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Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Titel: Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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immer fein.«
    Von diesem Tage an trug Anne getrost ihre Wollstrümpfe, wenn es kalt war, und den schäbigen Regenmantel bei schlechtem Wetter. Sie mußte immer an Evas Worte denken, wenn sie blaugefrorene Nylonbeine im Frost sah und Schneiderkostüme im Regen.
    Anne teilte das Zimmer mit zwei anderen Hausmädchen, einer etwas älteren vom Lande mit den Erfahrungen vieler Saisons auf vielen Ferienhotels, und einer jungen Studentin aus Oslo. Die vierunddreißig jährige Klara wußte mit allem Bescheid und ließ sich nie aus der Fassung bringen. Sie war immer hilfsbereit, wenn die anderen in der Klemme waren und sich zu ihr flüchteten. Die zwanzigjährige Studentin Inger aus Oslo war gut in Sprachen und hatte den besten Willen, war aber ungeschickt und wurde rasch müde. - Anne stand in gewisser Weise zwischen den beiden und verstand sich auf beide. Klara war festes Etagenzimmermädchen und hatte nichts mit dem Speisesaal zu tun. Dafür waren nur die jungen Mädchen da, die als Sonderhilfe für die Saison angestellt wurden. Man steckte sie überall da hin, wo man sie am dringendsten brauchte.
    Anne hatte ihren Spaß daran, wenn Klara aus dem Schatz ihrer Erfahrungen berichtete. Von unerträglichen, anspruchsvollen Gästen erzählte Klara dann, die ununterbrochen Bedienung forderten, von ängstlichen, unerfahrenen Hotelbesuchern, denen man helfen mußte, sich zurechtzufinden und deren man sich beinahe mütterlich annehmen mußte, von schüchternen jungen Ehepaaren auf der Hochzeitsreise, von armen jungen Ostergästen, die ein billiges Zimmer wählten und insgeheim ihr mitgebrachtes Essen auf dem Zimmer verzehrten, um zu sparen.
    Ja, man wurde Menschenkenner, wenn man einige Jahre im Hotel gearbeitet hatte.
    Nachdem die erste Müdigkeit sich gelegt hatte, machte es Anne Spaß. Sie lief von Zimmer zu Zimmer, von Gast zu Gast, versuchte höflich zu sein, versuchte so schnell wie möglich zu begreifen, versuchte zu helfen, wo es ging. In ihrem kleinen Kasten aber mehrten sich Münzen und Scheine.

Rätsel um einen Briefumschlag
    Es klingelte von Nummer 26.
    Anne war gerade von ihrer Freistunde am Nachmittag zurückgekommen und hatte ein paar Zimmer in Ordnung gebracht. Nummer 26, das war eine ältere Dame, die alle Hotelmarken auf dem Lederkoffer hatte und lange Ohrgehänge trug - Frau Sönderbye.
    Anne lief im Trab nach Nummer 26. »Sagen Sie mal, Fräulein«, fragte Frau Sönderbye kühl, »sind Sie es gewesen, die heute hier aufgeräumt hat?«
    »Ja, gnädige Frau. Habe ich irgend etwas vergessen?«
    »Sind noch andere in diesem Zimmer gewesen?« Frau Sönderbye benahm sich wie ein Untersuchungsrichter.
    »Nein, soviel ich weiß, nicht, gnädige Frau«, sagte Anne etwas verwirrt über den Ton des Gastes. »Können Sie mir dann erklären, wo der Briefumschlag mit einigen Geldscheinen hingekommen ist, der in der Schreibtischschublade gelegen hat?«
    Anne wurde flammend rot. Frau Sönderbyes Stimme war ganz unverkennbar herausfordernd.
    »Nein, gnädige Frau. Ich habe keine Schublade geöffnet.«
    »Sind Sie ganz sicher?« Jetzt war Anne zornig, und die Farbe auf ihren Wangen wurde noch tiefer.
    »Ja, dessen bin ich absolut sicher. Ich öffne niemals Schubladen, ehe die Gäste nicht abgefahren sind. Erst dann habe ich die Pflicht, es zu tun, um nachzusehen, ob etwas vergessen worden ist.«
    »Aber gesetzt den Fall, ich erinnere mich nicht mehr genau -falls nun der Umschlag auf dem Schreibtisch gelegen hat, haben Sie ihn dort vielleicht auch nicht gesehen? Oder - ihn etwa in Gewahrsam genommen?« Die letzten Worte sprach Frau Sönderbye mit scharfer Betonung aus.
    »Wenn ich einen Briefumschlag gesehen hätte, so hätte ich ihn liegen lassen. Hätte ich lose herumliegendes Geld auf dem Schreibtisch gesehen, dann hätte ich es vermutlich zum Aufbewahren im Büro abgeliefert. Ich habe weder Geld noch Briefumschlag gesehen, Frau Sönderbye.«
    »Ich soll also glauben, der Briefumschlag sei von selbst aus der Schublade heraus und vielleicht gleich aus dem Fenster geflogen?«
    »Wenn das heißen soll, daß Sie mich verdächtigen, dann kann ich Ihnen nur sagen, daß ich weder Ihr Geld noch irgend etwas anderes genommen habe. Ich pflege mich nicht mit Stehlen abzugeben. Ich muß mir das verbitten!« Anne war so wütend, daß sie die Tränen fast nicht mehr zurückhalten konnte. Und bei Frau Sönderbyes nächsten Worten war es auch um ihre Fassung geschehen. Die Tränen stürzten ihr aus den Augen.
    »Es ist ja gut«, schnaubte

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