gegenstand in seiner Hand hin und her. Schließlich wurden seine Augen groß und er lachte keuchend. »Hjaahh ...«
»Gib es mir?« Weiland streckte die Hand aus und Boli förderte ein völlig zerknittertes Stück Pergament hervor.
Sofort, als Weiland spürte, um was es sich handelte und dass er nicht viel damit anfangen konnte, gab er es an Lavielle weiter.
Beinahe hektisch entfaltete diese den Zettel und begann laut zu lesen.
‚Der König ist in Gefahr!
Geht noch heute Nacht in den Keller des Ratshauses und findet heraus, was dort vor sich geht. Bungad ist auch dort. Die Sonne muss morgen wieder über einem sicheren Brakenburg aufgehen können.
Ein Freund der Gerechtigkeit
und
ein Unterstützer Eurer Sache.’
Theodus brach das ratlose Schweigen als Erster. »Ich habe einmal gehört, dass das Ratshaus auf den Resten der ersten Wehrburg gebaut worden sein soll, dort soll sich auch eine alte nicht mehr genutzte Katakombe befinden. Der ideale Ort für eine Verschwörung.« Seine Stimme hatte auf einmal selbst einen verschwörerischen Unterton angenommen. »Mir kam außerdem zu Ohren, dass Richter Bungad anstrebt, in dem Keller ein neues Gerichtsarchiv einzurichten.«
»Aber warum sollten gerade wir dorthin und wer weiß überhaupt, dass wir hier sind?« Lavielle schien das alles sehr unheimlich und so recht traute sie dem Brief nicht.
»Nun, ich denke, wir wollten Richter Bungad alle aus dem selben Grund sprechen. Ich zumindest vermute, dass große Teile der Stadtwache korrupt sind. Es kann kein Zufall sein, dass der Stadtkommandant und der verantwortliche Ratsherr innerhalb weniger Tage sterben. Und wenn die Stadtwache korrupt ist, wer soll dann die Verschwörung aufdecken. Die Leibgarde des Königs muss den König schützen. Bleibt nur der Richter.« Theodus genoss die Situation geradezu.
»Dort steht, mein Onkel ist auch dort unten. Vielleicht braucht er Hilfe.« Ankwin sorgte sich jetzt sehr um seinen Onkel und seine Auseinandersetzung mit ihm bereitete ihm ein schlechtes Gewissen.
Die entstandene Pause wurde von einem spitzen Lachen unterbrochen. Bermeer lag immer noch gebunden auf dem Tisch und schmunzelte vor sich hin.
Wütend beugte sich Ankwin zu ihm und packte ihn derb am Kinn. »Was gibt’s, du hinterhältiger Mörder?«
»Bin kein Mörder, bin ein Bot’...«
Ankwin packte ihn fester. »Hör auf mit den Lügen!«
»Ankwin! Nicht!« Lavielle griff ihn am Arm.
»Große Krieger, die von Ehr’,
kämpfen auf Höh’ der Augen.
Kleine Krieger, gibt’s noch mehr,
wollen das nicht glauben.«
Wieder lachte der Todesgaukler und Ankwin wollte auf ihn losgehen.
Auf einmal ging alles durcheinander. Ankwin wollte auf Bermeer los, während dieser provozierend lachte. Lavielle versuchte, ihn zurückhalten. Garock hatte sich erhoben und wägte wohl gerade ab, ob er sich einmischen sollte. Boli plärrte vor sich hin und selbst Weiland erregte sich. Er versuchte, die Anwesenden zu Ruhe zu rufen.
Gerade als Theodus sich von dem Durcheinander mitreißen lassen wollte, kam ihm seine Magierausbildung zugute.
Mit einer kurzen Geste wirkte er einen kleinen Zauber und es war sofort still im Raum. Jeder bewegte zwar seine Lippen, doch es kam kein Laut heraus. Völlig überrascht von diesem Umstand stockten Ankwin und Lavielle in ihrer Bewegung und Garock schien den Magier anzugrinsen. Weiland starrt horchend ins Leere.
»Warum hast du vorher gelacht, als Herr Ankwin meinte, sein Onkel brauche vielleicht Hilfe?« Theodus hatte sich zu Bermeer gedreht und sprach so ruhig er konnte. Er wusste ganz genau, dass große Emotionen ihnen jetzt nicht weiter halfen.
»Schiwett brach sich das Genick,
hatte Schnaps in seiner Tasche.
Woher weiß ich dies Geschick?
Pageronn ist auch schon Asche.«
Lavielle hielt unterbewusst immer noch
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