Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
Vom Netzwerk:
schnieft immer noch. Meine Geduld hat ihre Grenzen. Ich habe nicht die Absicht, ihr den ganzen Vormittag lang dabei zuzuhören, wie sie in den Hörer heult. Wider besseres Wissen frage ich sie: »Warum willst du mich sehen?«
    Sie ringt geräuschvoll nach Luft. »Ich muss dir erzählen, was zwischen Rory und mir passiert ist. Es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Ach nein? Willst du etwa behaupten, du hättest keine Affäre mit O’Sullivan gehabt?«
    Sie bekommt Schluckauf. »Okay, ja, es ist so, wie du denkst, aber da gab es mildernde Umstände.«
    So kommen wir nicht weiter. »Weißt du was? Das ist mir egal. Du solltest mit einem Anwalt reden. Oder mit einem Priester.«
    »Ich werde ja mit dem Anwalt reden. Aber erst muss ich es dir erklären. Damit du es David erklären kannst.«
    »O nein. Ich spiele nicht den Botenjungen. Du hast dir diesen Schlammassel eingebrockt, Gloria, du musst ihn auch selbst wieder in Ordnung bringen.«
    »Ich will dich engagieren.«
    »Wozu?«
    »Damit du herausfindest, wer Rory ermordet hat.« Sie lässt einen Herzschlag verstreichen und platzt dann heraus: »Du kannst das. Du kennst dich aus. Du hast Kontakte. Die Polizei wird nicht so nachforschen, wie du es kannst. Sie sehen keinen Grund dafür. Sie glauben, ich hätte es getan. Sogar Rorys Frau denkt, dass ich es war.« Sie lacht. Es klingt verbittert. »Sie hat mich noch gestern Nacht besucht. Rorys Gerede von einer offenen Ehe war anscheinend genau das. Leeres Gerede. Nach allem, was Mrs. O’Sullivan wusste, war ihr Rory ein Chorknabe. Sie wird tun, was sie kann, um mich als die Schuldige hinzustellen. Ich brauche jemanden, der auf meiner Seite ist.«
    Mann, muss die verzweifelt sein, wenn sie glaubt, ich stünde auf ihrer Seite. »Also, nur damit ich recht verstehe, du willst, dass ich David dabei helfe .... «
    »Nicht David«, unterbricht sie mich hastig. »Du sollst das machen. David darf nicht wissen, was du tust.«
    »Und was meinst du, wie ich das vor ihm verbergen könnte? Ich sehe ihn jeden Tag. Wir arbeiten zusammen, schon vergessen?«
    Sie senkt die Stimme. »Jetzt nicht, glaube ich.«
    »Was soll das heißen?«
    »David ist weg.«
    »Weg?«
    Sie schluckt schwer, ehe sie laut den Atem ausstößt. »Er ist weggefahren.«
    »Hast du nicht gerade eben behauptet, dass du nicht mit ihm gesprochen hättest?«
    »Habe ich auch nicht. Er war heute Morgen im Polizeipräsidium und hat bei einem Polizisten, den er kennt, eine Nachricht für mich hinterlassen. Er hat die Zeitung gesehen. Er glaubt die Geschichte. Er glaubt, ich hätte ihn gestern angerufen, weil ich gewusst hätte, was passieren würde, wenn die Sache herauskommt.«
    Die Erkenntnis jagt mir einen Schauer über den Rücken. »Und so war es auch, nicht wahr? Du wolltest, dass es so aussieht, als wärst du immer noch mit David zusammen. Wegen der Presse. Damit die Sache mit der Affäre unglaubwürdig wirkt.«
    Sie zögert. »Ja.« Dieses Eingeständnis kommt so unerwartet, dass ich gar nicht weiß, wie ich darauf reagieren soll.

Diesmal bin ich an dem ausgedehnten Schweigen schuld, denn mein Hirn bemüht sich fieberhaft, mit dieser neuen Tatsache zurechtzukommen: Gloria gibt doch tatsächlich zu, dass sie Mist gebaut hat. Eine völlig neue Erfahrung.
    Ich merke, wie meine Entschlossenheit ins Wanken gerät. Nicht aus Mitgefühl für Gloria, sondern für David. Der arme Kerl. Wahrscheinlich hat er sich irgendwo verkrochen und leckt seine Wunden.
    Erst glaubt er, er hätte seine Freundin zurück, dann stellt sich heraus, dass sie ihn nur benutzt hat, um den Verdacht von sich abzulenken, falls sie Probleme bekommen sollte.
    Moment mal. Warum hätte sie glauben sollen, dass es nötig sein könnte, den Verdacht von sich abzulenken? Außer .... »Ich habe dich schon einmal gefragt, Gloria. Jetzt sag mir die Wahrheit. Hast du Rory umgebracht?«
    »Natürlich nicht.«
    Kein Zögern, keine hitzige Empörung über die Frage. Ein schlichtes Nein. Ich stoße den angehaltenen Atem aus. »Warum hast du David in die Sache hineingezogen?«
    Diesmal zögert sie. »Das habe ich dir auch schon gesagt. Ich habe ihn angerufen, weil ich wusste, dass er auf meiner Seite stehen würde. Wenn die Story dann rauskäme und David und ich zusammen wären, dann würde keiner glauben, dass Rory und ich .... «
    »Dass ihr was? Eine heiße Affäre hattet?«
    Mein erster Impuls, nämlich, ihr zu sagen, dass ich sie für ein absolutes Miststück halte, wird von einem anderen Einfall verdrängt.

Weitere Kostenlose Bücher