Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
mitgespielt, in drei oder vier. Sie hatte sich wohl mehr davon versprochen. Eine Dauerrolle, wenn man so will. So klang das jedenfalls damals, als ich sie fürs OMA interviewt habe. Da war sie auf dem besten Weg, ein ostfriesischer Nachwuchsstar zu werden.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Dann hat Klar sie umgebracht.«
    Ann Kathrin guckte ungläubig.
    »Also, im Film. Sie wurde rausgeschrieben, und damit war sie dann, hart gesprochen, weg vom Fenster.«
    »Und warum weißt du das alles und wir nicht?«
    Er nahm ein Brötchen aus dem Korb und grinste: » OMA lesen kann helfen.«
    Sie nickte. »Offensichtlich.«
    Kurze Zeit später – inzwischen waren die Rühreier da – hatte sich das Frühstück in eine Lagebesprechung verwandelt, über der der Duft von gebratenem Speck hing.
    Ann Kathrin benutzte Wurstscheiben zur Standortbezeichnung. Die Käseecken waren Männer. Willbrandts Bruder, Johannes Klar, Joachim Warfsmann, Jens Lessenich. In der Mitte, dargestellt durch ein Stück feine Teewurst, Ines Küppers.
    Mit dem Besteck legte Ann Kathrin Verbindungslinien, und jetzt war Bloem sein Frühstücksmesser los. Er traute sich nicht, es einfach aus dem Fall zu nehmen, um sein Brötchen mit Butter zu bestreichen.
    Dann nahm sie ihm auch noch das Brötchen weg. »Und das hier«, sagte sie, »ist das letzte Opfer. Michaela Warfsmann.«
    Das Rentnerpaar aus dem Westerwald schaute fasziniert zu. Das nahm Ann Kathrin aber nicht wahr.
    »Brauchst du meine Rühreier auch?«, fragte Holger vorsichtig.
    Sie verneinte, lief einmal um den Tisch und betrachtete alles aus einer anderen Perspektive.
    Bloem winkte die BWL -Studentin heran und bat um ein neues Besteck. Sie brachte es stumm, aber mit einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen.
    Ann Kathrin zeigte auf die Teewurst. »Sie war das erste Opfer. Von wegen Selbstmord! Dann kam Willbrandt dran und dann Michaela Warfsmann. Es sei denn, es gibt Opfer, die wir noch gar nicht gefunden haben.«
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte Bloem und aß rasch sein Rührei, bevor es als unbekanntes Opfer zweckentfremdet werden konnte.
    »Die Leiche von Willbrandt im Osterfeuer haben wir nur durch Zufall entdeckt, weil Rupert …«
    Sie sprach nicht weiter, sondern nickte und lauschte, als würde sie sich selbst zuhören. Dann erklärte sie: »Vielleicht hat er es deshalb jetzt so deutlich gemacht. So unübersehbar. Michaela Warfsmann musste gefunden werden, und zwar rasch.«
    »Willst du eigentlich noch etwas davon essen, oder war es das jetzt?«, fragte Holger Bloem und zeigte auf die von ihr gestaltete Fahndungslandschaft.
    Er wollte schon der Kellnerin winken und alles abräumen lassen.
    Da sagte sie: »Nein, nein, nicht. Ich habe einen Bärenhunger.«
    »Und warum rührst du dann nichts an?«

    Einen solchen Streit hatte es noch nie gegeben. Eike zitterte vor Wut und sagte seinem Vater und der Lebensgefährtin Susanne Möninghoff Dinge, die ihm schon leidtaten, während er sie formulierte.
    »Ihr denkt doch sowieso nur an euch!«, schrie Eike. »Meint ihr, es hat mir Spaß gemacht? Ihr habt einen Keil zwischen Mama und mich getrieben! Ich musste mich entscheiden, und das war total gemein! Seitdem gehe ich Mama nur noch aus dem Weg! Ich will nicht, dass sie mich was fragt zu den Sachen, die hier ablaufen!«
    »Was für Sachen laufen denn hier ab?«, wollte Hero Klaasen wissen, der als Therapeut innerlich zusammenzuckte, weil ihm plötzlich klar wurde, dass er als Vater auch nicht besser war als all die Versager, die ihm die Klienten ins Haus trieben und über die er so gern zu seinen Klienten sagte, im Grunde wäre es nur gerecht, wenn ihre Eltern die Therapie hier bezahlen müssten und nicht sie selbst.
    Er behandelte im Moment keine Jugendlichen, sondern hatte nur Leute zwischen fünfundzwanzig und fünfzig bei sich auf der Couch. Sie alle waren noch nicht fertig mit den Verletzungen, die sie in ihrer Kindheit erlitten hatten.
    Er sah seinen Sohn jetzt in einer Schreckensvision bei seinem Therapeuten im Sessel sitzen und über seinen Vater reden. Es drückte Hero auf der Brust, als würde sich ein Herzinfarkt ankündigen. Er wusste, dass er topfit war und sich darum keine Sorgen machen musste.
    »Ach, ist doch wahr!«, brüllte Eike.
    »Beruhige dich, mein Junge«, sagte Susanne Möninghoff. »Soll ich dir erst mal einen Tee machen?«
    Sie raffte ihren Bademantel zusammen. Sonst lief sie oft bis zur Mittagszeit so im Haus herum und genoss es, im Räuberzivil, wie sie es

Weitere Kostenlose Bücher