Anne Gracie
überzeugt, dass er umsonst hergekommen war. Er seufzte.
„Ja, Sir. Durch die Küche gelangen wir zu den Außengebäuden.“
Ihre
Schritte hallten auf dem nackten Holzfußboden wider. Ein guter, solider Boden,
wie Harry feststellte, keine Spur von Holzwürmern. Er unterdrückte ein
Schmunzeln über die Niedergeschlagenheit des Anwalts. Rund um das Haus
wucherte üppiges grünes Gras. Wenn die Ställe genauso solide waren wie das
Haus, würde er dem Mann ein Angebot machen.
Dieses
Anwesen benötigte nur etwas Geld, viel harte Arbeit und eine gute
Bewirtschaftung. Das Vermächtnis von Großtante Gertie brachte das nötige Geld,
für den Rest würde Harry sorgen.
Die
Stalltüren standen offen. Pedlington runzelte die Stirn. „Ich bin mir ganz
sicher, dass ich sie abgeschlossen habe, als ich das letzte Mal hier war.“
Als sie
näher kamen, steckte ein Hund den Kopf zur Tür heraus und fing an zu knurren.
Pedlington
blieb abrupt stehen und beäugte den Hund nervös. „Husch!“, rief er und
fuchtelte mit den Händen. „Geh weg!“
Der Hund,
nein, eine Hündin, wie Harry sah, zog drohend die Lefzen hoch. Sie war ein
schönes Tier, ein English Springer Spaniel, weiß mit braunen Flecken. Harry
sah den Hund streng an. „Was soll das, Madam? Warum knurrst du uns so ungezogen
an? Benimm dich!“
Die Hündin
reagierte sofort auf seinen gebieterischen Tonfall. Sie wirkte kleinlaut und
wedelte leicht mit dem Schwanz.
„Dachte
ich's mir doch – du bluffst nur, nicht wahr, Süße?“ Harry ging in die
Hocke und schnippte mit den Fingern. „Na komm, stell dich doch mal vor.“
Die Hündin
kam zögernd näher und schnüffelte an seiner Hand. Sie wedelte heftiger mit dem
Schwanz, leckte seine Finger und warf sich vor ihm auf den Rücken.
„So ist es
viel besser.“ Harry kraulte ihren Bauch und sie wand sich genüsslich. Als
Harry sich wieder aufrichtete, sprang die Hündin ebenfalls auf und sah ihn
erwartungsvoll an.
Pedlington
beäugte das Tier voller Abneigung. „Dieser Hund dürfte gar nicht hier sein, ein
Hund gehört nicht zum Inventar. Er ist ein Streuner.“
„Ja, aber
völlig harmlos, wie Sie sehen. So, und nun lassen Sie uns die Ställe
besichtigen.“
Pedlington
rührte sich nicht von der Stelle, er hatte sichtlich Angst vor der Hündin.
„Ich kann
mir die Ställe auch allein ansehen“, sagte Harry. „Diese Stalltüren sind
von irgendjemandem geöffnet worden. Prüfen Sie doch inzwischen die Schlösser an
den anderen Außengebäuden.“
Pedlington
warf einen Blick auf den Hund und nickte. „Das mache ich, Sir, wenn Sie nichts
dagegen haben. Schließlich sollen hier keine Landstreicher eindringen.“
Harry trat
in die Stallungen. Die Hündin folgte ihm und schoss geradewegs auf ein Bündel
auf dem mit Kopfstein gepflasterten Boden zu, das aus einem Schal und
Handschuhen zu bestehen schien. Harry runzelte die Stirn. Die Kleidungsstücke
sahen zu gut aus, um einfach auf den Boden geworfen zu werden, doch die Hündin
legte sich hin, die Pfoten rechts und links von dem Bündel ausstreckend, und
bettete den Kopf besitzergreifend darauf. Sie schien nicht die Absicht zu
haben, weiterzugehen.
„Sehr
schön“, sagte Harry zu ihr. „Du bewachst das Zeug und ich sehe mich hier
einmal um.“ Sie wedelte zweimal mit dem Schwanz, machte aber keine
Anstalten aufzustehen.
Harry
drehte sich um und atmete tief ein. Das war genau das, was er gesucht hatte;
Boxen für mindestens vierzig Pferde in einem durch und durch solide wirkenden
Stallgebäude – es war sogar in einem besseren Zustand als das Haupthaus. Der
gepflasterte Boden war sauber und gründlich gefegt; die Luft roch nach
frischem Heu und ... Pferd. Es war ein frischer Pferdegeruch. An einem
Haken hingen ein Umhang aus Ölhaut und ein Hut. Harry
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