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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Apfelblüten im August
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ich redete.
    »Du bist sehr süß«, sagte er, als wäre ich ein Kind, während er genau wusste, was zu tun war. Als er mich versehentlich mit meinem BH-Verschluss kratzte, hakte ich ihn schnell auf. Zum Glück waren meine Shorts elastisch, und er schob sie auf meine Knöchel hinunter, so dass ich kurz gefesselt war und die Hose abschütteln musste. Er zog sein T-Shirt nicht aus.
    Es tat weh, aber nicht schlimm. Ich konnte die Beine nicht weit genug spreizen. Aber ich sagte mir, dass es grundsätzlich mit einem Wildfremden sicher leichter war. Nicht so beängstigend. Nur – warum bewegte er sich denn so schnell? Im Nu war es vorbei. War das alles gewesen?
    Danach lag er auf mir und wollte sich nicht rühren. Perfekt. Sein wild pochendes Herz fühlte sich an, als würde es zu mir gehören, als hätten wir nur noch eines.
    Jetzt hatten wir es also getan. Vermutlich war es in erster Linie darum gegangen. Meine Mutter sagte immer, dass man sich dem anderen näher fühlte, wenn man Sex mit ihm gehabt hatte. Das stimmte irgendwie, aber es war die Art von Nähe, wenn man mit jemandem etwas Verbotenes getan hatte.
    Als Horus den dunklen Blutfleck entdeckte, fragte er: »War es dein erstes Mal?«
    »Konntest du das spüren?« Ich schluckte und hielt die Luft an. »Ich meine, ich hab schon rumgemacht, aber das jetzt noch nie.«
    »Jetzt vertrau ich dir«, meinte er, hielt dann aber nachdenklich inne. »Wolltest du es hinter dich bringen?«
    »Ja, irgendwie schon. War es bei dir nicht das erste Mal?«
    »Nein. Aber es ist immer neu. Anders«, antwortete er.
    War er jetzt mein Freund? »Alles klar?«
    »Alles klar.«
    »Du legst dich nicht gern fest, was?«
    »Ich dachte, das hab ich längst.«
    Da kapierte ich endlich. »Nächste Woche wird bestimmt gut«, sagte ich.
    Er lachte, als hätte er irgendetwas erreicht, aber ich war nicht ganz sicher, was. Ich dachte nur, o mein Gott, jetzt bin ich endlich im gleichen Club wie alle meine Freundinnen und keine blöde Jungfrau mehr.
    Das nächste Mal ließ er sich wesentlich mehr Zeit. Meine Bewegungen waren fast so energisch wie seine, und als er mich danach im Arm hielt, wurde mir etwas klar. Allerdings gelang es mir nicht, es in Worte zu fassen – das gelingt mir bis heute nicht. Irgendwie ging es mir um das, was uns antreibt, ich meine, nicht nur uns, sondern auch die Erde, die am Himmel kreist. Um die Macht der Sexualität und die Verletzlichkeit der Liebe. Die Welt lag mir zu Füßen und gleichzeitig das Risiko einer Tragödie.
    »Ich beschaff mir ein paar Gummis. Auf so was war ich nicht vorbereitet.«
    Wir sind in Sicherheit, ich bekomme bald meine Periode, dachte ich. Wir sind die nächste Woche zusammen, dachte ich. Und wer weiß, wie es danach weitergeht – Ypsilanti ist ja nicht so weit weg.
    Er lachte und küsste mich aufs Kinn. Und dann auf die Augen.
    Beim Frühstück am nächsten Morgen saß Horus neben einem der anderen, perfekten Mädchen. Er beugte sich zu ihr, sagte etwas, und sie lachte. Ob er mich wirklich nicht bemerkte oder gezielt nicht zur Kenntnis nahm, weiß ich nicht.
    An diesem Nachmittag sah ich ihn in seinen farbverspritzten Jeans in Richtung Büro schlendern, mit gesenktem Kopf und offensichtlich tief in Gedanken. Das Bild mit den Wolken hatte er unter den Arm geklemmt. In der anderen Hand trug er eine Reisetasche.
    Kurz überlegte ich, ob ich rufen oder ihm wenigstens Hallo sagen sollte, aber schließlich sah ich ihm nur nach, bis er verschwunden war.
    Abends erfuhr ich dann, dass er nach Hause gefahren war, und fragte mich, ob man ihn wohl rausgeschmissen hatte, aber ich fragte nicht nach, sondern konzentrierte mich auf meinen Hamburger. Später hörte ich dann, dass es in seiner Familie einen Unfall gegeben hatte und er deshalb wegmusste.
    Er hatte mir nicht mal seinen Nachnamen gesagt. Und ich ihm auch nicht meinen.
    In der nächsten Woche bekam ich meine Periode. Also war so weit alles in Ordnung. Aber jetzt wusste ich, dass die Sache mit den Männern riskant war. Horus war weiter nichts als ein süßer Typ, der Sex mit mir gehabt hatte und am nächsten Morgen mit einem anderen Mädchen zusammen war. Genau wie mein Vater. Und dann war er einfach weg. Wie Skys Vater. Ich konzentrierte mich auf meine Musik und bekam zur Belohnung beim Abschlusskonzert den Soloauftritt am Klavier.
    Und nun wusste ich aus eigener Erfahrung, dass ich für Männer attraktiver war, wenn ich mich zurückhielt. Also lernte ich, rasch zu handeln und mich aus dem Staub

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