Anne Gracie
Salon.
„Dort wird
sie, verdammt noch mal, nicht stattfinden!“, rief Harry aufgebracht, als
Nell die Tür erreichte.
„Wenn du
nicht so stur wärst, würdest du sofort einsehen, warum das der geeignetste Ort
...“ Lady Gosforth verstummte, als Nell in den Salon trat. Sie erhob sich
hastig und umarmte sie. „Mein liebstes Kind, ich bin so froh, dass Sie sich
entschlossen haben, sich zu uns zu gesellen. Es tut mir so unendlich leid um
Ihre Kleine. Wie fühlen Sie sich?“
„Geht es
dir einigermaßen?“, fragte Harry besorgt.
Sie nickte
lächelnd. „Worüber habt ihr gerade gestritten?“
„Über
nichts“, erwiderte Harry schnell.
Sie zog
eine Augenbraue hoch und wandte sich an seine Tante. „Darüber, wo die Hochzeit
stattfinden soll“, erklärte Lady Gosforth.
„Aber vielleicht möchten Sie sie ja lieber verschieben.“ Nell schüttelte
den Kopf. „Nein, es hat keinen Sinn, sie zu verschieben.
Worüber waren Sie sich denn uneinig?“
Lady
Gosforth machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, ich hatte schon alles organisiert,
und nun will er die ganzen Vereinbarungen wieder rückgängig machen.“
„Warum?“,
wollte Nell wissen.
„Weil wir
nicht in Alverleigh heiraten werden“, knurrte Harry und sah seine Tante
aufgebracht an.
„Was ist
Alverleigh?“, fragte Nell.
„Der Familiensitz“,
erklärte Lady Gosforth.
„Die
Behausung meines Halbbruders“, sagte Harry gleichzeitig.
Lady
Gosforth wandte sich an Nell. „Bitte verstehen Sie das nicht falsch, meine
Liebe, aber es ist nun mal so, dass es viel Gerede gibt, seit Harry Sie so
aufsehenerregend aus der Trinkhalle in Bath entführt hat. Wenn Sie nun in
Alverleigh heiraten, ist das ein klares Signal an alle, dass Sie und Harry die
volle Unterstützung des Earl of Alverleigh und der restlichen Familie haben.
Das entzieht einem möglichen Skandal jegliche Grundlage.“
„Es ist der
Familiensitz der Renfrews“, warf Harry ein, „nicht meiner. Ich bin ein
Morant, falls du das vergessen haben solltest.“
Lady
Gosforth winkte ab. „Ach was, nur weil deine Mutter einen Morant geheiratet
hat, bist du selbst noch lange keiner. Mit dem Gesicht bist du durch und durch
ein Renfrew.“ Auf Harrys finsteren Blick hin fügte sie hinzu: „Außerdem
streitest du wohl hoffentlich nicht auch die Verwandtschaft mit Gabriel
ab.“
„Natürlich
nicht!“
„Schön,
denn Gabriel verbringt das Weihnachtsfest mit seiner Frau, Prinzessin Caroline,
in Alverleigh.“
„Wie
bitte?“ Harry machte ein erstauntes Gesicht. „Ich dachte, sie wollten mit
uns feiern!“
„Das tun
sie ja auch. Wir sind alle eingeladen. Die ganze Familie.“ Seine Tante legte
besondere Betonung auf das Wort „ganze“ .
Harry sah
nicht allzu erfreut aus. „Wann ist das denn geplant worden?“
„Ach, schon
vor langer Zeit“, erklärte Lady Gosforth. „Ich glaube, Nash hat das in die
Wege geleitet, als er in Österreich war. Da machte er einen Abstecher nach
Zindaria und verstand sich dort in jeder Hinsicht blendend mit allen.“ Sie
warf Harry einen scharfen Blick zu. „Aber Nash hat ja auch charmante
Manieren.“
Harry
schnaubte abfällig. „Nash ist Diplomat. Charmant zu sein ist sein Beruf.“
„So, wie es
dein Beruf ist, ein Sturkopf zu sein“, gab seine Tante liebenswürdig
zurück.
Seine
Mundwinkel zuckten. „Wenn ich muss, kann ich mit Nash an einem Tisch sitzen –
aber nicht mit Marcus.“
„Marcus?“,
fragte Nell nach.
„Der Earl
of Alverleigh, das Familienoberhaupt und Harrys ältester Bruder“, erklärte
Lady Gosforth.
„Halbbruder“,
brauste Harry auf. „Und er hat mich bis jetzt nicht anerkannt.“
„Doch“,
widersprach Lady Gosforth. „Das hat er getan, als er den Titel übernommen hat.
Du bist derjenige, der ihn nicht
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