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Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Titel: Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Neblin
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geregelt worden waren, warum war das Gericht auf die Idee verfallen, mich nach South Port zu zitieren?
    Es konnte eigentlich nur ein Missverständnis sein. Ja, anders war die Sache nicht zu erklären. Vielleicht war „Ethan Meyers“ nur ein Adressfehler, weil das Gericht mich in der Nachlasssache schon einmal angeschrieben hatte, und in Wahrheit meinten sie einen anderen "Meyers". Andererseits hatte ich seinerzeit noch nicht im Highstone gewohnt. Also hatte das Gericht die Adresse nicht aus dem Datenbestand.
    Wenn es kein Adressfehler war, war es eine Unverschämtheit. Kein normaler Mensch, der einem geregelten Beruf nachging, konnte es einrichten, so kurzfristig innerhalb der angegebenen Zeiten einfach mal raus aufs Land zu fahren. Und der Schrieb enthielt keinerlei Begründung, keinen Hinweis, was das Ganze sollte. Es war schlichtweg eine Frechheit.
    Anderseits war es eine richterliche Anordnung, die mir ordnungsgemäß bekannt gegeben worden war, keinen offensichtlichen schwerwiegenden Fehler enthielt, und die daher bis auf weiteres wirksam war. Es war nicht ratsam, sie zu ignorieren - schon um nicht gegen die anwaltlichen Standesregeln zu verstoßen und in Konflikt mit dem Board of Bar Overseers bzw. Office of Bar Counsel, den berufsständischen Aufsichtsorganen zu geraten.
    Aber dieser Rutherford würde mich noch kennenlernen. Darauf konnte er sich verlassen. Er würde diese Anordnung noch bereuen. Ich würde ihn vom Büro aus anrufen. Nein, Harriet würde ihn für mich anrufen und mit mir verbinden. Und dann würde ich ihn zur Schnecke machen. Anschließend würde ich gegen die Anordnung und seine Amtsführung Beschwerde einreichen und Aussetzung der Vollziehung beantragen. Schließlich war ich nicht irgendein Idiot, der diesen Schwachsinn einfach so schlucken würde, sondern ein gottverdammter Anwalt bei Westbury Hawthorne & Clarke. Vor uns hatte selbst der IRS Respekt und das war immerhin eine Bundesbehörde. Denselben Respekt würde ich nun einen kleinen ranzigen Provinzrichter lehren.
    Kaum an meinem Schreibtisch im Büro angekommen, wählte ich Harriets Apparat an:
    „Harriet! Verbinden Sie mich mit dem Gericht in South Port, Richter Rutherford!“ Ich gab ihr die Nummer durch. „Wenn Sie ihn in der Leitung haben, lassen Sie ihn eine halbe Minute warten und stellen ihn dann durch!“
    „Sofort, Sir! Da hat sich wohl jemand unbeliebt gemacht?“ erkundigte sich die Sekretärin, der meine Stimmung schon bei meinem Weg durch das Vorzimmer nicht entgangen war.
    „Ich warte, Harriet! Ich habe keine Zeit für Diskussionen“, gab ich in schneidendem Ton zurück.
    Fünf Minuten vergingen.
    Dann noch einmal fünf.
    „Was um Himmels willen dauert denn da so lange, Harriet?“, rief ich sie nochmals an.
    „Es geht keiner ans Telefon, Mr. Meyers. Über die Zentrale habe ich es auch schon versucht, aber ich erreiche niemanden. Ich werde es weiter versuchen.“
    „Ja, tun Sie das. Tun Sie das.“
    Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Die erwarteten unverzügliches Erscheinen und gingen selbst nicht ans Telefon. Öffentliche Einrichtungen. Alle gleich. Halten munter ein Schwätzchen nach dem nächsten und kümmern sich nicht um ihre Arbeit. Und wer bezahlt die Faulpelze? Der Steuerzahler.
    Nach weiteren zwanzig Minuten meldete sich Harriet endlich.
    „Mr. Meyers, der Richter scheint den ganzen Tag über nicht zu sprechen zu sein, aber eine Gerichtsangestellte, die für ihn arbeitet, ist am Apparat. Soll ich verbinden?“
    „Ja, verdammt. Stellen Sie schon durch.“
    Nicht zu sprechen. Für wen hielt der Kerl sich?
    Die Verbindung wurde hergestellt.
    „Meyers.“
    „Camille Sunley am Apparat. Guten Morgen Meyers. Was können wir für Sie tun?“ fragte eine widerlich fröhliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
    „Ms. Sunley, Sie können für mich vermutlich leider wenig tun.“
    Ich versuchte, einen einigermaßen freundlichen Tonfall zustande zu bringen.
    „Mr. Rutherford ist derjenige, den ich gern sprechen würde.“
    „Oooh, das tut mir aber wirklich leid, Mr. Meyers“, trällerte sie. „Wie ich schon Ihrer Assistentin mitgeteilt habe, ist Seine Ehren den ganzen Tag nicht zu sprechen.“
    Seine Ehren! Wo lebte diese Person?
    „Ich habe allergrößtes Verständnis dafür, wenn jemand einen arbeitsreichen Tag hat. Mir selbst ergeht es nicht anders. Aber ich gehe doch stark davon aus, dass seine Ehren“, ich betonte diesen Höflichkeitstitel besonders, „trotz eines arbeitsreichen Tages fünf

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