Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
immer noch vakant.«
Der junge Mann wuchtete den staubigen Stapel auf das Stehpult.
»Wollen sie die anderen Aufzeichnungen auch gleich haben? Es sind etwa noch zweimal so viele.«
Theodus sah den Bibliothekar zweifelnd an. Schließlich besann er sich seiner Stellung. »Nun, ... sorgen sie dafür, dass alles in mein Arbeitszimmer gebracht wird.«
Der alte Magier wollte gerade gehen, als er sich noch einmal umdrehte. »Ach, ... und besorgen sie noch etwas Lampenöl und einen kleinen Imbiss. Ich bin recht hungrig. Danke.«
Er ließ den verstaubten Adepten völlig verwirrt hinter seinem Stehpult zurück. Die anderen Schüler an den Lesetischen waren allerdings nicht weniger irritiert.
Jagdausflug
(Wald bei Brakenburg, 1. Tag)
Die Sehne knarrte kaum hörbar neben seinem rechten Ohr. Am Rande seines Bewusstseins hörte er die beiden Hunde bellen. Er sah den Keiler deutlich über die Spitze des Pfeils hinweg.
Die Shervendi, die er nun schon mehrere Wochen begleitete, würden sich über so ein außergewöhnliches Mal sicher freuen, auch wenn das Wildern eigentlich verboten war.
Gutgläubig und freundlich hatten sie ihn als einen der ihren in ihrer Mitte aufgenommen und das Wenige, was sie besaßen, bereitwillig mit ihm geteilt, ohne in ihn zu dringen oder unangenehme Fragen zu stellen. Es hatte genügt, dass er Gaukler war wie sie. Um ihre überschwängliche Gastfreundschaft wenigstens wieder etwas auszugleichen, hatte sich Bermeer angeboten, für sie zu jagen. Die Shervendi waren gute Schausteller, aber keine guten Jäger.
Er atmete leicht aus und korrigierte die Schussrichtung etwas. Gleich würde er loslassen und sich dann mit dem Messer auf das getroffene Tier stürzen. Eigentlich bewegte er sich in größeren Städten am liebsten. Der Wald war weniger sein Metier, aber für ein Wildschwein sollte es wohl reichen. Ein Schrei!
Das war die alte Wina. Augenblicklich senkte Bermeer den Pfeil und entspannte den Bogen.
Nun hatte der Keiler ihn auch entdeckt und schien sich zu überlegen, ob er ihn angreifen oder einfach gehen sollte. Er wackelte mit einem Ohr und senkte den mächtigen Kopf.
Bermeer konnte die Entscheidung des mächtigen Tieres nur noch erahnen. Er befand sich schon auf dem Weg zurück zum Lager.
Noch ehe er die Böschung erklommen hatte, war der Pfeil im Köcher und der Bögen auf seinem Rücken. Wina war von allen aus der Sippe immer die, die gefasst und ruhig an alles heranging. Nichts schien sie aus der Ruhe bringen zu können. Wenn sie also schrie, musste etwas Schreckliches passiert sein.
Bermeer orientierte sich kurz. Während der Jagd hatte er sich mehr auf den Keiler als auf den Weg konzentriert.
Wieder schrie Wina und da waren noch andere Rufe. Er schalt sich dafür, dass er sich zu weit von der Gruppe entfernt hatte. Sein Auftraggeber hatte ihm doch ausdrücklich gesagt, dass es dieses Mal etwas anderes sei und dass er ganz besonders auf der Hut sein müsse.
Er hörte mittlerweile auch deutlich Kampfgeräusche und weitere Schreie. Bermeer steigerte sein Tempo und nahm auch keine Rücksicht mehr auf das Gestrüpp. Ein Rudel Rehe nahm aufgeschreckt links von ihm Reißaus. Er zog seinen Dolch und nahm ihn in die linke Hand, dann zog er eines der Wurfmesser. Er wollte unverzüglich eingreifen können. Seiner Schätzung nach war er nur noch zwei bis dreihundert Ellen von der Senke entfernt. Wütend über seinen Leichtsinn und die Ungewissheit, was vor sich ging, machte er einen großen Satz über einen schmalen Wasserlauf, der zum Bach führte. Er befand sich nun auf einem Wildwechsel und konnte an Geschwindigkeit noch zulegen. Ein dumpfmetallenes Geräusch und etwas biss in seinen Knöchel.
Bermeer flog der Länge nach hin. Dieses Etwas hielt ihn weiter fest, sodass er sich nicht wie gewohnt abrollen konnte und so wurde der Aufprall härter als gewohnt. Unkontrolliert stieß er die Luft aus und sein Atem blieb ihm für einen Augenblick weg. Sterne vor den Augen.
Bermeer zwang sich wieder unter Kontrolle. Er sah auf sein Bein. Ein ersticktes Heulen drang über seine Lippen. Die Kampfgeräusche waren deutlich hörbar, sein Ziel war in greifbarer Nähe und er war in ein Wolfseisen getappt.
Ein Pferd scheute, dann hörte er etwas ganz in seiner Nähe durch das Unterholz zischen. Es musste ein Pfeil oder Bolzen gewesen sein. Wieder ein scheuendes Pferd. Irgendetwas veränderte sich in dem Kampfgeschehen.
Die Falle hatte seinen Knöchel nicht ernstlich verletzt und doch musste er eine
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