Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
seine Waffe.
Ein sonderbares Ächzen lenkte die Blicke wieder nach unten. Garock stieg aus dem Erdloch empor. Bedeckt mit Fett, Dreck und Schnee stand er nun am Rand des hässlich ausgefransten Erdlochs direkt neben Lavielle. Wie einen Waffengürtel hatte er die steinerne Einfassung immer noch schräg über der Brust. Die Wurzeln, die an ihr hingen, ließen sie beinahe wie ein Kleidungsstück wirken.
»Nun, Lavielle, verzaubert uns den Tag mit Eurer Kunde, dem Mann hier steckt das Wort im Munde.«
Lavielle bedankte sich mit einer angedeuteten Verneigung. Dann wandte sie sich wieder dem Aufseher zu. »Wie ist dein Name, Aufseher des Fürsten Brenkus I.?«
»Farig Tartan.«
»Nun denn, Farig Tartan, Aufseher des Fürsten. Höre meine Worte und überbringe sie deinem Herrn. Ich bin Lavielle a Shan savé, Unberührbare des Heilerordens. Das hier ist Garock vom Stamm der Berisi und der Schalk in deinem Nacken ist Bermeer, Gaukler und ein Meister des Dolches. Wir alle sind langjährige Weggefährten von Ankwin, dessen Titel du bereits gehört hast. Wenn man an deinem Hofe die Kunst der Barden pflegt, und dessen bin ich mir sicher, so hast du bestimmt schon in vielen Liedern von ihm gehört. Das ganze Land ist ihm verpflichtet.«
Sie schaute ihn eindringlich an und erwartete seine Antwort.
»Wie konnte ich ahnen, dass der Mann, der hier vor langer Zeit bei Nacht und Nebel dieses Land von meinem Herrn gepachtet hat, der Ankwin ist. Er ging mit seinem Ruhme nicht hausieren. So könnt Ihr also die Klinge der Feindschaft sinken lassen. Ich bin ein Mann von Ehre. Nehmt meinen Schild als Entschuldigung und als Pfand meines Dankes an Ankwin. Nie hat ein mutigerer Krieger die Weiten Billgats mit seinen Füßen geehrt und mit seinem Blut geadelt.«
Der Dolch an seiner Kehle verschwand so schnell und lautlos, wie er gekommen war, dann schlug Bermeer einen Salto rückwärts und landete gekonnt neben dem Pferd. Farig gab ihm seinen Wappenschild und empfing seinen Helm, den der Gaukler bereits in Händen hielt.
»Ich werde meinem Herrn berichten.«
Farig zog seinen Helm mit einer zackigen Bewegung über das Gesicht.
»Heyjaaah!«, der Schnee flog hoch in die Luft, als die zwanzig Reiter in hohem Tempo davon ritten.
Garock baute sich mit der steinernen Einfassung über Schulter und Brust vor Bermeer auf und spannte seine Brustmuskeln an. Die Einfassung war nicht aus einem Stück gefertigt, aber Wurzeln, Mörtel und Eis hielten sie erstaunlich fest zusammen. Bermeer setzte ein breites Grinsen auf.
»Wie in allen Dingen,
zu ungestüm auch bei den Ringen. Hi, hi.«
Der drahtige Mann ging einen halben Schritt nach hinten und beugte das hintere Knie. Sein linker Arm war zur Abwehr nach vorne gestreckt, der rechte ragte mit dem Dolch in der Hand nach hinten. Der Berisi-Krieger war gut drei Köpfe größer und mindestens doppelte so schwer. Die beiden standen sich so einige Momente gegenüber. Lavielle sah zu, sie hielt den Atem an.
Plötzlich, mit einer Geschwindigkeit, bei der nur geübte Beobachter mithalten konnten, drehte sich der Schalk zweimal um seine eigene Achse und schlug mit dem Dolchknauf zu.
Nachtimbiss
(Brakenburg im Herbst)
Theodus war recht zufrieden mit sich. Beinahe beschwingt ging er summend zu seinem Arbeitszimmer. Der Magier hatte schon völlig vergessen, wie es war, respektiert zu werden und Macht auszuüben. In diesem Augenblick hätte Theodus nicht sagen können, ob die Wirkung des Tranks noch anhielt oder ob sein Auftreten in der Bibliothek ihn so beflügelte. Voller Euphorie über das neu gewonnene Selbstvertrauen betrat er schwungvoll sein Arbeitszimmer. Auf einmal wurde dem alten Mann klar, dass er dieses Gefühl früher sehr oft empfunden hatte, das Gefühl von Selbstvertrauen, Erfolg, Bestätigung und Respekt. Es hatte ihn oft angespornt, weiter zu machen, angespornt und beflügelt, beinahe wie eine Droge.
Er schloss die Tür hinter sich und stellte etwas konsterniert fest, dass es dunkel war wie in einem Kohlenkeller. Er hatte immer noch den gedanklichen Nachgeschmack seiner früheren Karriere im Kopf. Auf das Lampenöl wollte er jetzt nicht warten und entschloss sich kurzerhand für eine Methode, an die er schon lange keinen Gedanken mehr verschwendet hatte.
Theodus, der Magier, murmelte ein Wort und hob seine Hand in die Dunkelheit. Es passierte nichts. Er legte die Stirn in Falten und nach einem Moment der Konzentration wiederholte er das Wort, allerdings betonte er eine der Silben ein
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