Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See
Vorhängen.
„Ich warte schon auf Dich“, flüsterte Jessica.
Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit und ich konnte sie schemenhaft auf dem Bett erahnen.
Ich setzte mich auf die Bettkante, beugte mich langsam zu ihr hinunter und suchte ihr Gesicht. Mit dem Zwielicht vertraut, fand sie mit ihrem Mund den Meinen und schloss gierig die Arme um mich. Unsere Lippen begrüßten sich und begannen bedächtig, miteinander zu tanzen; das künstliche Volumen der ihren nahm ich im Rausch der Erregung kaum wahr. Jessica hatte ihr Kleid noch nicht abgelegt – wohl um mir den Genuss zu belassen, das auszupacken, was Craig unwissentlich für mich eingepackt hat. Ein goldenes Geschenk - meiner würdig. Ich strich mit der Hand zu ihrer rechten Brust und massierte diese sanft durch den dünnen Stoff, der jede körperliche Reaktion preisgab. Während unsere Zungen sich kennenlernten und schon bald lustvoll umeinander wanden, bewegte ich meine Hand hinunter zu ihren Schenkeln. Behutsam schob ich ihr Kleid hoch, tastete mich darunter und weiter unter die letzte Schicht von Stoff vor, die sie am Körper trug. Dort bahnten sich meine Finger ihren Weg und entlockten ihr ein leises Stöhnen.
Was für ein Genuss: Die Kühle des Raums, die tropisch-feuchte Hitze ihrer Haut, Jessica, die sich im Takt meiner Berührungen bewegte, ihre kühle Fassade zerbrochen von unbeherrschter Begierde. Ich hatte sie im doppelten Sinne in der Hand, stieß, während ich ihren Hals mit Küssen bedeckte, ja gleichsam verschlang, in die tiefsten Schluchten ihres bebenden Körpers vor.
Nach einigen Minuten gewährte ich ihr großmütig eine Pause, ließ sie zur Besinnung kommen, ihre kurzen Atemzüge sich verlangsamen. Ich schob das Kleid bis zu ihren Hüften hoch, befreite sie von ihrem Slip und tauchte mit dem Mund hinunter. Mit Lippen und Zunge erkundete ich jede Einzelheit, kostete, spielte. Wellen der Erregung rollten durch ihren sich aufbäumenden Körper. Ihre Hände krallten sich in die Kissen. Sie war mir vollkommen ausgeliefert.
Als sie die Erregung kaum mehr ertragen konnte und mich zu sich hochzog, öffnete ich gnädig meine Hose und ließ mit einem Gefühl des höchsten Vergnügens unsere Körper eins werden. Erst sanft, dann von Minute zu Minute schneller bewegten sich unsere Hüften im animalischen Tanz. Wieder und wieder genoss ich es, Jessicas Ekstase bis zum Äußersten zu steigern, nur um den Takt doch wieder zu verlangsamen, bis auch ich die Zeit für das furiose Finale gekommen sah.
Erschöpft und mit mir und der Welt zufrieden schlief ich neben Jessica ein.
10. Kapitel
Der erste Eindruck, den ich beim Aufwachen wahrnahm, war ein ranziger Geschmack auf meiner Zunge. Ich öffnete die Augen. Die grüne Anzeige des Fernsehers zeigte 1.38 Uhr. Als ich mich aufsetzte, schrak auch Jessica hoch.
„Oh, Mist! Schon so spät“, klagte sie, ohne mich anzusehen. Sie schaltete das Licht ein und stand auf.
„Was habe ich nur getan?“, murmelte sie.
Gewissensbisse.
Ihr Gesicht war blass. Ihr Körper wirkte ausgemergelt, skelettal. Wie schade. Zu Beginn des Abends hatte ich sie in voller Blüte gesehen. Ich hatte die Blüte gepflückt und nun war sie verwelkt. Wo war die berauschende Schönheit geblieben, die ich begehrt hatte?
Ich hatte mir diese Frage schon das eine oder andere Mal auf meinen Exkursionen gestellt. Ein bemerkenswertes Phänomen. Vermutlich wurde aus diesem Grunde die Eheschließung mit Jungfrauen propagiert.
Letztlich grämte es mich aber nicht weiter. Morgen schon würde ich eine neue Blume finden. Ich genoss die Jagd mindestens ebenso wie den Verzehr der Beute. Vielleicht sogar noch mehr. Und ich war ein guter Jäger.
Als Jessica meinen abschätzigen Blick spürte, beeilte sie sich, ihre Blöße mit den Laken zu bedecken und sah schamvoll und fast ein wenig gequält zu mir herüber. Ich erwiderte ihren Blick unbarmherzig, bis sie sich abwandte. Wer das Spiel beginnt, sollte es stilvoll bis zum Ende spielen.
Doch das tat sie nicht.
„Du wirst Craig davon doch nichts erzählen, nicht wahr?“, fragte sie verzagt, ihr Gesicht zur Wand gerichtet.
„Ich weiß nicht“, erwiderte ich gnadenlos. „Vielleicht sollte ich das tun. Er sollte eigentlich wissen, mit wem er sich eingelassen hat, meinst Du nicht?“
Offensichtlich bereute sie unser Rendezvous, zu dem sie doch selbst den Anstoß gegeben hatte. Sie hatte nicht einmal die Größe, mir in die Augen zu sehen und dazu zu stehen,
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