Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
Vom Netzwerk:
Unterwelt seid.“
    „Früher, in den guten alten Zeiten war es für Oberwelt undenkbar, sich im Krieg zu befinden“, seufzte Anna. Sie sah auf die flache Wand hinter ihr, als ob sie den Marsch der Armee der Kopflosen dort zu sehen befürchtete. „Die Oberweltbewohner waren eh an ganz anderen Dingen interessiert. Bloß nie an Gewalt oder Krieg.“
    „Du musst die für dich wichtigen Dinge im richtigen Licht, also vom passenden Blickwinkel her sehen. Nur dann kannst du weiter kommen“, sagte Scharta an Ian gewandt.
    „Meine Rede“, meldete sich die Jungmagierin wieder.
    „Ich sehe, dass es dir so langsam besser geht.“ Scharta schaute sie streng an und wandte sich dem jungen Mann wieder zu: „Die Grausame kann diese Kraft nur dann bekommen, wenn der Letzte aus dem Drachengeschlecht es ihr freiwillig abgibt, also wenn er aus freien Stücken auf sein Erbe verzichtet.“
    Ian blinzelte, sah auf die flackernden Feuerzungen, dann wieder zur Schlange und sagte: „Jetzt geht es mir so langsam auf. Wenn das der Fall wäre, dann verstehen es die Drachenseelen so, als ob der letzte Nachkomme sie verraten hätte.“
    „Man kann es sich vorstellen, dass sie kaum begeistert von so einem Schritt wären.“
    Anna strich zum letzten Mal mit dem Feuer über sich, stellte die Fackel in die Halterung zurück, bedachte Ian mit einem traurigen Blick und sagte: „Wenn der Letzte aus dem Drachengeschlecht ihr das Erbe seines Volkes freiwillig abgibt, passiert etwas Grauenhaftes. Dann sind alle Oberweltler tot, in alle Ewigkeit, denn die Grausame wird die Existenz der Drachen aus der Geschichte der Anderen Welt rückwirkend auslöschen, ja die Existenz der Oberwelt selbst. Und selbstverständlich wird es sie auch in der Zukunft nicht mehr geben. Die Oberwelt versinkt dann für immer im ewigen Grauen, Angst und Grausamkeit.“ Eine Träne lief ihr die Wange runter. Sie wischte sie schnell mit dem Handrücken ab.
    „Woher hast du denn das?“, fragte die Schlange überrascht.
    „An so etwas in der Art hat die Frau in Schwarz gedacht, das wissen wir“, sagte Ian.
    „Das stand im Buch des Wissens“, seufzte Anna. „Ich habe es dort gesehen, als ich etwas über die Geschichte der Drachen nachlesen wollte. Das Buch war bereits auf. Ich strich mit dem Feuer darüber und da erschienen die Bilder der Apokalypse: Untergang der Oberwelt. Was ich dort gesehen habe, lässt mich seitdem nicht los. Diese Prophezeiung verfolgt mich seitdem Tag und Nacht.“ Sie stellte sich kerzengerade, ihre Augen blitzten auf, die Stimme klang rau und entschlossen. „Solange ich lebe, tritt sie nicht ein. Ich lasse es nicht zu. Es muss etwas dagegen geben, etwas, das die Pläne der Grausamen durchkreuzt. Man muss nur gründlich genug danach suchen. Es geht nicht, dass die Oberwelt für immer verschwindet. Sie gab es schon immer. Seit ewigen Zeiten gab es einen Ort, wo alle zusammen gut leben konnten, unabhängig von der Herkunft, dem Aussehen, oder ob es ein Mensch, Tier oder ein anderes Wesen war. Es gab immer einen Ort, wo für alle Platz war, einen Ort, wo Träume wahr wurden. Und den wird es immer weiter geben.“
    „Willst du gegen die Prophezeiung aus dem großen Buch des Wissens ankämpfen?“, fragte die Schlange.
    „Ja“, sagte sie entschlossen. „Ich will nicht daran glauben. Das kann es einfach nicht sein. Was ich noch nicht weiß, werde ich erfahren. Und was ich noch nicht kann, werde ich lernen. Aber ich werde dafür sorgen, dass dieser Unfug nicht eintritt. Und ich werde es schaffen. Egal wer was davon hält.“
    „Was willst du tun? Wo gedenkst du anzufangen?“
    „Ich werde nach ihren Schwächen suchen. Wenn ich die Meine habe, dann hat sie auch die Ihre. Sie hat sie mit Sicherheit. Ich muss nur herausfinden, an welcher Stelle ich sie greifen kann.“
    Benommenes Schweigen breitete sich in der Kammer aus. Nur das Schnalzen des Feuers in den Fackeln unterbrach die Stille.
    „Die Unterwelt“, meldete sich Ian schließlich, „gab es die schon immer?“
    „Die Unterwelt gab es schon immer“, sagte Scharta. „Aber nicht in der heutigen Form und längst nicht in diesem Ausmaß. Die Andere Welt lebte vom Gleichgewicht. Ihre beiden Teile, vergleichbar mit Licht und Schatten, waren ungefähr gleich. Und dies ist seit einiger Zeit verloren gegangen. Die Kräfte, die dem Schatten dienen, haben in der letzten Zeit immer mehr an Raum und Macht an sich gerissen. Sie befinden sich momentan im starken Überhang zu den Kräften des

Weitere Kostenlose Bücher