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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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Träumen hast du denn das aufgegabelt? Ganz schön naiv bist du mein Junge! Ich habe dich für reifer, ja realistischer gehalten.“
    „Meine Realität ist eben eine andere als die Ihre. So viel steht fest“, sagte er gelassen. „Lassen Sie mich einfach in Ruhe.“
    Der nächste Blitz erhellte das Zimmer, ein kräftiger Donnerschlag, der bis ins Knochenmark durchdrang, folgte.
    Ian merkte, dass die kleine Frau an ihm vorbeischaute und ihren verärgerten Blick auf etwas hinter ihm fokussierte. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, eine tiefe, senkrechte Falte bildete sich dazwischen. Sie schlug wütend mit dem Fächer gegen ihre offene Hand, machte ihn ruckartig auf und wieder zu. Er drehte sich um.
    Hinter ihm stand sein alter Freund Ernst. Sein mit tiefen Falten gezeichnetes Gesicht glänzte nass im Licht der Blitze. Die weißen, langen Haare klebten auf dem durchnässten Mantel, von der Nase tropfte das Regenwasser. Der Blick seiner tief gesetzten Augen unter den buschigen, grauen Brauen schien die zierliche Frau zu durchbohren. „Es ist besser, du gehst jetzt wieder, Greda“, sagte er ruhig.
    Sie presste die Lippen zusammen und sie wurden zu einer schmalen Schnur. Der Fächer ging klackend auf und zu. „Ich entscheide stets selbst, was ich tue und wann ich gehe“, zischte sie.
    „Und deshalb entscheidest du dich jetzt zu gehen“, sagte der alte Mann in einem Ton, der keine Widerrede erlaubte.
    Sie schlug kräftig mit dem Fächer gegen die offene Handfläche, maß die beiden vom Kopf bis Fuß mit einem hasserfüllten Blick. „Na gut, diesmal belasse ich es dabei. Aber du weißt: Wer als Letzter lacht …“, und sie löste sich im gleißenden Licht des Blitzes auf.

 
    Kapitel 38. Das Erbe.
    „Gut gemacht“, nickte Ernst und klopfte Ian auf die Schulter.
    „Das trifft eher auf dich zu“, antwortete er. Anerkennung strahlte in seinen Augen. „Es wundert mich, dass sie so schnell weg ist. Ich habe schon mit viel mehr Generve und wichtigem Getue gerechnet.“
    Der Gögling ließ die Krallen von Ians Schulter, breitete die Ohren aus und richtete die neugierigen Glupschaugen auf den alten Mann.
    „Man kennt sich ja schon länger“, sagte er. „Mal hoffen, dass sie deine Entscheidung respektiert.“
    „Ja. Ich will einfach meine Ruhe von ihr. Sie geht mir so langsam auf den Deckel.“
    Der Gögling flatterte mit den Ohren wie ein aufgescheuchtes Huhn, flog eine Runde, setzte sich dann wieder auf Ians Schulter, rollte die Ohren schließlich zusammen, ordnete die riesigen Füße übereinander und wurde still.
    „Jetzt mal was anderes.“ Ernst sah den jungen Mann aufmerksam an. „Ich sehe, du hast verstanden, was es heißt, es gibt nichts Schlimmeres als zu vergessen, wer man eigentlich ist.“
    Ian lächelte zaghaft. „Ich denke, so langsam bin ich dabei, dahinter zu kommen.“
    „Und? Was glaubst du, wie sieht das Ergebnis aus?“
    „Verblüffend. Je weiter ich diesem Weg folge, desto deutlicher wird es, dass ich …“, er schluckte, schnappte nach Luft, „also ich habe eine Art Beweise, dass ich ... “, er guckte hilflos um sich.
    „Sag es einfach, ohne zu denken, was jemand davon halten könnte.“
    „Also es sieht aus, dass ich der letzte Nachfahre aus dem Drachenvolk bin“, brachte Ian schließlich in einem Ruck und hob einen suchenden Blick zu seinem alten Freund. „Hast du schon etwas Verrückteres gehört?“
    „Ja“, nickte er. „Ich habe es nicht nur gehört. Ich habe es auf der eigenen Haut erfahren. Ich weiß, wie es ist.“
    „Wie meinst du das?“ Der junge Mann sah in verblüfft an.
    „Ich weiß, wie es ist, nicht in ein allgemeingültiges Muster zu passen. Ich weiß, was es in der Menschenwelt heißt, anders als die anderen zu sein, mit allen daraus folgenden Konsequenzen.“
    „Du meinst, du bist auch einer? Du bist ein Drache?“ Ian verschlug der Atem, er holte tief Luft. „Und du hast mir nie was von gesagt?“
    „Das hätte früher nicht viel gebracht“, lächelte Ernst. „Du wolltest ja genauso sein, wie die anderen. Nur nicht du selbst.“
    Ian guckte verlegen auf seine Füße. „Naja, jeder hat so seine Phasen.“ Er räusperte sich, blickte etwas fröhlicher. „Aber wenn du auch einer bist, dann heißt es, ich bin gar nicht der letzte Drache! Wie schön!“
    „Sachte, sachte. Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Wir müssen erst mal sehen, dass wir hier wegkommen. Über alles andere können wir uns später unterhalten.“
    „Wo

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